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Campus, Sex und Ravioli

Sechs gute Gründe, warum ihr euer Studium sofort abbrechen solltet

Fick dich, Uni! Du hast mich zu einem verarmten Alkoholiker mit Prüfungsphobie gemacht.
Foto: spDuchamp | Flickr | CC BY 2.0

Foto: spDuchamp | Flickr | CC BY 2.0

Wir haben euch bereits einige Argumente geliefert, warum ihr eure Studienzeit so lang wie möglich auskosten solltet. Während meine reizende Kollegin an der Uni die Zeit ihres Lebens hatte, habe ich über drei Jahre hinweg sehnsüchtig auf den Moment gewartet, an dem ich meine Vorlesungsunterlagen endlich gesammelt in den Müll schmeißen kann. Für alle, die nicht planen, sich ihre Inskriptionsbestätigung gerahmt übers Bett zu hängen, kommen jetzt die besten Gründe dafür, das Leiden eher früher als später zu beenden.

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1. GELD

Foto: Maik Meid | Flickr | CC BY-ND 2.0

Ja, mit Studentenausweis kommt man billiger ins Kino oder in den Zoo. Zur Verdeutlichung der unfassbar großen finanziellen Vorteile des Studentendaseins anbei aber mal eine Liste von Dingen, die es auch für die junge, geistige Elite nicht günstiger gibt: Wohnungen, Bausparverträge, Künstlerschals, Milchprodukte, Bekleidung, Tiernahrung, Alkohol, The Last of Us für die Playstation, Wurst. Niemand wird euch für kreditwürdig halten und spätestens nach den ersten acht Wochen Tütensuppen-Diät werdet ihr die romantisierte Vorstellung des armen, spartanisch lebenden Intellektuellen vollkommen abgelegt haben.

Natürlich gibt es Möglichkeiten, sich vom Staat bei der Ausbildungsfinanzierung unter die Arme greifen zu lassen. Was viele aber erst auf die harte Tour lernen müssen: Die Familienbeihilfe (von der ihr eigentlich bis zur Vollendung des 24. Lebensjahres Kindergeld bekommen solltet) und die Studienstipendienstelle sind einfach nur schlimme Einrichtungen. Erst terrorisieren sie euch monatelang mit immer neuen Unterlagen-Einforderungen, dann rechnen sie euch in einem offiziellen Schreiben vor, wie viel Geld ihr theoretisch von ihnen bekommen würdet—wenn eure Eltern nicht drei Cent zuviel verdienen würden. Solltet ihr zu den Glücklichen gehören, die Studienbeihilfe bekommen, werdet ihr trotzdem dazu gezwungen sein, unterhalb der Armutsgrenze zu leben. Sobald ihr nämlich ein bisschen zu motiviert seid und neben eurem Studium tatsächlich einen Job abgegriffen habt, bei dem ihr nicht total beschissen bezahlt werdet, werden euch sofort die staatliche Zuschüsse gekürzt. Was im Allgemeinen eine unfassbare Frechheit ist, weil ihr den Scheiß im Regelfall sowieso zurückzahlen müsst.

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2. KOLLEGEN

Foto: www.audio-luci-store.it | Flickr | CC BY 2.0

Es gibt Vorurteile über Studierende. Die meisten sind eher negativ. Nerdige Brillenschlangen, die über nichts anderes reden als ihre nächste Hausarbeit und jede auch noch so nervige Zusatzaufgabe freudestrahlend erledigen, weil sie kein verdammtes Leben haben. Bevor ich angefangen habe zu studieren, habe ich das für ein absolut verallgemeinerndes und unzutreffendes Vorurteil gehalten. Nach sechs Semestern wurde ich allerdings eines Besseren belehrt. Nicht alle sind so, aber einige, und genau diese Leute werden euch das stundenlange Herumsitzen in Vorlesungssälen zur absoluten Hölle machen. Ich meine, wirklich: Welche geistig gesunde Person benutzt Papyrus als Schriftart für seine Präsentation? Nehmt eure PowerPoint-Effektfolien und verpisst euch in den Prater. Wer jemals in einer Rundmail-Absprache zu irgendwelchen Gruppenarbeiten gefangen war, die sich primär um die Frage drehte, welcher Name zuerst auf dem Deckblatt steht, wird meinen Schmerz verstehen. Unter dem Druck der Notenvergabe werden Menschen zu Tieren.

3. DOZENTEN

Foto: houston, I am the problem | Flickr | CC BY-ND 2.0

Befreit euch von der Mär, dass eure Professoren fähige, allwissende Götter sind, die nichts anderes wollen, als eure aufnahmebereiten Köpfe mit unendlich viel Wissen zu füllen. In aller Regel sind diejenigen, die euch zur geistigen Elite unseres Landes formen sollen, unterbezahlte, frustrierte Intellektuelle ab Mitte 40, die nicht einmal vor dem eigenen Spiegelbild frei sprechen könnten. Ihr als Student verkörpert genau das, was sie hassen: Junge Menschen, die das Leben mit all seinen Möglichkeiten noch vor sich haben. Egal ob Arschloch-Fragen in geisteskrank-umfangreichen Prüfungen, penibel kontrollierte Anwesenheitslisten oder komplett willkürliche Notenvergabe: Dozenten haben ihre Mittel und Wege, deinen Willen zu brechen, und sie werden sie nutzen.

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4. KARRIERE

Foto: Will Folsom | Flickr | CC BY 2.0

Sicherlich: Es gibt Studiengänge—insbesondere im gestalterischen, naturwissenschaftlichen oder industriellen Bereich—, bei denen der Lehrplan vor allem praktisch orientiert und auf irgendeine Art und Weise sinnvoll erscheint. Aber ganz ehrlich: Als jemand, der irgendwas aus dem erweiterten Feld der Kulturwissenschaften studiert hat, habt ihr einfach die Arschkarte gezogen. Ihr seid selbst mit abgeschlossenem Masterstudium zu nichts Konkretem befähigt, und die Arbeitswelt wird euch auslachen, während sie mit den Lacoste-Hemd tragenden Wirtschaftswissenschaftlern Koks von all euren literarischen Schätzen zieht. Andere Bereiche neben BWL, in denen euer Studienwisch unter Umständen etwas wert ist: Maschinenbau, Medizin, Lehramt. Es mag hart klingen, aber auch im Jahr 2014 zählt beim erfolgreichen Aufbau einer Karriere vor allem eins: Kontakte und Berufserfahrung. Und die gibts nicht zum veganen Risotto in der Mensa.

5. AUSSENWIRKUNG

Foto: Max Braun | Flickr | CC BY-SA 2.0

Ja, schon meine reizende Kollegin hat sich mit dem oftmals nicht sehr differenzierten Bild des Studenten in der Öffentlichkeit auseinandergesetzt und auch in diesem Artikel bin ich bereits auf die übermotivierte Nerdfraktion unter den Universitätsbesuchern eingegangen. Wenn sich die Welt da draußen aber nicht gerade über unerträgliche Streber ohne Sozialleben das Maul zerreißt, sieht sie Studenten vor allem als faule Nichtsnutze. So etwas sollte eigentlich an einem abprallen, aber nach der dritten Woche ohne Schlaf, Freizeit und feste Nahrung wird man doch etwas dünnhäutig, wenn man flächendeckend als hipper MacBook-Besitzer, der nichts anderes tut, als auf Kosten seiner Eltern feiern zu gehen, dargestellt wird. Das ist nicht die Realität, Leute. Und sie tut weh.

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6. DAS STUDIUM AN SICH

Foto: LearningLark | Flickr | CC BY 2.0

Vergesst die Geschichten von Vorlesungen, die ihr sowieso nicht besuchen müsst und für deren Bestehen ein fünfminütiger Vortrag am Ende des Semesters reicht. Anfangs werdet ihr wirklich noch daran glauben, intellektuell beflügelt in eine neue Phase eures Lebens einzutreten. Irgendwann werdet aber auch ihr keine Lust mehr auf das Diskutieren des Diskutierten willens haben. In einer meiner ersten Vorlesungen wurde mir mitgeteilt, dass es bis zum fünften Semester nicht notwendig ist, zu irgendetwas eine eigene Meinung zu haben und deswegen hätte es mich eigentlich nicht überraschen sollen, dass man als Bachelorstudent im Allgemeinen behandelt wird wie ein geistig zurückgebliebener Berufsschüler. Prüfungen sind ätzend und Hausarbeiten schreiben lehrt euch vor allem, möglichst clever die Tatsache zu vertuschen, dass ihr die Bücher aus dem Literaturverzeichnis nicht ausgeliehen, sondern einfach nur Passagen aus der Google-Books-Vorschau abgeschrieben habt.

Selbst wenn ihr etwas studiert, das euch irgendwie erfüllt und das Gefühl gibt, eure Jugend nicht wegzuwerfen, macht das eure Zeit an der Uni nicht erträglicher. Seminare mit Anwesenheitspflicht oder mehrmonatige Vollzeit-Praktika machen es quasi unmöglich, so etwas wie einer geregelten Arbeit nachzugehen, respektive auch nur ansatzweise verlässlich euer Leben finanzieren zu können. Nach Monaten, in denen ich pro Nacht nur vier Stunden Schlaf bekommen habe, weil neben unbezahltem 40-Stunden-Praktikum und Job auch noch Leistungsnachweise abgegeben werden mussten, hatte ich genau zwei Möglichkeiten: Entweder ich weine mich jede Nacht mit einer Flasche Wein in den Schlaf oder ich prostituiere mich. Ihr habt, nach all den gesammelten Weisheiten hier, noch eine Dritte: Verbrennt eure Inskriptionsbestätigung und verlasst die Hochschule eurer Wahl auf Nimmerwiedersehen.