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Sex

Wir haben Leute gefragt, warum sie sexy Fotos in den sozialen Medien posten

Geht es hier um mehr als Selbstbestätigung und die Jagd nach dem nächsten Like?

Ein in warmes Licht getauchter Sixpack, ein nur halbverdeckter Busen oder aufreizende Dessous. Erotik-Fotos und -Selfies sind in sozialen Netzwerken wie etwa Instagram längst keine Seltenheit mehr. "Thirst Trap" heißen diese Bilder. Ein Blick auf die Follower-Zahlen der jungen Frauen und Männer, die sich auf Thirst Traps spezialisiert haben, verrät, wie beliebt das Ganze ist.

Wenn du dir die Fotos anschaust, kommen aber einige Frage auf. Warum posten diese Menschen solche Bilder öffentlich? Für wen sind sie gedacht? Wollen die Protagonisten ihre Selbstliebe zum Ausdruck bringen? Oder suchen sie nach Selbstbestätigung? Und sind die vielen Likes es wert, sich mit dem negativen Feedback auseinanderzusetzen?

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Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben mir einige Freunde und Bekannte erklärt, warum sie solche Fotos hochladen und was ihnen das bringt.

Elias "The Spartan" Theodorou, Profi-MMA-Kämpfer bei UFC

Foto: bereitgestellt von Elias Theodorou

Während des Großteils meiner "Arbeit" bin ich entweder verschwitzt oder habe kein Shirt an. Das ist nun mal so. Die Fotos, die ich hochlade, spiegeln diesen Umstand wider. Was mir das bringt? Aufmerksamkeit, Follower und Likes. Ich versuche, durch meine vielen Abonnenten das meiste aus den sozialen Medien rauszuholen. Ich bin nämlich nicht nur Kämpfer, sondern auch Marke. Und diese Marke muss ich verkaufen. Auch optisch. Da helfen mir meine Haare – "The Best Hair in Combat Sports" – natürlich weiter. Ich habe mir mein Image lange und mühevoll aufgebaut und jetzt zahlt sich diese Arbeit aus. Meine Follower-Zahlen in den sozialen Medien beweisen das.

Mein Selbstbewusstsein kann wie Arroganz rüberkommen. Deshalb gibt es auch einige Hater, aber die sind in der Unterzahl. Der direkte Kontakt mit meinen Fans ist eben nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch. Ich darf die Negativität und die komischen Nachrichten gar nicht erst an mich rankommen lassen. Meistens zeigt das eh nur, wie kaputt und traurig das Weltbild dieser Menschen ist. Ich zitiere an dieser Stelle Arnold Schwarzenegger: "Don't listen to the naysayers!"

Cassandra Blackwell, Twitter-Persönlichkeit

Fremde Internet-User stillen mein andauerndes Verlangen nach Selbstbestätigung. Ich finde das nicht verwerflich. Deswegen poste ich ja Thirst Traps. Und ich weiß: Die meisten folgen mir nicht wegen meiner geistreichen Kommentare.

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Die sozialen Medien helfen mir bei meiner psychischen Krankheit. Ich unterdrücke mithilfe der aufreizenden Bilder meine Neurosen und die Aufmerksamkeit gibt mir mehr Selbstwertgefühl. Diese Aufmerksamkeit hat aber auch Schattenseiten. Stichwort Privatnachrichten. Da sind teilweise echt schlimme Sachen bei. Ich verstehe einfach nicht, wie sich jemand darüber aufregen kann, dass sich eine Frau aus eigenen Stücken in Unterwäsche präsentiert. Es gibt doch so viele schlimmere Dinge auf dieser Welt.

In letzter Zeit versuche ich, proaktiv mit solchen Nachrichten umzugehen. Vor Kurzem habe ich zum Beispiel ein Foto hochgeladen, auf dem meine Nippel nur von einem Blumen-Emoji verdeckt werden. Ein Typ fragte mich dann per Privatnachricht, wie viele Retweets es braucht, damit ich das Emoji entferne. Ich antwortete: "Überweise mir einfach 100 Dollar." Das fand ich so witzig, dass ich anschließend ein Screenshot davon inklusive Link zu meinem Paypal-Account getwittert habe. Es dauerte nicht lange und ich hatte 500 Dollar auf meinem Konto. Ich will klarstellen, dass ich das Emoji für niemanden weggemacht habe. Es hat sich auch keiner der "Spender" bei mir gemeldet. Ich habe mit dem Geld schließlich meine Telefonrechnung bezahlt und den Rest an Planned Parenthood gegeben.

William Lavinia, Performer

Foto: bereitgestellt von The Sensual Eye

Warum ich so viele freizügige Fotos hochlade? Das hat mehrere Gründe. Es macht mir Spaß. Angeschaut zu werden, turnt mich an. Ich bin ein Performer und stehe auf die Aufmerksamkeit. Und ab und zu verdiene ich damit auch Geld. Der Kampf gegen Body- und Slut-Shaming ist mein Motor. Du solltest die Entscheidungen anderer Menschen einfach respektieren – egal, ob sie an- oder ausgezogen sind.

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Du musst aufreizende Fotos in den sozialen Medien im größeren Kontext sehen – wie Bilder online wahrgenommen werden. Wie unterschiedlicher Körperformen dargestellt werden, ist wichtig. Ich bin transsexuell und werde meinen Körper schon bald operativ und hormonell verändern. Ich finde es gut, dass meine Fotos wegen der OP-Narben und der veränderten Knochenstruktur dann noch radikaler rüberkommen. Das wird die ganzen Heteros, die meine Bilder liken oder sie als Thirst Traps abstempeln, richtig schockieren.

Ich hasse diesen Begriff sowieso. Warum sollte es verwerflich sein, wenn vor allem Frauen ihre eigenen Bilder gut finden und damit auch noch andere Leute anturnen? Man sollte das machen, wodurch man sich sexy fühlt, und dabei darauf scheißen, was vielleicht gut ankommt. Irgendjemand mag es auf jeden Fall.

Rubie Magnitude, Burlesque-Tänzerin

Foto: bereitgestellt von Rubie Magnitude

Was mir solche Fotos bringen? Viele Likes bei Instagram! Natürlich geht es mir um Aufmerksamkeit, denn die fühlt sich gut an. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Du musst aber bedenken, dass hinter einem guten Foto viel Arbeit steckt. Diese Mühen zahlen sich für mich zum Glück aus – und zwar in Form von Selbstbestätigung.

Ich arbeite in einem Unterwäscheladen. Deshalb sind solche Bilder für mich nichts Skandalöses. Ich fotografiere mich und andere Frauen ständig in Unterwäsche. Das gehört zu meinem Job – nach dem Motto: "Ich kann ein Foto von mir in diesem BH hochladen, weil es ein schicker BH von der Arbeit ist." Wenn ich in diesem BH gut aussehe, dann will ich die Welt daran teilhaben lassen.

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