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Arbeit

'The Shining' meets 'Hangover' – Der extreme Alltag am Hotelempfang

Egal ob Porno-Drehs, Geiselnahmen oder vermeintliche Leichen, Hotelrezeptionisten erleben so einiges. Fünf von ihnen haben uns ihre extremste Geschichte erzählt.
Screenshot aus Hangover 2

Fast alle Menschen, die in Hotels arbeiten, haben schon viel Scheiße gesehen – sowohl wortwörtlich als auch im übertragenen Sinn. Egal ob Wutanfälle, Orgien, Herzinfarkte, nackte Haut oder die gelegentliche Geiselnahme, im Urlaub zeigen sich viele Gäste von einer überraschend schrecklichen Seite. Und die Mitarbeiter der Hotelindustrie dürfen das dann ausbaden.

Deswegen haben wir verschiedene Geschichten von der Rückseite des Empfangstresens gesammelt – Geschichten von zerbrochenen Dildos, ausufernden Polizeieinsätzen und genügend Körperflüssigkeiten, um eine ganze Minibar zu füllen. Viel Spaß mit dieser Mischung aus Hangover und The Shining.

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Penisse soweit das Auge reicht

Mit 19 arbeitete ich in einem Fünf-Sterne-Hotel. Eines Nachts beschwerte sich ein Gast über Lärm aus einem anderen Zimmer. Ich ging mit meiner Kollegin nachschauen und als man uns die Tür öffnete, strömte uns direkt der Geruch von Schweiß und Sperma in die Nase. Im Hintergrund fand ein kompletter Porno-Dreh statt, es wurde gerade eine Männerorgie gefilmt. Und der Typ, der vor uns stand, war total angepisst, weil wir die Szene versaut hatten.

Derweilen wussten meine Kollegin und ich nicht, wo wir hinschauen sollten, denn überall sahen wir nur Schwänze. Ich stotterte irgendetwas von wegen "Bitte seien Sie doch etwas leiser", woraufhin einer der Darsteller richtig ausflippte, weil sein Penis nicht mehr steif war. Schließlich sagte der Regisseur abfällig, dass sie eh nur noch eine Szene drehen müssten und danach leise sein würden. Damit war ich zufrieden.
– Janet, 35

Eine Geiselnahme ohne Geisel

Ich arbeitete in einem Hotel in der Innenstadt. Meine Nachtschicht began, ich saß am Empfang, während sich mein Vorgesetzter im Hinterzimmer aufhielt. Gegen neun Uhr kamen zwei Frauen zu mir und sagten, dass ich besser einen Security-Mitarbeiter auf ihre Etage schicken sollte, weil dort ein Mann gegen die Tür ihres Nachbarzimmers schlug.

Bevor ich meinem Vorgesetzten Bescheid sagen konnte, leuchtete schon das Telefon auf – dran war der Gast aus dem Zimmer, das die beiden Frauen erwähnt hatten. Er erzählte, dass jemand seine Tür einschlagen wolle, und forderte mich panisch auf, die Securitys hochzuschicken. Ich beruhigte ihn, aber bevor ich irgendetwas tun konnte, klingelte das Telefon erneut, dieses Mal war es eine Anruferin von außerhalb des Hotels. Die Frau am anderen Ende der Leitung sagte: "Meine Freundin wird in einem Ihrer Zimmer als Geisel gehalten." Ratet mal, welches Zimmer sie meinte.

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Leider fingen unsere Security-Mitarbeiter erst um elf an, weshalb sich eigentlich mein Vorgesetzter um die Sache kümmern musste. Leider war der nirgendwo zu finden und er hatte auch sein Funkgerät liegen lassen. Nachdem sich eine weitere verängstigte Frau aus der betroffenen Etage bei mir am Empfang gemeldet hatte, rief ich auf Drängen der ersten beiden Damen die Polizei.


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Ich erzählte den Beamten, was mir die verschiedenen Leute gesagt hatten. Dabei benutzte ich auch das Wort "Geisel". Währenddessen hörte das verdammte Telefon nicht auf zu leuchten. Also setzte ich die Polizei erstmal in die Warteschleife. Der Mann aus dem Zimmer schrie mich an, dass ich ihm endlich Hilfe schicken solle, und die Anruferin von draußen war ganz aufgebracht, weil ihre Freundin in Gefahr war. Ich sagte ihr nur, dass die Polizei auf dem Weg sei.

Wenige Minuten später fuhren acht Polizeiautos vor und die Beamten besprachen ihre Einsatzstrategie. Ich kümmerte mich derweil um andere Gäste, die plötzlich auf einen Mann zeigten, der eilig das Hotel verließ: "Das ist der Kerl!", riefen sie. Die Polizisten entsicherten sofort ihre Waffen und rannten dem Typen nach. Später stellte sich heraus, dass unser Gast eine Sexarbeiterin bestellt hatte, die beiden über den Preis stritten, sie seinen Geldbeutel schnappte und sich damit im Badezimmer einschloss. Von dort aus rief sie ihren Zuhälter (der Typ, der die Tür einschlagen wollte) und ihre Freundin (die, die am Telefon von einer Geiselnahme sprach) an. Die ganze Situation war das reinste Chaos.

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Wenige Minuten nach dem Ende des Einsatzes kam mein Vorgesetzter zurück, er hatte etwas zu Abend gegessen. Seine einzige Frage beim Anblick der ganzen Polizeiautos: "Was zum Teufel hast du angestellt?" Den Gast, der die Sexarbeiterin bestellt hatte, schmissen wir natürlich raus. Er zeigte aber keine Einsicht, so nach dem Motto "Warum beschützt ihr mich nicht vor diesen Schlampen?".
– Brad, 32

Höflich in der Luft, rücksichtslos im Hotel

Airline-Crews sind die ekligsten Hotelgäste. Immer wenn unser Zimmerservice ihnen Essen bringt, sind sie gerade splitternackt am Feiern. Einmal klopfte ein Kollege an der Tür, die dann ein Typ aufmachte, der einen Ständer hatte und noch ein Kondom trug. Leute vom Flugzeugpersonal haben wirklich absolut kein Problem damit, vor uns keine Klamotten zu tragen. Was aber noch viel schlimmer ist: Sie hinterlassen ihre Hotelzimmer oft in einem so fürchterlichen Zustand, dass das Reinigungspersonal eigentlich in Schutzanzügen anrücken sollte. Häufig finden wir richtige Kackehaufen im Bett oder hinter der Tür. Und überall liegen gebrauche Kondome herum. Einfach nur ekelhaft.
– Kara, 42

"Ich will Ihr teuerstes Zimmer"

2001 übernahm ich ein Hotel auf einer kleinen Insel, die außergewöhnliche Menschen anzuziehen scheint. So bekam ich eines Nachts einen Anruf, am anderen Ende der Leitung war eine Frau: "Ich hätte gerne ein Zimmer." Ich machte mich auf zum Empfang, wo besagte Frau – Mitte 40 und ziemlich zerzaust – und ein Typ – muskulös und komplett bekifft – schon auf mich warteten. Sie sagte: "Ich will ein Zimmer. Moment, nein. Ich will drei Zimmer."

Ich fragte, wie viele Nächte sie bleiben wolle, worauf sie mit "15" antwortete. Danach wiederholte sie nochmals, dass es die drei teuersten Zimmer sein müssten. Dann wurde es jedoch erst richtig bizarr, denn sie meinte: "Ach ja, ich werde verfolgt. Das hier ist Mike, mein Bodyguard. Draußen sitzt ein Mann in einem weißen Pick-up-Truck und raucht eine Zigarette. Er darf nicht wissen, dass ich hier bin."

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Etwas verwirrt entschied ich mich dazu, bei der Sache mitzuspielen. Nachdem wir uns sogar Codenamen gegeben hatten, stand die Bezahlung an. Dafür holte die Frau das dickste Bündel Bargeld aus ihrer Handtasche, das ich jemals gesehen hatte. Sie warf mir 2.000 Dollar auf die Theke und legte noch mal 1.200 Dollar Trinkgeld obendrauf. Ich gab meiner Neugier nach und fragte sie nach ihrer Hintergrundgeschichte. Es stellte sich heraus, dass die Frau eine große Speditionskette besaß und einfach in Ruhe gelassen werden wollte. Das genügte mir, ich gab ihr die Zimmerschlüssel.

Am darauffolgenden Morgen fragte mich der Bodyguard immer noch völlig breit nach einer Xbox. Plötzlich hörten wir in der Auffahrt Reifenquietschen, ein Pick-up-Truck raste los. Am Steuer die Frau, sie hatte sich das Fahrzeug ihres Begleiters gezockt. Später rief mich ein Freund an: "Hey, so eine Frau, die dich wohl kennt, hat mir gerade 700.000 Dollar für mein Haus angeboten." Letztendlich kaufte sie nicht nur sein Haus, sondern noch zwei andere. Deswegen musste sie auch nicht mehr bei mir im Hotel bleiben.

Irgendwann verschwand sie von der Bildfläche und ich gab den Job am Frontdesk auf. Vor zwei Wochen bekam ich dann aber einen Zwischenfall mit: Eine Frau hatte mit den Worten "Ich werde verfolgt und brauche mehrere Hotelzimmer für mehrere Tage" eingecheckt. Weil mir das so vertraut vorkam, checkte ich die Gästeliste und es handelte sich tatsächlich um die Frau von vor 16 Jahren. Anscheinend besitzt sie die Häuser immer noch, ich habe also keine Ahnung, was sie wieder im Hotel wollte.
– Aaron, 40

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Der Fall der fehlenden Dildohälfte

Eines Nachts beschwerte sich ein Gast über einen piependen Rauchmelder auf seiner Etage. Ich schaute nach und stellte fest, dass nur jemand heiß duschte und der Dampf die Ursache war. 40 Minuten später folgte eine neue Beschwerde wegen desselben Rauchmelders. Ich dachte mir nur: "OK, irgendwas stimmt hier nicht, niemand duscht 40 Minuten lang." Also schnappte ich mir den Schlüssel und eine Kollegin, um der Sache auf den Grund zu gehen. Wir tasteten uns durch das stockdunkle Zimmer und fragten vor dem Bad, ob jemand da sei. Keine Antwort. Als ich das Licht anmachte, fanden wir nur blutverschmierte Handtücher, benutzte Spritzen und einen großen, in zwei Hälften zerbrochenen Dildo.

Meine Kollegin und ich fühlten uns wie an einem Mordschauplatz. Als wir das restliche Licht anschalteten, entdeckten wir einen nackten Mann, der augenscheinlich tot auf dem Balkon lag. Meiner Kollegin kam fast das Kotzen und sie wählte direkt die Nummer des Notrufs. Ich blieb bei dem Typen, obwohl ich Angst hatte, dass er jeden Moment aufwachen und ausflippen könnte. Die Frau vom Notruf wollte wissen, ob der Mann noch atmete – was er zum Glück auch tat. Sein Herz schlug ebenfalls noch, wenn auch unglaublich schnell.

Ich sollte den Mann auf seinen Rücken legen, aber als ich sein Bein berührte, zuckte er plötzlich. "Scheiße, sowas stand garantiert nicht in meiner Jobbeschreibung", dachte ich mir zu Tode erschrocken und log der Frau am Telefon vor, dass er jetzt auf seinem Rücken läge. Glücklicherweise trafen die Sanitäter schnell ein und kümmerten sich um alles. Die andere Hälfte des Dildos haben wir übrigens nie gefunden. Ich kann mir aber schon vorstellen, wo sie gelandet war.
– Danny, 30

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