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Identitäre versuchen sich erneut in Aktionismus rund um eine Theatervorführung mit Refugees

Knapp zwei Wochen nach ihrer Störaktion im Audimax kletterten jetzt zwei Mitglieder der rechten Gruppierung auf das Burgtheater.

Knapp zwei Wochen, nachdem einige Mitglieder der Identitären Bewegung eine Theateraufführung des Jelinek-Stücks Die Schutzbefohlenen im Audimax der Universität Wien gestört haben, versuchten sich die Rechten erneut in dem, was sie Aktionismus nennen und erkletterten am Mittwochabend das Wiener Burgtheater. Diesmal waren es nur noch zwei Mitglieder der Rechten; und das bei einer Vorstellung, die nicht von Refugees, sondern von Burgtheaterschauspielern gegeben wurde.

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Die zwei Mitglieder hatten Flyer dabei, die VICE vorliegen, und waren gut eine halbe Stunde auf dem Theaterdach, bevor sie ihre recht ungeplant wirkende Aktion wieder beendeten. Vor dem Burgtheater hatte sich in der Zwischenzeit bereits Protest von der Gegenseite formiert, Polizei war ebenfalls bereits im Einsatz.

Foto mit freundlicher Genehmigung der Autonomen Antifa

Auch das Burgtheater nahm später am Abend Stellung zu der Aktion und schrieb auf Facebook: "Identitäre runter von unserem Haus und raus aus Europa. Ihr, eure Angstmacherei, euer Hass und eure Aufhetzerei haben hier keinen Platz!" Die Autonome Antifa befestigte außerdem ein Banner "Never let the fascists have the streets" an der Fassade des Theaters.

Bei ihrer ersten Störaktion betonte die rechte Gruppierung, dass sich diese nicht gegen die im Stück mitspielenden Refugees direkt, sondern gegen das Publikum der Vorführung gerichtet hätte. Nicht Flüchtlinge, sondern die Willkommenskultur wollten die Identitären angreifen.

Damals kam es auch zu Handgreiflichkeiten. Eine Besucherin, die im Audimax damals vor Ort war, beschreibt gegenüber VICE, dass sie von der Aktion anfangs gar nichts mitbekommen habe; außerdem wäre unklar gewesen, ob diese nicht Teil des Stücks war—eine Einschätzung, die der Störabsicht der Identitären nicht unbedingt zuträglich gewesen sein dürfte. Auch beim zweiten Vorfall war die ausgerufene "Besetzung" wohl nicht ganz der Coup, den die Identitären sich damit erhofft hatten.

Die Gruppierung war zuletzt kurzzeitig mit einem Facebook-Posting ihres Wiener Chefs Martin Sellner aufgefallen, der den Smoothie-Hersteller Innocent aufgrund eines Sujets gegen Norbert Hofer mit den Worten „Die Lage in Österreich ändert sich und wir vergessen nichts" angegriffen hatte, wie Der Standard damals berichtete.

Die Identitären selbst betonen, dass Wien eine reiche und lange Tradition an derartigem Theateraktionismus habe—und versuchen sich damit in gewohnter Weise an einer ideologischen Umbesetzung des Wiener Aktionismus in Richtung Rechts. Was Wien allerdings weitaus besser charakterisiert als Störaktionen gegen Theatervorführungen, ist das Theater selbst. Oder wie eine Twitter-Userin kurz nach dem Vorfall meinte: "Anstatt immer nur blöd reinzulaufen, solltet ihr euch das Stück vielleicht mal anschauen."