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Eine Kalaschnikow in Handarbeit

Jeder am Hindukusch nutzt die Waffen aus Darra Adam Khel, von den Stammeskriegern der Region, militanten Islamisten, den Taliban und jedem, für den eine Kalaschinkow einfach nur ein Zeichen von Männlichkeit ist und als Mode-Accessoire dient.

Die Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan ist wohl die gefährlichste Region der Welt. Wie ihr wisst waren wir ja bereits dort, bevor die pakistanische Armee das gesamte Gebiet für alle Besucher aus dem Westen geschlossen hat. Was wir dort vorfanden war eine Waffenschmiede, die Knarren aus aller Welt für die Konflikte dieser Welt kopiert.

Jeder am Hindukusch nutzt die Waffen aus Darra Adam Khel, von den Stammeskriegern der Region, militanten Islamisten, den Taliban und jedem, für den eine Kalaschinkow einfach nur ein Zeichen von Männlichkeit ist und als Mode-Accessoire dient.

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Der Markt ist bereits hunderte von Jahren alt. Während des 19. Jahrhunderts drückten die britischen Besatzer Indiens ein Auge zu und im Gegenzug durften sie unbehelligt Afghanistan passieren, wo sie ja bereits ordentlich Prügel kassiert hatten. 1970 beschrieb die New York Times Darra als einen Ort in dem die Atmosphäre von „Harter Arbeit, Ehrlichkeit und Freundlichkeit geprägt ist und die meisten Menschen ihren Lebensunterhalt damit verdienen Maschinengewehre, Pistolen und hunderte andere tödlicher Waffen zu produzieren.“

Als die Amerikaner schließlich in den 80er Jahren damit begannen die Taliban mit Waffen für ihren Krieg gegen die Sowjets auszustatten machte das die Situation nicht unbedingt besser, da es nun wortwörtlich das modernste an Kriegsgerät regnete und dieses natürlich in bester DIY-Tradition sofort kopiert wurde.

Der Markt besteht aus unzähligen kleinen Fabriken, die in Häusern aus Lehm und Dung untergebracht sind. die pro Tag 1.000 Knarren, die alle per Hand gefertigt werden ausspucken. Die Verkäufer sind meistens Paschtunen, aus denen sich zumeist auch die Mudschahidin rekrutierten, die den Sowjets in den Arsch getreten haben. Auf Decken und windschiefen Tischen bieten sie nun ihr Panoptikum an Waffen feil: bilige Kopien von Ostblockkopien westlicher Pistolen für 20 Dollar, Pistolen in Form von Kugelschreibern für umgerechnet 6 Dollar, eine AK-47 die in Heimarbeit entstanden ist für etwas weniger als 200 Dollar (importierte chinesische Duplikate kosten 50 Tacken Aufpreis) und jede Menge Kugeln und Munition, die pro Kilogramm verkauft werden. Wer Haschisch sucht bekommt das übrigens auch.

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Als wir vergangenes Jahr zurückkehrten, mussten wir feststellen, dass die Zündschnur dieses Pulverfasses sogar noch etwas weiter runtergebrannt war. Die pakistanische Armee hat die Truppen in der Region, in der sich al-Qaeda und die Taliban ausgebreitet haben aufgestockt und Amerikanische und britische Truppen versuchten die Grenze von Afghanistan aus abzuriegeln. Währendessen blühte die Gewalt in den urbanen Zentren Pakistans auf, wo plötzlich Polizeiwachen in die Luft gejagt oder gleich komplett überrannt und übernommen wurden.

Doch gleichzeitig sind die Städte Pakistans der Schauplatz einer kulturellen Explosion, die eine frische und junge Kunstszene und eine Menge Rock- und Metalbands hervorbrachte. Selbst die Fernsehkanäle senden frei von Zensur, obwohl die Regierung noch immer vollkommen korrupt ist.

Heute wird Darra, wo regelmäßige Bombenattentate auf Moscheen und Schulen normal sind, komplett von den Taliban kontrolliert. Sie decken sich dort mit Waffen ein und überqueren dann einfach die Grenze nach Afghanisten um die NATO zu bekämpfen, oder wenden sich nach Süden um die Pakistanische Armee zu bekriegen.

Anstrengungen diesen Umschlagplatz, der alle Konflikte in der Region mit Waffen versorgt trocken zu legen sind meist aufgrund des Widerstandes der Vereinigten Staaten gescheitert. Durch die Bemühungen der amerikanischen Waffenlobby ist eine Diskussion über den weltweiten Waffenhandel bei der UNO im Sand verlaufen. Es wird geschätzt, dass rund 30 Milliarden Dollar jedes Jahr mit Waffenhandel und Schieberei verdient werden. Man braucht kaum zu erwähnen, dass die USA der größte Waffenexporteur der Welt sind und Pakistan mit 5 Milliarden Dollar für Munition der größte Kunde ist.

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Deshalb wird gerne das Statement herausgegeben, dass die Waffen, die die Taliban in Afghanistan einsetzen aus Ländern wie China oder dem Iran stammen. Dem Iran wird auch vorgeworfen die Aufständischen und Terroristen im Irak mit Waffen versorgt zu haben, während Peking den Großteil der Waffen und Munition für den Massenmord im Sudan geliefert hat.

Während einer UNO Konferenz im Jahr 2008 konnte man nur mit den Augen rollen, als die Delegierten aus China vorgaben keine Waffen in instabile Krisenregionen zu liefern. Pakistan hat dann noch einen draufgesetzt, als sie behaupteten, dass die Waffenkontrolle in Pakistan selber „wasserdicht“ sei.

Die Vereinigten Staaten haben dazu wenig gesagt, ihre Delegierten waren auf der eine Woche langen Konferenz nur für einen Tag vor Ort.

SEHT EUCH HIER THE GUN MARKETS OF PAKISTAN UND TALIBAN IN PAKISTAN ÜBER UNSEREN ZWEITEN BESUCH AM HINUDKUSCH AN!