FYI.

This story is over 5 years old.

Drogen

Wie gut/schlecht ist Wiener Straßenweed?

Wir haben uns durch vier verschiedene Sorten von der Straße gekostet, damit ihr es nicht tun müsst.
Gras, gekauft in Wien

Thaliastraße

Wenn es in Wien um Weed von der Straße geht, ist der Gürtel natürlich das Klischee schlechthin. Im letzten Frühjahr entwickelte sich der Handel zwischen U6 Burggasse und der Alser Straße schon ins fast lächerlich Offensichtliche. Die Dealer waren enthusiastischer als Scientologen auf der Hilfer oder verkleidete Mozartmenschen am Stephansplatz, während die Polizei wegen einer Gesetzteslücke wörtlich zuschaute. Unter

Anzeige

Trotzdem ist es auch heute noch ein Kinderspiel, hier an was zu kommen. Ich habe mir für meinen Rundgang einen Montagabend ausgesucht, was zeitlich also zumindest halbwegs eine Herausforderung darstellen könnte. Tut es aber nicht. Zwei Meter neben der Station Thaliastraße lehnt bereits der erste Cornerboy an der Wand, der mir innerhalb einer Sekunde im Vorbeigehen behilflich ist.

Das typische Baggie für 10 Euro zeigt laut Waage 0,9 Gramm an. Allerdings gibt es Abzüge für die Beschaffenheit des Inhalts. Ohne Stängel und Samen bleibt deutlich weniger an Brauchbarem. Ich teste die Sorte Thaliastraße am nächsten Abend. Fühle mich ziemlich schnell ziemlich waach. Obwohl meine Gastgeberin ein reichhaltiges Antipasti Buffet auftischt, bleiben Munchies jedoch aus. Dafür reden wir einen Haufen Schrott und rätseln eine Ewigkeit, ob "verhäuft" ein wirkliches Wort ist. Wirklich Spaß kommt aber nicht auf, wir sind benebelt und faul. Der echte Downer kommt dann, als mir klar wird, dass ich noch mal raus muss, um mir noch mehr Gras zu kaufen, dass womöglich noch schlechter ist.

Josefstädter Straße

Noch während meines Gürtel-Abstechers komme ich bei der Station Josefstädter Straße vorbei, vor einem Jahr wohl das Epizentrum der Dealer-Schar. Vor dem Eingang der Station bietet mir ein bietet mir ein ziemlich ungesund aussehender Typ  "Ganja" an. Reflexartig winke ich meinem wankenden Gegenüber, der wohl Klient des Josi-Tageszentrums ist , ab. Nur um ihm dann im nächsten Moment doch noch deswegen nachzulaufen.

Wir gehen ein paar Blocks weiter in den 16., er öffnet die Eingangstür eines Wohnhauses. Im Innenhof fischt er in einem Container und reicht mir mit Augenmaß einen Bud. Das Weed ist sehr komprimiert, wirkt aber durchaus frisch und ist auch sehr harzig. Die Waage zeigt später immerhin 0,7 Gramm an.

Anzeige

Bei Rauchen kratzt es sehr, der Geschmack ist durchaus in Ordnung. Im Gegensatz zur Marke Thaliastraße macht es auch eindeutiger eher high als stoned und verursacht einen unweigerlichen, breiten Grinser. Ich rauche es nach Feierabend mit meinem Mitbewohner und wir finden, dass der Bud meines Kumpels von der Josefstädter Straße nach der Form von Brasilien aussieht, was uns damit vielleicht zusätzlich ein ziemlich sonniges Gemüt verschafft. Das und derUmstand, das wir Bossa Nova hören.

Schottenring

Schon vor zehn Jahren, als das Flex noch eine goldenere Zeit erlebte, wussten die 16-Jährigen zu erzählen, dass das vollkornmehliges Heroin dort wohl einen besseren Deal darstellt, als das Gras vom Schottenring. Aber vielleicht heilt die Zeit ja alle Kifferlungen. Die Gegend beim Flex ist Dienstagabends ausgestorben, der Club wirkt fast wie eine bunte, aber traurige Praterattraktion im Winter.

Mutterseelenallein kommt mir aber unter der Augartebrücke ein Boy entgegen, den ich wohl ziemlich beängstigend anstarre. Als er vorbei ist, ruft er mir doch noch nach, ob ich was brauche. Auch hier ist es ein klassisches 10-Euro Baggie. Der Inhalt – die Waage zeigt 0,8 Gramm an – überzeugt jedoch deutlich mehr, als zuvor am Gürtel. Das Weed sieht frischer und grüner aus, auch die Blütefäden überzeugen halbwegs. Die Wirkung erzeugt auch hier ein halbwegs starkes stoned-Gefühl, ohne wesentliche Lachflashs oder Geistesblitze. Ich verschenke es an einen Freund, der vorhat, zu Ostern mit seiner Mama was zu rauchen.

Anzeige

Bar nähe Westbahnhof

Ausflüge zur Längenfeldgasse, dem Praterstern (der sogar von einer permanenten Polizeikamera überwacht wird), der Jägerstraße und dem Handelskai bleiben Mittwochabend erfolglos. Um aber nicht leer heimzugehen, kehre ich noch in einer Bar in der Nähe des Westbahnhofs ein. Der Laden wurde mir als eine Art Notfallplan vorgestellt. Ohne auf Details einzugehen zu wollen,herrscht hier aber wohl offensichtlich eine Art Arrangement. Ich gehe geradewegs in den hinteren Bereich, wo sich an der Wand sozusagen das andere Personal tummelt. Ich erhalte eines der altbekannten Mini-Baggies.

Die Waage zeigt diesmal sogar mehr als einen Gramm an – 1,1 – was die Probe in diesem Punkt auch zum Testsieger macht. Allerdings sieht das Gras echt nicht sehr gesund aus, so als wäre es in einem modrigen Keller getrocknet worden. Bräunlich und noch relativ feucht, was sich beim Bauen fasrigen Stücken als besonders lästig erweist. Von der Wirkung schätze ich es ähnlich ein wie die andere, üblich abgepackte Gürtel-Ware. Es macht schon sehr stoned, aber auch eher schlaff und dumm. Geschmack grauslich.

Fazit

Als Notlösung ist Wiener Straßenweed schon absolut brauchbar. Und wohl am Wichtigsten: es dürfte sich bei allen Proben auch immerhin ausschließlich Weed gehandelt haben. Die Untersuchung von Verunreinigung mithilfe der Tipps von checkit, oder dem "Brix"-Test, blieben soweit negativ. CheckIt selbst nimmt grundsätzlich keine Cannabis-Proben an.

Wenn es sich um fertig abgepackte, 10-Euro Baggies handelt, darf man sich außer einer dumpfen Waachheit halt eher nicht viel erwarten. Das Baggie vom Schottenring kam mir dabei jedoch qualitativ um einiges hochwertiger vor. Im Zweifelsfall sollte man reinschauen und nach natürlichem, optischem Frischegrad gehen. Favorit war mit Abstand das Gras vor der Josefstädter Straße, das mir ein Drogenabhängiger verkaufte, kein klassischer Straßendealer.

Zum Abschluss vielleicht noch ein direkter, bildlicher Vergleich (unter selben Lichtverhältnissen) zwischen Marke Westbahnhof-Bar…

…und Marke Blue Kush der Vertrauensdealerin