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Weihnachten

Im "AfDentskalender" gibt es türchenweise servierte Anti-AfD-Aktionen

Über die Aktivisten hinter der Kampagne und warum die prompte Antwort der Partei ein Reinfall ist.
Der AfDentskalender und Alexander Gauland
Collage bestehend aus: Tannen: Ulrich Roth | imago || Gauland: Metodi Popow | imago ||AfDentskalender: Screenshot mit freundlicher Genehmigung || Weihnachtsmütze: Christmas Hat | Free Public Domain || Montage: VICE

Seien wir ehrlich: Die einzige Motivation im Dezember morgens aufzustehen, ist es, ein Türchen am Adventskalenders aufzumachen. Weil sich dahinter Schokolade befindet oder ein kleines Geschenk wartet. Der Kalender, den eine aktivistische Gruppe nun eigens für die AfD kreiert hat, dürfte Alexander Gauland und Alice Weidel allerdings nicht gerade voller Vorfreude aus dem Bett hüpfen lassen. Der "AfDentskalender" ist nämlich türchenweise servierter politischer Aktivismus, der dazu animieren soll, jeden Tag etwas Neues gegen die AfD zu unternehmen.

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Auf der Website "www.afdentskalender" befinden sich 24 digitale Türchen und hinter jedem verbirgt sich eine Aktion gegen die AfD. Und wie in jedem guten Adventskalender gibt es kleinere und größere Geschenke. Gleich zu Beginn haben Aktivisten und Aktivistinnen ein riesiges gefälschtes Coca-Cola-Plakat mit der Aufschrift "Sag nein zur AfD" aufgestellt, das deutschlandweit für Aufmerksamkeit sorgte. Auch Coca-Cola reagierte darauf und teilte ein Foto davon auf Twitter unter dem Zuspruch: "Nicht jedes Fake muss falsch sein."

Hinter diesem Aktions-Kalender steckt eine Gruppe, die sich "Modus" nennt. Modus besteht aus einem Zusammenschluss von Aktivisten, Künstlerinnen, Juristen, Lehrerinnen und Filmschaffenden. Über 50 Leute haben sich gemeinsam die Fragen gestellt: "Was kann ich tun?" und: "Wie setze ich meine Kernkompetenzen sinnvoll ein, um dem Rechtsruck etwas entgegen zu setzen?" Das Ergebnis ist der AfDentskalender.

Politischer Aktivismus statt Plätzchenbacken

Der Kalender soll der Startschuss für eine Plattform sein, auf der Aktionen gesammelt, veröffentlicht und initiiert werden, die sich gegen die AfD richten. Die Aktivsten verfolgen damit verschiedenen Ziele. Zum einen sollen Aktionen im öffentlichen Raum präsenter werden, zum anderen soll in den sozialen Medien dem "gefühlten Ungleichgewicht" aus rechter Hetze etwas entgegen gesetzt werden. Und das größte Ziel ist natürlich, die Medienpräsenz der AfD zu brechen – und sei es dadurch, dass man sie im ersten Schritt ganz bewusst zum Thema macht. "Es gibt jeden Tag zig Artikel zur AfD, so oder so. Weil die Medien wissen, dass das läuft und weil es ein Thema ist", schreibt Modus per Mail an VICE. "Also bestimmen wir lieber (mit), um was es in diesen Artikeln geht."


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Laut den Aktivistinnen und Aktivisten entstand die Idee recht spontan, sich in der besinnlichen Vorweihnachtszeit mit Aktionen gegen Rechts statt Plätzchenbacken zu beschäftigen. "Niemand von uns hat einschlägige Erfahrungen mit solchen Aktionen, dennoch haben wir uns entschlossen, endlich etwas zu unternehmen", schreibt Modus. Das Ziel: "unorganisierte, grübelnde Kräfte" zu bündeln und Gleichgesinnten als Inspirationsquelle zu dienen.

Das erste Plakat kann der AfDentskalender als Erfolg verbuchen. Die AfD reagierte auf das falsche Cola-Plakat mit einem Photoshop-Bild, auf dem Pepsi angeblich "Ja zur AfD" sagen soll. Das Unternehmen kündigte als Antwort an, rechtliche Schritte wegen Verletzung der Urheberrechte zu prüfen. "Man, man, man, das wird teuer, AfD", kommentieren die Aktivisten und Aktivistinnen auf Twitter.

Sie seien sehr froh über die Aufmerksamkeit und das Medienecho, erklärt Modus per Mail. Ziel sei es aber ganz klar auch, andere Menschen dazu anzutreiben, sich ihrem Tatendrang anzuschließen: "Am besten unterstützt man uns, indem man selber aktiv wird. Startet Aktionen, veröffentlicht diese oder schickt uns Material, das wir veröffentlichen."

Ihr Engagement gegen Rechts soll nicht mit dem 24. Dezember aufhören. Sie wollen auch im neuen Jahr weitermachen: "Es ist klar, dass wir Fehler machen werden", schreibt Modus. "Aber das ist uns lieber, als weiter zu schweigen, ohnmächtig zuzuschauen oder in der eigenen Filterblase zu versauern."

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