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Für Zwangsstörungen gibt es keine richtige „Heilung", doch wie die meisten psychischen Erkrankungen kann man auch sie mit den richtigen Medikamenten unter Kontrolle bringen. Tony bekommt täglich zwischen 40 und 60 mg Paroxetin (ein Standardmittel bei Zwangsstörungen). Diese Mittel helfen ihm zwar, können aber trotzdem nicht bewirken, dass es ihm so gut geht, wie er sich das selbst wünschen würde. Aber ganz ohne Medikation wird es erst recht nicht besser.Nach einem Jahr Beziehung weiß ich schon recht gut, was ich zu beachten habe. Ich versuche natürlich, meinem Partner, so gut ich nur kann, zur Seite zu stehen. Doch einen Partner mit Zwangsstörungen zu unterstützen, ist eine 24/7-Herausforderung. Ich bin selbst in einer Tour angespannt und mache mir ständig darüber Gedanken, was ihn als Nächstes aus der Bahn werfen könnte. Gleichzeitig macht es mich sehr traurig, dass es so etwas wie einen normalen Alltag für uns einfach nicht geben kann. An Spontanität ist aufgrund seiner Erkrankung leider nicht zu denken. Und wo alles und immer vorausgedacht werden muss, ist leider für Romantik nur sehr wenig Platz.Trotzdem ist Tony die Person, die ich liebe. Tony zu beobachten, hat mich zu einem einfühlsameren Menschen gemacht, in mir aber auch eine tiefe Traurigkeit entstehen lassen, weil ich den Teil von ihm, der ihn so sehr leiden lässt, nicht ausstehen kann. In ruhigen Momenten erinnere ich mich selbst daran, dass Tony mit einer furchtbaren Erkrankung zusammenleben muss und dass er, wenn er könnte, sein Verhalten sofort ändern würde.Bevor ich Tony kennengelernt habe, habe ich immer schmunzeln müssen, wenn einer von meinen Freunden über sich selbst meinte: „Mist, ich wieder mit meinen Zwangsneurosen." Heute kann ich darüber nicht mehr wirklich lachen.Motherboard: Menschen, die zwanghaft alles vollkritzeln müssen, leiden an Graphomanie