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Wahlen 2015

Die Wahlkampf-Fails der Woche

Die FPÖ ruft die Oktoberrevolution aus, Grüne und Neos teilen sich eine Plakatidee, ÖVP und FPÖ streiten sich um „Mei Dahoam" und Robert Lugar ist ein unpolitischer Berufspolitiker.

Foto: Werner Faymann | Flickr | CC BY 2.0

Es ist gar nicht immer so einfach zu sagen, was genau ein Fail ist und was nicht. Das stimmt in der Politik und im Wahlkampf noch mehr als überall sonst. Allerdings liegt es meistens daran, dass irgendwie jeder Wahlkampf-Move—jedes Plakat, jedes interview, jede OTS-Aussendung und jede Protestaktion—ein bisschen nach Fail aussieht.

Wenn die SPÖ Stimmung gegen sich selbst macht und auf ihren Plakaten die Wähler darauf hinweist, dass uns auch die coolste Stadt nichts bringt, wenn wir keinen Ausbildungsplatz haben—ist das dann ein Fail oder doch ganz einfach mutig? Wenn Der Wandel für die Flüchtlinge in Traiskirchen WLAN einrichtet und es in bestem Politwerbesprech „WandeLAN" nennt—ist das dann schamlose PR auf dem Rücken der Ärmsten oder doch ganz einfach praktische Hilfe, die die Menschen dort dringend nötig haben?

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Der Grat zwischen Mut und Dummheit ist in der Politik ein schmaler. Umso verständlicher ist es leider auch, dass die Parteien vor Mut ziemlich viel Angst haben. Umso unglaublicher ist es auf der anderen Seite, dass manche ihrer Vertreter mit voller Ignoranz nach vorne preschen und sich mit Saloon-Videos, Hoamat-Gesängen oder wiederholten Sagern von Flüchtlingen, die sich anurinieren und in Militärflieger gehören, in die Nesseln setzen.

Und weil wir unmöglich selbst entscheiden können, was davon die wirklich schlimmsten Fails sind, lassen wir euch einfach wöchentlich darüber abstimmen (weil Demokratie und so). Das hier ist das Ergebnis von letzter Woche:

Gratulation, Marcus Franz—auch weiterhin ist die einzige Disziplin, in der Sie gewinnen, das fragwürdige Posten von sexistischen oder allgemein menschenverachtenden Aussagen. Whoop, whoop! Und hier die neuen Wahlkampf-Fails der Woche. Am Ende des Artikels könnt ihr auch diesmal wieder abstimmen.

FPÖ ruft Oktoberrevolution aus

Foto: Screenshot fpoe.at

Eigentlich sollte uns schon lange nichts mehr überraschen, was von der FPÖ kommt. Ihr Wahlkampf ist schon seit längerem pures Dada und ihre Presseaussendungen ein Sammelsurium an Politperlen direkt aus dem Kaugummi-Automaten.

Sogar, dass die FPÖ neben den Nationalisten auch die Sozialisten (no pun intended) abgreifen will, ist eigentlich etwas, woran wir uns spätestens gewöhnt haben, als sich der Strache-Trupp zum ersten Mal als „soziale Heimatpartei" und (noch unter Haider) als „neue Arbeiterpartei" bezeichnet hat. Wie weit das Links-Fischen dabei gehen kann, hat der Ring Freiheitlicher Jugend mit seinen StraCHE-Guevara-Shirts gezeigt—zusätzlich zum Spruch „Che Guevara ist tot, es lebe HC StraCHE" gab es damals auch den ironischen Sager: „Vota el pardido de la libertad" mitgeliefert (wegen Freiheit und Freiheitskämpfer und Freiheitliche, versteht ihr?).

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Und obwohl wir eigentlich vorbereitet waren, hat es uns kürzlich wieder gerissen, als der Blauäugler erneut mit einem tiefroten Schmäh aufwartete und auf einem Plakat die Oktoberrevolution (mit Revolution unter Anführungszeichen) verkündete. Wir fragen uns, ob der Kickl'sche Denktank die Sache wirklich bis zum Ende durchgedacht hat. Immerhin ging die Oktoberrevolution nicht für alle Beteiligten gut aus; Wladimir Iljitsch Lenin starb nur 7 Jahre später und Leo Trotzki wurde 13 Jahre nach der geglückten Revolution ermordet. Mal ganz abgesehen davon, dass die Revolution, naja, nicht von Rechten angeführt wurde. Und dass im Reim auf dem Poster das Versmaß nicht stimmt.

ÖVP und FPÖ streiten sich um „Dahoam"-„Hit"

Foto: Screenshot Youtube

Auch in Oberösterreich geht's hart zur Sache. Die regierende ÖVP präsentierte kürzlich ihren Wahlkampfsong „Mei Dahoam", gesungen vom Duo Sabine „Sassy" Holzinger und Eric Papylaya. Die Panorama-Aufnahmen im Musikvideo sehen so kitschig aus wie in „Bound 2" von Kanye West, sind hier aber eher nicht ironisch gemeint und außerdem wurde Kim Kardashian durch eine Schar Florianer Sängerknaben ersetzt.

Dann tauchte jedenfalls ein weiteres „Mei Dahoam" Video auf. Es beginnt gleich, der selbe Song, die selben Bilder, doch dann switchen die Aufnahmen plötzlich auf ein typisches FPÖ-Bierzelt Event-jeder trinkt drei Bier gleichzeitig, Strache schwenkt Rot-Weiss-Rot Fahnen, dezente Schweiss und Urin Note in der Luft, ihr wisst was gemeint ist.

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Dieses Video wurde wiederum von einigen FPÖ-Funktionären und sogar Strache selbst auf Facebook gepostet. Die ÖVP war darüber entzürnt, sprach von einer „Sauerei" und prüfte rechtliche Schritte aufgrund des „Mei Dahoam"-Plagiats. Mittlerweile wurde die FPÖ-Variante jedenfalls aus allen Kanälen entfernt. Vielleicht werden Schwarz und Blau ja sogar wieder Best Friends.

Robert Lugar der Unpolitiker

Robert Lugar ist alles. Bei der FPÖ, beim BZÖ, dann beim TS, dann mal Klubobmann, dann wieder nicht und dann doch wieder. Und tanzen kann er auch wunderbar, Dieter Bohlen findet er auch super und ob er Frank Stranch noch mag, da sind wir uns nicht ganz sicher. Auf jeden Fall mag er Alkohol und schlechte Musik—das haben wir mit eigenen Augen im Palais Palffy vor der Nationalratswahl gesehen.

Robert Lugar ist viel—nur politisch ist er laut eigener Aussage nicht. Das mag ein wenig komisch wirken, vor allem wenn man bedenkt, dass der Mann sehr viele tausend Euro damit verdient, Berufspolitiker zu sein. Aber gut, was erwarten wir uns noch vom Team Stronach? Eh genau solche Dinge. Politik jedenfalls nicht.

Grüne und Neos teilen sich eine Plakatidee

Foto: wien.gruene.at, facebook/neos.wien

Die Neos haben als eine der ersten Parteien begonnen, für den Wien-Wahlkampf zu plakatieren. Ob man ihnen die Forderung „G'scheite Kinder statt g'stopfte Politiker" abnimmt, ist die eine Frage. Ob es für die Grünen Sinn macht, den selben Gedanken zu plakatieren, die andere. Sie verlieren sowieso schon Stimmen an die Neos—jetzt wäre die Zeit gekommen, sie ganz klar abzugrenzen. In Bildungsfragen sind sich die Parteien nicht unähnlich.

Die Spitzenkandidaten der Neos, Beate Meinl-Reisinger, ist empört. Sie habe sich von Vassilakou und den Grünen mehr erwartet, „als einfach nur als Trittbrettfahrer auf den NEOS-Zug aufzuspringen".

Und hier geht's zur Abstimmung: