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Politik

Vom indischen Adoptivkind zum SVP-Wutschweizer: Wer ist Naveen Hofstetter?

Der Werdegang eines Schweizer Rechtspopulisten.
Screenshot Facebook

Das Facebook-Video des SVP-Politikers Naveen Hofstetter, in dem er im Stammtischsprech gegen die erleichterte Einbürgerung der dritten Generation wettert, sorgt gerade für viel Wirbel im Netz. Kommentatoren werfen ihm vor, von der SVP instrumentalisiert zu werden und verstehen nicht, wieso er mit seinen sichtbar ausländischen Wurzeln gegen Migration in der Schweiz sein kann. Wer ist dieser Mann, der Sätze spuckt wie "Wenn wir so weiterfahren, sehe ich schwarz für unser Land"? Kann man ihn ernst nehmen? Was ist sein Stand in der SVP? Naveen Hofstetters Kurzbiografie passt bis auf seine Herkunft zum Büetzer-Image der Schweizer Volkspartei: Er ist 35 Jahre alt, hat einen Sekabaschluss und ist Inhaber einer Firma für Elektroinstallationen. Bis zu seinem vierten Lebensjahr lebte er in Indien und wurde dann von einem Schweizer Ehepaar adoptiert. Der  Aargauer Zeitung sagte er, er habe das "Gutmenschentum" der Linksparteien schon als Teenager durchschaut.

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Sein politischer Erfolg ist bescheiden. Er ist Mitglied des Kantonalvorstandes der SVP Aargau. Mit dem Grossratssitz klappte es 2012 nicht und auf der Liste für die Nationalratswahlen bei den letzten Wahlen sucht man seinen Namen vergebens. Auf ihrer Bühne öffentlich auftreten lässt ihn die SVP aber gerne. Hofstetter sorgte bereits vor sechs Jahren mit fremdenfeindlichen Aussagen für Aufsehen. An der Delegiertenversammlung 2012 sagte er folgendes: "Ich ärgere mich schwarz über die vielen Einbürgerungen mit unaussprechlichen Namen in meinem Wohnort" und er doppelte in einem Gespräch mit der Aargauer Zeitung nach: "Wir Schweizer sind die Neger."

Wie eine Recherche von VICE zeigt, hatte Hofstetter 2016 auch kein Problem damit, bei einem Treffen der Schweizer identitären Bewegung für seine politische Agenda zu werben. Die Identitären haben in der Schweiz zwar keine grössere Bedeutung in Frankreich und Österreich sind sie aber die treibenden Kräfte der neuen Rechten. Kontakt hatte er auch zu Ignaz Bearth, der ehemalige Posterboy von Pegida Schweiz, der heute regelmässig auf Facebook gegen Ausländer hetzt.

Der Kampf gegen Political Correctness scheint eines seiner wichtigsten Anliegen zu sein. Auf seinem Facebookprofil präsentiert sich Hofstetter als Mann, der sich über Schokoladenküsse aufregt, die nicht als Mohrenköpfe bezeichnet werden, und Kellnerinnen, die kein Trinkgeld für ihr Aussehen wollen.

Screenshot Facebook

In Interviews beteuert er immer wieder, wie sehr er sich als Schweizer fühle. Zu untermauern versucht er dies mit Aussagen, wie dass er allergisch auf scharfes Curry sei und von einer Schweizer Freundin mit langen blonden Haaren träume.

Seine Liebe zur SVP dokumentiert er immer wieder auf Facebook. Er postet  gerne Schnappschüsse mit Politikern wie Andreas Glarner. Sie kennt auch vor seiner Inneneinrichtung keine Gnade. Eine seiner Statusmeldungen suggeriert, dass er seine Wohnung mit Plakaten der Partei geschmückt hat. Mit dabei, das berüchtigte Sujet vom schwarzen Schaf, das aus der Schweiz gekickt wird.

Im Endeffekt spielt es keine Rolle, ob Hofstetter ein willenloses Instrument der SVP ist oder ein ernstzunehmender Politiker. Die Wirkung auf die öffentliche Debatte ist die gleiche.