Danach wurde mit Mike Büskens ein neuer Trainer installiert, der nach wenigen Monaten wiederum durch Damir Canadi ersetzt wurde. Dieser brachte auch eine neue Spielidee. Das Problem dabei: Ein Kader wird auch für eine bestimmte Spielanlage zusammengestellt. Die tiefgreifenden Veränderungen mitten in der Saison führten also zu weiteren Problemen. Schließlich wurde nun auch Canadi gefeuert, wieder müssen die Spieler im laufenden Spielbetrieb umlernen.Rapid hat es derzeit noch absolut selbst in der Hand, wie die Saison sich weiter entwickelt. Im besten denkmöglichen Fall schafft Rapid den Turn-Around, stabilisiert sich in der Tabellenmitte und könnte über den noch möglichen Cup-Sieg nächste Saison sogar international spielen.Im schlechtesten Fall allerdings könnte Rapid auch noch tiefer in den Abwärts-Strudel getrieben werden und am Ende der Saison tatsächlich am letzten Platz stehen.Wirtschaftlich wäre ein Abstieg in die zweite Liga für den Verein schlicht eine Katastrophe. Die Verträge der Spieler sollen nur für die Bundesliga gelten und bei einem Abstieg ungültig werden. Das würde bedeuten, dass die Spieler ablösefrei wechseln könnten. Vor allem die hoffnungsvollen jüngeren Spieler wie Louis Schaub, Stefan Schwab oder Philipp Schobesberger würden das wohl auch großteils in Anspruch nehmen."Wir sind jetzt mittendrin im Abstiegskampf. Es ist schon lange zach, aber jetzt wird's richtig zach."
Abgänge nach dieser Seuchen-Saison sind in jedem Fall zu erwarten, doch durch das Auslaufen der Verträge müsste der Verein zusätzlich enorme Transferverluste verbuchen – allein Schaub, Schwab und Schobesberger repräsentieren laut einer Berechnung von Transfermarkt.at einen Wert von 8 Millionen Euro. Und solche Spieler müssten Rapid im Fall eines Abstiegs wohl schon allein aus Eigenschutz verlassen.Denn eine Saison in der zweiten Liga würde bedeuten, dass sie sich weder national noch international in die Auslage spielen können (außer Rapid gewinnt trotz Abstieg den Cup). Damit würde auch ihr eigener Marktwert drastisch sinken.Dieses Problem stellt sich für die Spieler bereits jetzt. Ein gutes Beispiel dafür ist der aktuelle Rapid-Rekordtransfer Ivan Močinić. Er wurde im vergangenen Sommer um kolportierte 2,5 - 3 Millionen Euro von HNK Rijeka geholt. Damals berechnete Transfermarkt seinen Marktwert mit 2,5 Millionen, aktuell wird er nur noch mit 2 Millionen geführt.Innerhalb einer schlechten Saison bei Rapid hätte Močinić somit bereits rund 20 Prozent seines Marktwerts verloren. Auch wenn solche Prognosen immer mit Vorsicht zu genießen sind: Die Tendenz ist zweifellos richtig.Und dieses Problem würde noch über die nächste Saison hinausreichen. Denn sogar wenn Rapid nach einem Abstieg im folgenden Jahr der sofortige Wiederaufstieg gelingt, könnte der Verein frühestens ein Jahr danach wieder international spielen (wiederum: außer Rapid gewinnt aus der zweiten Liga heraus den Cup-Bewerb und kann sich so für einen internationalen Startplatz qualifizieren). Viele Spieler werden sich gut überlegen, ob sie da mitgehen.Solche Spieler müssten Rapid im Fall eines Abstiegs wohl schon allein aus Eigenschutz verlassen.
Wohlgemerkt: Das Problem eines möglichen Kader-Ausverkaufs betrifft nicht nur die Stars der Mannschaft. Auch Nachwuchs-Spieler, die sich einen Platz in der Kampfmannschaft erhoffen, müssten sich überlegen, ob ein Wechsel zu einem anderen Bundesliga-Verein nicht die bessere Alternative wäre, als bei Rapid in der zweiten Liga zu spielen.Auch aufstrebende Spieler anderer Vereine wären für die Grün-Weißen im Falle eines Abstiegs wohl kaum zu haben. Christoph Monschein von Admira etwa wird immer wieder sowohl mit Rapid wie mit dem violetten Erzrivalen Austria Wien in Verbindung gebracht. Sollte Monschein nicht ins Ausland oder nach Salzburg wechseln, wäre im Fall eines Abstiegs der Hütteldorfer das Rennen um den Stürmer wohl für die Austria entschieden.Insgesamt würde Rapid also den Kampf um den Wiederaufstieg und den für das internationale Geschäft dringend erforderlichen Cup-Sieg wohl mit einem deutlich geschwächten Kader aufnehmen müssen. Es könnte somit sogar nach einem neuerlichen Aufstieg noch einige Zeit dauern, eine Mannschaft aufzubauen, die wieder um den Meistertitel mitspielen kann.Auch wenn Rapid nach einem Abstieg im folgenden Jahr der sofortige Wiederaufstieg gelingt, könnte der Verein frühestens ein Jahr danach wieder international spielen.
Zweifellos würde im Falle eines Abstiegs auch der ZuschauerInnenschnitt deutlich sinken. Rapid hat mit Abstand die meisten ZuschauerInnen in der Bundesliga, doch natürlich hängt der Besuch im Stadion auch bei Rapid von der Attraktivität des Gegners ab. So waren etwa beim großen Wiener Derby gegen die Austria im vergangenen Oktober laut Bundesliga 25.400 Menschen im Stadion, gegen Admira waren es Mitte Februar 17.000, beim letzten Heimspiel gegen Mattersburg im März etwas über 19.000.Rapid hat mit Abstand die meisten ZuschauerInnen in der Bundesliga, doch natürlich hängt der Besuch im Stadion auch bei Rapid von der Attraktivität des Gegners ab.
Schließlich wären auch Verträge mit Sponsoren und Fernsehanstalten betroffen. Denn natürlich bezahlen die Sponsoren vor allem auch dafür, dass ihre Logos entsprechend prominent im Fernsehen zu sehen sind. Aktuell allerdings ist das wöchentliche Spitzenspiel der zweithöchsten Spielklasse gerade einmal auf ORF SPORT + zu sehen.Rapid-Hauptsponsor Wien Energie würde kaum ausfallen. Denn hierbei handelt es sich offensichtlich um ein politisches Sponsoring: Die Stadt Wien unterstützt so indirekt den SK Rapid. Auch andere Sponsoren haben mitunter besondere Interessen. So finanzierte etwa Eurofighter-Hersteller EADS den SK Rapid mit bis zu fünf Millionen Euro. Erklärtermaßen, um so im Zuge der Debatte rund um die Kampfflugzeuge für ein positives Klima bei sozialdemokratischen Entscheidungsträgern zu sorgen. (Rapid gilt als sehr SPÖ-nahe.)Andere Sponsoren würden allerdings möglicherweise überlegen, ihre Finanzierung zumindest zu reduzieren, wenn der Output entsprechend geringer wird. Und auch die TV-Gelder pro Verein sind in der zweiten Spielklasse deutlich niedriger als in der Bundesliga.Ein Abstieg würde den Verein in seinem Selbstverständnis mitten ins Herz treffen. Das würde kaum ohne enorme Umbrüche abgehen. Präsident Michael Krammer wäre wohl nicht mehr zu halten, ein neuer Kader müsste zusammengestellt werden, es müsste völlig neu budgetiert werden, die aufgebrachten Fans müssten irgendwie beruhigt werden.Aktuell geht die Austria aufgrund des Umbaus in Wien-Favoriten ebenfalls durch dieses Jammertal.
Und auch für die Bundesliga insgesamt hätte ein Abstieg von Rapid spürbare Auswirkungen. Spitzenspiele wie jenes gegen Rapid bringen für die Vereine einerseits hohe Einnahmen im Stadion, andererseits auch das Wohlwollen der Sponsoren, die ihre Produkte bei hohen ZuschauerInnen-Quoten im TV präsentieren können.Sogar Markus Kraetschmer, Vorstand des Erzrivalen Austria Wien, erklärte im Standard: "Ein Abstieg wäre für den österreichischen Fußball eine sportliche und wirtschaftliche Katastrophe. Kein vernünftiger Mensch wünscht sich das. Die Austria braucht Rapid. Was wäre unser Fußball ohne das Wiener Derby."Ein Blick in verschiedene Fan-Foren zeigt allerdings, dass das keineswegs alle violetten Fans so sehen wie Kraetschmer. Und auch Austria Kapitän Alexander Grünwald sagt: "Wir sind Austria Wien – Rapid ist unser Erzrivale. Wenn sie nicht gut spielen oder verlieren, stört es mich nicht. Ich wünsche ihnen nichts Schlechtes, aber auch nicht, dass sie gewinnen."Das große Wiener Derby als das zweifellos bedeutendste Fußballspiel des Landes könnte im Falle eines Abstiegs von Rapid allerdings nur noch als Freundschaftsspiel ausgetragen werden. Einzige Ausnahme: Möglicherweise steigen die Austria Amateure, also die zweite Mannschaft der Violetten, bereits im kommenden Jahr in die zweite Spielklasse auf. Somit wäre also zumindest eine abgespeckte Form des Derbys auch in der kommenden Saison möglich.Präsident Michael Krammer wäre wohl nicht mehr zu halten, ein neuer Kader müsste zusammengestellt werden, es müsste völlig neu budgetiert werden.
Ob eine solche Entkommerzialisierung allerdings tatsächlich eintreffen würde, bleibt offen. Möglicherweise könnte sogar genau das Gegenteil der Fall sein. Durch einen Abstieg würden eigentlich fix geplante Einnahmen wegfallen, gleichzeitig würden Gelder für den Wiederaufstieg benötigt.Bestimmte Hauptsponsoren werden zwar nicht wegfallen, doch eine zusätzliche Finanzspritze, etwa durch Wien Energie, ist in Anbetracht der Finanzsituation der Stadt Wien nur schwer denkbar. Somit könnten weitere dubiose Sponsorings die Folge eines Abstiegs sein.Viele Fans ergehen sich bereits in Theorien, ob ein Abstieg von Rapid durch die Bundesliga überhaupt zugelassen würde. Die These steht im Raum, dass in einem solchen Fall einem anderen Verein die Lizenz verweigert würde, damit dieser dann anstelle der Hütteldorfer absteigen müsste.Das ist allerdings nur schwer vorstellbar. Einerseits hätten wohl die betroffenen Vereine etwas dagegen. Andererseits ist davon auszugehen, dass ganz Fußball-Österreich das Lizenzierungsverfahren äußerst genau verfolgen würde, wenn Rapid am letzten Platz liegt.Aktuell kann Rapid den Abstieg aus eigener Kraft verhindern. Die Qualität des millionenschweren Kaders sollte dafür eigentlich auch mehr als ausreichend sein. Allzu viel Zeit haben die Spieler und das neue Trainerteam allerdings nicht mehr, um das Ruder herum zu reißen. Wenn das nicht gelingt, könnte am Ende der Saison ein sehr böses Erwachen auf die Grün-Weißen warten.Folgt VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.Folgt Michael auf Facebook und Twitter: @MichaelBonvalotDie These steht im Raum, dass in einem solchen Fall einem anderen Verein die Lizenz verweigert würde, damit dieser dann anstelle der Hütteldorfer absteigen müsste.