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DIE „BLUT, SCHWEISS UND ÖL“-AUSGABE

Ich bin mir sicher, das kleine Hexe und ihr dunkelhäutiges Freund/in hatten ein schönes Faschingsfest

Die Welt berichtet im vergangenen Monat Skandalöses. „Hotzenplotz und Hexe künftig ohne Neger“! Wir sprachen mit der Pressesprecherin des Thienemann-Verlags, der angeblich diese völlig empörende Zensur plant.

Foto mit freundlicher Genehmigung des Thienemann Verlags

Die Welt, Sprachrohr des wertkonservativen Bildungsbürgertums, berichtet am 4. Januar Skandalöses. Die linken Zecken, die uns alle dazu zwingen wollen, uns ihrer kommunistischen Meinungsdiktatur in Sachen politisch korrekter Sprache zu unterwerfen, haben es mal wieder geschafft. „Hotzenplotz und Hexe künftig ohne Neger“! Wo kommen wir den da hin? Klassisches deutsches Kulturgut wird entstellt! Ich lasse mir doch von denen da oben nicht vorschreiben, welche Wörter ich sagen darf und welche nicht. Schließlich wäre es ein viel zu großer Aufwand, wenn ich als weißes Mädchen aus der Mittelschicht darauf achten müsste, was ich sage. Jedenfalls gut, dass Die Welt mal sagt, wie es ist. Auch wenn es eigentlich ganz anders ist, wie ich erfuhr als ich mit Frau Unbehaun, der Pressesprecherin des Thienemann-Verlags, der angeblich diese völlig empörende Zensur plant, sprach. VICE: Hallo Frau Unbehaun, ich wollte mal nachfragen, warum denn jetzt in Ihren Büchern diverse Worte rausgestrichen werden sollen. Was passiert dann mit der Geschichte?
Svea Unbehaun: Also das, was Die Welt geschrieben hat, ist definitiv nicht wahr. Es geht hier nur um das Buch Die kleine Hexe und nicht um den Räuber Hotzenplotz. In der Presse wird das viel schlimmer dargestellt, als es wirklich ist. Wir wollen die neue Auflage des Buches kolorieren und bei der Gelegenheit auch gleich das Wort „Neger“ durch ein verständlicheres ersetzen. Und um den Räuber Hotzenplotz geht es bei der ganzen Sache gar nicht?
In allen drei Bändern von Räuber Hotzenplotz kommt kein diskriminierender Begriff vor. Hier hat einfach jemand seinen Job nicht richtig gemacht und vergessen, bei uns nachzufragen, ob das auch alles richtig ist, und um sich nach der Sachlage zu erkundigen. Das hat aber keiner gemacht.  Warum passiert so was?
Wie gesagt, da hat einfach jemand nicht genug Informationen gesammelt. Ich meine, diese Diskussion gibt es schon lange und das ist jetzt nur ein aktuelles Beispiel. Aber dieser Artikel hat das Ganze natürlich entfacht. Und es ist auch wichtig, dass wir so eine Diskussion führen, egal ob man dafür oder dagegen ist. Gerade wir als Verlag haben eine große Verantwortung und müssen über ein solches Thema nachdenken. Außerdem werden diese Änderungen auch nur mit der Zustimmung des Urhebers gemacht, wir würden nie leichtfertig mit unseren Texten umgehen. Sie ändern jetzt also den Text ab?
Ja. Wir sehen nichts Verwerfliches daran. Kinder lässt man eben mal allein die Bücher lesen oder das Hörspiel ein paarmal laufen lassen. Da ist es klar, dass solche Worte in den Wortschatz mit einfließen. Die Frage ist aber auch, ob dann wirklich jemand da ist, der diese Begriffe erklärt. Wenn es die Geschichte des Buches nicht beeinflusst, dann ist es durchaus angebracht, die alten Worte durch neue, gebräuchlichere zu ersetzen. In der Literatur wurden schon immer der Zeit angepasste Begriffe genommen.