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Dieser Typ reibt sich in der U-Bahn gerne an fremden Frauen

Irgendwie sieht er jedoch nicht ein, warum man sein Hobby als problematisch betrachten könnte.

Foto: digboston | Flickr |  CC BY 2.0

Laut einem aktuellen Bericht wurde jede Frau, die in Paris regelmäßig die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, schon einmal auf irgendeine Art und Weise sexuell belästigt. Die Definition von sexueller Belästigung ist dabei zwar ziemlich detailliert, aber von den sogenannten "Frottern" ist trotzdem nirgendwo die Rede. Für diejenigen, die nicht Bescheid wissen: Ein Frotter ist jemand, dem es sexuelles Vergnügen bereitet, sich an belebten öffentlichen Orten an ahnungslosen Passanten zu reiben.

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Voller Sorge durchforstete ich das französischen Gesundheits- und Sex-Forum Doctissimo, wo ich auf eine Unterkategorie namens "Verkehrsmittel-Fantasien" stieß. Dort waren unzählige Frotter-Beichten zu finden, die einen wirklich daran zweifeln lassen, jemals wieder in eine U-Bahn zu steigen. Nachdem ich mich zehn Minuten durch die Berichte gelesen hatte, wurde mir klar, warum es in Japan inzwischen Wagons gib, die ausschließlich für Frauen bestimmt sind.

Ich wollte mehr über diese ganze Sache herausfinden und habe mich deshalb mit ein paar Usern aus dem oben erwähnten Forum in Verbindung gesetzt. Nach einigen ziemlich ausgefallenen Unterhaltungen (erwähnenswert ist hier auf jeden Fall der Transvestit, der sich im Zug gerne ohne Unterwäsche fotografieren lässt) lernte ich Maxine kennen, der mir seinen richtigen Namen aus offensichtlichen Gründen nicht nennen wollte. Der 38-jährige Computertechniker gehört zur U-Bahn-Frotting-Community—die laut ihm schon seit gut 20 Jahren existiert. Ich rief Maxine an, um mich mit ihm über seine Neigung zu unterhalten.

VICE: Hey Maxine. Du hast eine Vorliebe für Frauen in Zügen. Was hat es damit auf sich?
Maxine: Die körperliche Nähe in den öffentlichen Verkehrsmitteln ist einfach eine Sache, die ich jetzt schon seit Jahren sehr erregend finde. Allerdings wird mir dafür in verschiedenen Foren auch sehr viel Hass entgegengebracht: Die Leute nennen mich dann "pervers", "krank" oder "gestört"—diese Adjektive fallen recht oft. Ich will jedoch eine Sache klarstellen: Ich bin kein Sexualstraftäter und habe einer Frau gegenüber auch noch nie eine anzügliche Bemerkung gemacht oder ihre Brüste angefasst. Ich bin nicht das, was man als Triebtäter bezeichnen würde.

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Wenn du das sagst. Wie kam es zu dieser Neigung?
Bis zu meinem 19. Lebensjahr habe ich in einem kleinen Dorf gelebt. Als ich dann nach Paris gezogen bin, fuhr ich zum ersten Mal mit der U-Bahn und das war für mich eine wirklich interessante Erfahrung. Alles war so neu—die Gesichter, die Haare, die Beine, die BH-Träger. Viele Leute empfinden das Pendeln als lästig, aber ich liebe die körperliche Nähe, die Wärme und die Möglichkeit, Frauenkörper aus nächster Nähe betrachten zu können.

Alles hat mit einer Geschäftsfrau angefangen, die ein typisches Business-Outfit trug. Heutzutage würde man sie wohl als MILF bezeichnen. Die U-Bahn war gerammelt voll und deshalb konnte sie nicht anders, als ihre Brüste an mich zu drücken. Ich war damals noch richtig jung und dieser Zwischenfall hat mich verändert. Seitdem verbringe ich einen Großteil meiner Freizeit in der U-Bahn. Im Winter ist es nicht so gut, weil da viele Grippeviren herumgeschleudert und dicke Jacke getragen werden—dadurch komme ich den Frauen nicht so nahe, wie ich das gerne tun würde.

Im Allgemeinen läuft das Ganze folgendermaßen ab: Wenn mir eine hübsche, junge Dame auffällt, dann versuche ich, mich neben sie zu setzen. Anschließend fange ich an, ganz sanft ihre Körpernähe zu suchen und sie zu berühren. Dabei spielen sich auch noch andere Szenarien in meinem Kopf ab.

Ist dir eigentlich bewusst, dass den Frauen solche Typen wie du richtig unangenehm sind?
Man sollte das Ganze nicht so pauschalisieren. Ein paar Frauen sind von mir sicher auch genervt, weil sie sich in diesem Moment nicht wirklich sexy fühlen—zum Beispiel direkt nach der Arbeit. Der Überraschungsmoment spielt da vielleicht ebenfalls eine Rolle. Es gibt jedoch auch Frauen, die die Aufmerksamkeit tatsächlich genießen. Ich bespringe sie jetzt ja auch nicht wie ein Hund oder so. Ich gehe ganz sanft vor und schaffe eine Art körperliche Nähe, aus der dann womöglich sogar mehr entsteht.

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Als ich noch Single war, lächelten mich in der U-Bahn immer mehrere Frauen an. Manchmal konnte ich ihr Interesse richtig spüren. In andere Situation wirft man mir jedoch nur böse Blicke zu. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Leute es gar nicht mal mitkriegen, wenn ich mich ihnen nähere. Ich bin eben eher ein "Gentleman"-Frotter.

Weiß deine Partnerin, was du da machst?
Nein, sie hat keine Ahnung. Ich glaube auch nicht, dass sie mich verstehen würde. Nach dem medialen Aufschrei im Bezug auf U-Bahn-Frotter habe ich mitbekommen, wie sie ganz wütend mit ihren Freundinnen über dieses Thema diskutiert hat. Aber weißt du, ich bin oft in Internet-Foren unterwegs und lerne dort viele Frauen kennen, die die gleichen Fantasien haben. Eine Menge Typen gehen fremd—ich habe jedoch einen Weg gefunden, meiner Partnerin treu zu bleiben und gleichzeitig meine sexuelle Fantasie auszuleben.

Noisey: Welcher Song ist deine U-Bahn-Linie?

Eigentlich ist das im Grunde ja schon sexuelle Belästigung.
Wie bereits gesagt, muss man hier differenzieren können. Ich habe nie eine Frau beleidigt, nie meinen Penis gezeigt und auch nie versucht, meine Hand unter einen Rock zu stecken. So etwas verurteile ich aufs Schärfste. Meines Wissens nach ist es kein Verbrechen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln körperliche Nähe zu suchen—auch wenn es dabei manchmal ungewollt zu einer Erektion kommt. Ich meine, in Clubs ist es ja auch nichts Ungewöhnliches, sich beim Tanzen an einer fremden Person zu reiben, oder? Wenn man das dort macht, wird man doch auch nicht gleich als Perversling bezeichnet. Warum sieht man diese ganze Sache in Zügen mit anderen Augen? Es handelt sich dabei einfach nur um eine Fantasie, genauso wie zum Beispiel das Szenario mit einer Krankenschwester.

Keine Frotter, Foto: Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Nun ja, vielleicht abgesehen von der Tatsache, dass da niemand gegen seinen Willen von einer fremden Person berührt wird.
Ich habe mich immer korrekt verhalten. Schau dich doch mal im Internet um und du wirst sehen, dass ich nicht der einzige Mensch mit solchen Fantasien bin. Es gibt so viele versaute Videos, in denen alles damit anfängt, wie sich zwei Fremde im Zug unterhalten. Das ist schon fast so etwas wie ein Klischee geworden. Da hat doch auch noch niemand Protest eingelegt, nach Zensur geschrien oder eine Entschuldigung für die sexuelle Belästigung gefordert. Bei YouPorn gibt es sogar eine Fantasie-Kategorie. Wenn du dort nach dem Stichwort „U-Bahn" suchst, dann wirst du seitenweise Videos finden, in denen man sich am Anfang noch in einer U-Bahn streichelt.

Alles klar.