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Wie der Sohn eines Mafioso dem IS den Krieg erklärte

Giovanni Gambino ist derzeit in aller Munde, weil seine Aussagen über die Kampfbereitschaft der Mafia gegen den Islamischen Staat in einer Pressemitteilung zitiert wurden.

Derzeit berichtet jeder darüber, wie Giovanni Gambino—der Sohn des berüchtigten Mafioso Francesco Gambino—darüber redete, dass die sizilianische Mafia dazu bereit ist, gegen den Islamischen Staat in den Krieg zu ziehen.

„Mafia-Erbe warnt den IS davor, nach New York zu kommen, und wirft den ‚Hollywood-Gangstern' De Niro und Pacino gleichzeitig vor, nichts gegen die Terroristen zu ‚unternehmen'" heißt es ganz feinsinnig in der Daily Mail. Das von der russischen Regierung finanzierte Nachrichtenportal RT zitierte Gambino in einer frühen Version eines Artikels (der auf Facebook mehr als 56.000 Likes bekam) etwas ausführlicher: „Die Welt ist heutzutage sehr gefährlich geworden. Die Leute aus New Yorker Gegenden mit sizilianischen Verbindungen können sich jedoch sicher fühlen", meinte er. „Wir sorgen dafür, dass unsere Freunde und Familien vor den Extremisten und Terroristen geschützt werden—und dabei meinen wir vor allem die brutale und psychopathische Organisation, die sich selbst als Islamischen Staat bezeichnet."

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Große, ja sogar potenziell virale Worte. Aber woher genau stammen sie eigentlich? RT verweist auf einen Reuters-Artikel (Link wird jedoch keiner angegeben), der sich wiederum wohl auf ein Interview von NBC News beziehen soll. Bei besagtem Reuters-Artikel handelt es sich jedoch nur um eine Pressemitteilung vom 19. November und das darin eingebettete Video zeigt ein Interview aus dem Jahr 2012, in dem Gambino sein Buch Prince of Omerta promotet. Um die ganze Sache noch verworrener zu machen: Eigentlich spricht der Mafioso-Sohn dabei mit Moderatoren von Good Company, einer Talkshow aus Cleveland, und während der im YouTube-Clip gezeigten Unterhaltung wird das Thema IS kein einziges Mal angesprochen (anscheinend wurde das Video falsch betitelt). Falls Gambino in letzter Zeit wirklich bei NBC News zu Gast war, dann konnten wir dieses Video nicht finden.

Woher kommen dann die Aussagen der Pressemitteilung, die sich so rasend schnell verbreitet haben? Um die Sache aufzuklären, haben wir Joseph Savoy angerufen—einen Freund Gambinos, der in der Mitteilung auch als Kontakt angegeben wird. Savoy meinte uns gegenüber, dass er sich zwar nicht ganz sicher sei, wie das Video von 2012 in den Artikel gerutscht ist, die Aussagen jedoch „direkt von Giovanni" stammen würden, denn „so denkt er über diese ganze Angelegenheit."

Abgesehen von der Verwirrung um die Herkunft der Zitate scheint Gambino die Aufmerksamkeit zu genießen. Selbst wenn das NBC News-Interview, das in der ersten Zeile der Pressemitteilung genannt wird, niemals stattgefunden haben sollte, so wurden die Aussagen des Mafioso-Sohns trotzdem von Medienkanälen aus der ganzen Welt aufgegriffen. Inzwischen wird der Mobster sogar schon darum gebeten, seine Meinung ausführlicher darzulegen. So war Gambino vor Kurzem Gast in Michael Savages politisch rechts einzuordnenden Radioshow Savage Nation und meinte dort: „Wir müssen uns zusammen gegen das Monster stellen, das der IS ist." Dazu behauptete er, dass der Islamische Staat Angst davor hätte, in den USA tätig zu werden, weil „die Sizilianer sofort reagieren würden."

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Außerdem erzählte Gambino noch seine Version der in Republikaner-Kreisen jetzt plötzlich wieder beliebten Geschichte, dass amerikanische Muslime nach den Terroranschlägen vom 11. September gejubelt und gefeiert hätten: „Als die Zwillingstürme des World Trade Centers einstürzten, gingen die Leute in der Brooklyner Gegend Bay Ridge auf die Straße und feierten", meinte er Savage gegenüber. „Ich wohne dort und habe das Ganze mit eigenen Augen gesehen. Die Polizei hat sie dabei sogar noch beschützt."

In der Pressemitteilung heißt es weiter, dass Gambino mit wichtigen Filmproduzenten in Verbindung steht und in Hollywood zu einer angesehenen Persönlichkeit aufsteigen will.