Fotos vom Marsch der Walliser "Gotteskrieger"

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Fotos vom Marsch der Walliser "Gotteskrieger"

Jedes Jahr an Fronleichnam marschieren die Herrgottsgrenadiere durch das katholische Lötschental.

Die Kirchenglocken von Kippel beginnen zu läuten, in den engen Dorfgassen hört man die Tambouren, begleitet von "weissen Mädchen", Frauen in pechschwarzen Trachten, Dorfmusikanten und Dutzenden von roten Soldaten, den sogenannten Herrgottsgrenadieren. Es ist Donnerstagmorgen und im tief katholischen Lötschental im Wallis wird Fronleichnam gefeiert.

Einst kämpften die Herrgottsgrenadiere für fremde Könige, heute marschieren sie zur höheren Ehre Gottes. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren sie Söldner an den königlichen Höfen von Versailles und Neapel, von wo auch ihre einzigartigen Uniformen stammen: weisses Beinkleid und scharlachroter Frack mit goldfarbenen Knöpfen, dazu Säbel, Patronentasche, Gewehr und—je nach Rang und Funktion—ein schlichtes "Käppi", eine grosse Bärenmütze oder ein Zweispitz mit wallendem Federbusch.

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Zurück in der Heimat, präsentierten die Walliser Söldner ihre Uniformen an weltlichen und religiösen Festen. Und das tun sie auch heute noch, wenigstens in den Dörfern des Lötschentals und in Visperterminen. Der Höhepunkt ist Fronleichnam und die anschliessende Sakramentsprozession. Von Fahnen, Wimpeln, Weihrauch und Rosenkranzgebeten begleitet, trägt der Geistliche die geweihte Hostie—das Allerheilligste, das Sanctissimum—in der Monstranz durch das Dorf, wo sie an vier Altären, die in alle Himmelsrichtungen zeigen, anbetend vor der Madonna und dem Sohn Gottes verehrt wird.

"Wir sind ein Schauspiel vor der Welt, aber nicht für die Welt", sagen die Lötschentaler. Der Aufzug der Herrgottsgrenadiere sei kein Spektakel, keine Touristenattraktion, sondern eine Tradition, bei der die Religion, die Ehre und der Stolz im Zentrum stünden. Deshalb werde dieser Brauch erst dann sterben, wenn auch der Glaube stirbt, sind die roten Soldaten überzeugt.