Wir haben die russischen Nachtwölfe bei ihrer Kranzniederlegung in Wien begleitet

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Wir haben die russischen Nachtwölfe bei ihrer Kranzniederlegung in Wien begleitet

Und ihre Tour geht noch weiter: bis nach Berlin.

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Am Freitagnachmittag statteten die sogenannten Nachtwölfeeine kremeltreue Bikergang aus Russland—das zweite Jahr in Folge Wien einen Besuch ab. Bereits ab Mittag sammelten sich Sympathisanten der Biker am Schwarzenbergplatz, wo die Nachtwölfe in Gedenken an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Roten Armee eine Kranzniederlegung am sogenannten Russendenkmal begingen.

Die etwa 30 Unterstützerinnen und Unterstützer, die stundenlang auf die Ankunft der Biker warteten, waren ebenfalls gekommen, um den Soldaten der Sowjetunion zu gedenken. Neben ein paar wenigen Österreichern und einer Delegation der russischen Botschaft, waren es vor allem in Österreich lebende Russinnen und Russen, die mehr ihre Liebe zu Putin zum Ausdruck brachten, als die Rolle der Roten Armee bei der Befreiung von Wien zu thematisieren.

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Eine Russin mit Putin-Shirt wetterte im Gespräch mit VICE vor allem gegen den US-republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und die "ukrainischen Aggressoren": "In der Ukraine herrscht totaler Faschismus. Da sitzen nur Neonazis in der Regierung. Putin ist der größte Antifaschist. Darum musste er auch eingreifen. Putin beschützt Russland vor dem aufkeimenden Faschismus!"

Auch Angelo ist davon überzeugt, dass Putin aktuell der beste Politiker ist. Für ihn ist es wichtig, auch dem heutigen Russland noch "Danke!" für die Befreiung Wiens zu sagen. "Von den vier -ins—also Lenin, Stalin, Rasputin und Putin—ist Putin der beste, weil er eigentlich nicht sehr viel macht, aber wenn er was macht, dann Nägel mit Köpfen", bringt Angelo seine Begeisterung für das russische Staatsoberhaupt zum Ausdruck. Er ist überzeugt davon, dass Putin keine aggressive Politik betreibe. "Da könnt sich die EU ein Beispiel nehmen. Putin will keinen Krieg", meint er.

Angelo wird auch die nächsten Tage am Schwarzenbergplatz sein. "Bis zum 22. Mai gehört der Schwarzenbergplatz uns, dann schauen wir weiter." Trotzdem wird Angelo bei der kommenden Bundespräsidentschaftswahl Norbert Hofer wählen. "Aber nur, weil er die Sanktionen gegen Russland ablehnt", erklärt Angelo.

Und dann ist es soweit. Nachdem gegen 14:30 Uhr drei aus Deutschland angereiste Mitglieder des russischen Motorradclubs eingetroffen sind und betont haben, dass sie nicht zu den Nachtwölfen gehören, rollen um 15:20 Uhr an die 50 schwere Maschinen am Schwarzenbergplatz ein—begleitet von russischer Marschmusik, geschmückt mit russischen und sowjetischen Fahnen.

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Die Männer und Frauen tragen rote und schwarze Tücher vor dem Gesicht. Viele davon sind mit Hammer und Sichel bestickt. Manche haben Stalin-Tatoos. Nach kurzen Handshakes, Umarmungen und viel Applaus für die geschaffte Tour, geht es in Begleitung der Botschaftsdelegation zum Denkmal. Zwei Biker tragen den Kranz die Stufen hinauf, legen ihn nieder und bekreuzigen sich. Im Anschluss werden noch rote Rosen um den Kranz herum verstreut, dann ist das Spektakel auch schon zu Ende. Morgen geht es für die Biker weiter. Bis Berlin wollen sie noch fahren.

Paul auf Twitter: @gewitterland