Warum sind wir von Serienmördern besessen?

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THE CROWN AND SCEPTER ISSUE

Warum sind wir von Serienmördern besessen?

,Psycho', Charles Manson und Nazis: Die Menschheit ist besessen von der Unfassbarkeit des Bösen.

Ein Zombie aus der Geisterbahn Baldwin Asylum macht bei der Convention eine Pause.

Aus der Crown and Scepter Issue

Brian Ward ist besessen von den dunkelsten Kapiteln der Geschichte—dem Makabren, dem Grauenerregenden, dem Unerklärlichen. Das Leben des 42-jährigen Justizvollzugsbeamten dreht sich fast ausschließlich um Verbrechen. Beruflich bewacht er Häftlinge, die wegen Drogenbesitzes und ähnlicher Straftaten sitzen, doch in seiner Freizeit beschäftigen ihn Serienmörder, Bankräuber und Mafiabosse. Aus dieser Faszination ist auch die Dark History Convention in Champaign, Illinois, entstanden.

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Ich habe das zweite jährliche Festival im September besucht, um mich ein Wochenende lang mit den Einzelheiten berühmter Schießereien, Massenmorde und Entführungen zu beschäftigen.

„In erster Linie bin ich fasziniert von Geschichte", sagte mir Ward. „Wenn wir die Vergangenheit ignorieren, dann machen wir nur immer wieder dieselben Fehler … [Sektenführer] Jim Jones in den 70ern, dann David Koresh in den 90ern. Das sind alles Lektionen, die man versäumt hat zu lernen."

Bei der Convention ging es um berüchtigte Verbrecher der Popkultur, wie Bonnie und Clyde, John Dillinger und Bugsy Siegel: Gestalten der Unterwelt, die durch Hollywoodfilme bekannt sind. Doch weniger kinofreundliche Figuren, wie die Serienmörder Jeffrey Dahmer, John Wayne Gacy und H. H. Holmes, waren ebenfalls vertreten.

Die Dark History Con untersucht die US-Geschichte anhand grausamer Verbrechen, die von Einzelgängern verübt wurden. Normale Menschen sind so besessen von diesen Personen wie Comicfans von ihren Marvel-Helden. Es gab junge Männer in voller Nazi-Uniform und Studentinnen, die Gegenstände sammeln, die im Zu­sammenhang mit Morden stehen.

Doch woher kommt diese Besessenheit von den dunkelsten Schandflecken der Geschichte?

„Die Leute sind sehr interessiert an diesen Themen", sagte mir Stephen J. Giannangelo, Dozent an der University of Illinois at Springfield und Autor von Real-Life Monsters: A Psychological Examination of the Serial Murderer. „Die Taten von Bonnie und Clyde oder John Dillinger waren damals genauso beliebt, wie wahre Verbrechensgeschichten es heute sind. Alte Schwarzweißfilme wie Kaltblütig und Psycho waren extrem erfolgreich. Und heutige Zuschauer sind schwerer zu beeindrucken. Als Charles Manson auf dem Titel von Rolling Stone war, waren seine Verbrechen unvorstellbar. Heute wirken sie durchschnittlich."

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Scott Bonn, Autor von Why We Love Serial Killers: The Curious Appeal of the World's Most Savage Murderers, meint, die Faszination sei typisch menschlich. Er sagte mir, es gehe um „den Adrenalinkick und darum, so nah wie möglich ans Feuer zu kommen, ohne sich zu verbrennen. Es ist auch eine Katharsis für unsere eigenen düsteren Gedanken und Neigungen."

Wir waren in der Tat nah am Feuer. Vielleicht waren wir nicht nur da, um zu gaffen, sondern um Erleichterung darüber zu spüren, dass diese Taten nicht gegen uns verübt wurden. Oder von uns.

Polizeifotos von Serienmördern am Stand des Filmemachers John Borowski.

Zombies aus dem Baldwin Asylum posieren mit der Mystery Machine aus Scooby-Doo.

Ein junger Besucher am Stand der früheren psychiatrischen Anstalt und heutigen Geisterbahn Ashmore Estates.