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Sex

Heulsuse der Woche: Schuldirektor vs. Charlotte Würdig

Ein Lehrer aus Sachsen-Anhalt warnt Teenagermädchen vor Sex mit Muslimen und Sidos Frau kritisiert Daniela Katzenbergers Figur.

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Ein paranoider Schuldirektor

Foto: imago | Manngold

Der Vorfall: Flüchtlinge kommen nach Deutschland. Rechtspopulisten nutzen die Angst und Vorurteile vieler Deutscher, um zusätzliche Ressentiments zu schüren.

Die angemessene Reaktion: Als Pädagoge gegen bewusste Fehlinformation ankämpfen.

Die tatsächliche Reaktion: Dazu aufrufen, Teenagermädchen davor zu warnen, Sex mit „muslimischen Männern" zu haben.

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Lehrer können ziemlich fies sein. Das weiß jeder, der mal versucht hat, um eine bessere Note zu feilschen oder wegen irgendwelcher Nichtigkeiten nachsitzen musste. Jürgen Mannke, Schuldirektor des Goethe-Gymnasiums in Weißenfels und ausgebildeter Deutsch- und Geschichtslehrer, hat es nun allerdings mit nur einem Text geschafft, eine ganz neue Stufe von „unsympathischer Pädagoge" zu erklimmen.

In der offiziellen Verbandszeitschrift des Philologenverbands Sachsen-Anhalt, bei dem Mannke Vorsitzender ist, veröffentlichte er einen Artikel, der mit „Eine Immigranteninvasion überschwappt Deutschland" bereits ziemlich eindeutig anfängt—und auch genau so weitergeht. Besonders interessant: der Part, in dem sich der Pädagoge tiefergehende Gedanken zum sexuellen Wohlbefinden von deutschen Teenagermädchen macht. Wie unter anderem die taz berichtet, wirft er die Frage auf, wie „wir unsere jungen Mädchen im Alter ab 12 so aufklären, dass sie sich nicht auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einlassen." Was so schlimm an oberflächlichen sexuellen Abenteuern mit „oft attraktiven" Männern ist? Immerhin kämen viele der Flüchtlinge „ohne ihre Familien oder Frauen und sicher nicht immer mit den ehrlichsten Absichten." Achso.

Wenig überraschend wurde der Text, in dem laut taz auch jede Menge anderer Unsinn zu lesen war, nicht gerade positiv aufgenommen. In einem skurril anmutenden Rechtfertigungsversuch erklärte Mannke dem MDR, es sei „auf keinen Fall meine Absicht gewesen, ein rechtes Spektrum zu bedienen. Das liegt mir völlig fern". Trotzdem habe er, wie er der Mitteldeutschen Zeitung sagte, sich „vor 1989" den Mund nicht verbieten lassen und würde es auch jetzt nicht tun. Deswegen scheint es ein bisschen überraschend, dass in der Online-Version der Verbandszeitschrift die Seite fehlt, auf der der Artikel laut Inhaltsverzeichnis zu finden war. Und da soll sich noch mal jemand über fehlende Transparenz bei der „Lügenpresse" beschweren.

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Heulsuse #2: Charlotte Würdig

Der Vorfall: Daniela Katzenberger zeigt in einem Foto, wie viel sie nach der Geburt ihres ersten Kindes schon abgenommen hat. Charlotte Würdig sieht das Foto.

Die angemessene Reaktion: Sich als ebenfalls Mutter freuen und daran denken, wie schwer das damals für einen selbst war, den Babyspeck wieder loszuwerden.

Die tatsächliche Reaktion: Der frischgebackenen Mama vorwerfen, dass da „noch mehr" möglich gewesen wäre und sich anschließend über das negative Feedback aufregen.

Um das Voting in dieser Woche ein bisschen aufzulockern (es gibt ja genug wirklich schlimme Dinge da draußen), stammt unsere zweite Heulsuse diese Woche aus der schillernden, bunten Welt der D-Promis. Charlotte Würdig, TV-Moderatorin (nicht mehr ganz so präsent) und Instagram-Fitness-Guru (ziemlich präsent) ist nicht nur die Frau von Sido, der schon ziemlich früh gelernt hat, Scheiße (ein semi-optimales Kifferleben ohne Perspektive) zu Gold (Hunderttausende verkaufte Platten) zu machen, sondern hat sich von ihrem Mann auch businessmäßig ein bisschen was abgeguckt.

Als Daniela Katzenberger, ebenfalls TV-Persönlichkeit und sehr blond, kürzlich stolz ein Bild ihres Bauchs präsentierte, der nur wenige Wochen nach der Geburt ihres ersten Kindes schon wieder erstaunlich flach war („Zwischen diesen beiden Bildern liegen genau 11 Wochen und 18 Kilogramm"), witterte die gute Charlotte die perfekte Möglichkeit, öffentlichkeitswirksam Werbung für ihr eigenes Fitnessprogramm zu machen. „Liebe Daniela, bei allem Respekt, das geht noch besser" postete sie ihrerseits auf Instagram und bewies damit, dass Mütter sich scheinbar nicht nur dann battlen, wenn es darum geht, wessen Kind als Erstes ordentlich lesen kann.

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Laut Wissenschaft gibt es kaum etwas Beschisseneres, als Kinde zu kriegen.

Die „Katze" reagierte überraschend zurückhaltend (oder war vielleicht auch einfach nur ein bisschen fassungslos über diesen Seitenhieb aus dem Nichts) und erklärte gegenüber RTL: „Ich glaube, dass Charlotte wahnsinnig stolz ist auf ihren After-Baby-Body. Ich finde es immer wieder sehr cool, wenn jemand das so macht und die Disziplin und Härte hat. Aber ich war lieber daheim und habe gestillt. […] Ich fand sie sympathisch und finde sie immer noch sympathisch. Ich denke, das ist eher so ein Marketing-Ding, weil sie ja auch diese Abnehmkurse anbietet." Ihr Mann, Lucas Cordalis, gab sich da etwas offensiver und sagte, durchgestählte Frauenkörper nicht weiblich zu finden. Fair enough, schließlich hat jeder eine andere Vorstellung von Attraktivität.

Charlotte Würdig wiederum schien nicht damit gerechnet zu haben, dass es da draußen Leute geben könnte, die ihre abfällige Äußerung negativ auffassen könnten. Als sich die wütenden Reaktionen unter ihrem Instagram-Post häuften, löschte sie den Beitrag und stilisierte sich in einem anschließenden Rechtfertigungsversuch als wahres Opfer der ganzen Sache—ganz so, als hätte sie die Situation nicht überhaupt erst losgetreten. „Das war null als Diss gemeint, sondern mit einem Augenzwinkern. Schließlich sitzen wir im selben Boot. Aber was sich da entwickelt, hat den Rahmen absolut gesprengt. Das war so gehässig und unter der Gürtellinie. Leider blieb mir keine andere Wahl." Ob sie durch diese Aktion mehr Leute von ihrem Fitnessprogramm überzeugt hat? Fragwürdig.

Letzte Woche: Mario Barth verursacht einen Unfall und stilisiert sich anschließend als Opfer, und ein sächsischer Feuerwehrmann will keine Brände in Flüchtlingsheimen löschen.

Der Gewinner: der flüchtlingsfeindliche Feuerwehrmann!