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​Ein chinesischer Tourist wurde versehentlich in ein Flüchtlingsheim gesteckt

Eigentlich wollte er nur melden, dass sein Portemonnaie geklaut worden war.
Symboldbild. Das ist ein völlig anderer Chinese an einem völlig anderen Flughafen | Foto: imago | Xinhua

Reisen bildet, da sind sich die meisten Menschen einig. Man kann dabei neue Kulturen, andere Landschaften und interessante Anwendungsmöglichkeiten für Paprika kennenlernen. Heutzutage gilt es außerdem als schick, auf Reisen möglichst "tief" in die Gastgeberkultur einzudringen. Man versucht, mit den Menschen im Reiseland ins Gespräch zu kommen und etwas über ihre Hoffnungen und Träume, aber auch ihre Sorgen und Probleme zu erfahren.

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Aber auch das hat seine Grenzen: Die allerwenigsten haben wahrscheinlich Lust, die Probleme des Gastgeberlandes mal so richtig aus erster Hand und am eigenen Leib kennenzulernen. Genau das ist aber einem 31-jährigen Touristen aus China passiert, der unfreiwillig eine gute Woche in einem deutschen Flüchtlingsheim verbracht hat.

Das kam so: Der Tourist war gerade in Stuttgart angekommen, da wurde ihm sein Portemonnaie gestohlen. Er versuchte, das bei der Polizei zu melden, geriet aber aus irgendeinem Grund an eine andere Behörde in Heidelberg. Offenbar gab es da ganz erhebliche Kommunikationsschwierigkeiten, die schlussendlich dazu führten, dass der Mann einen Asylantrag vorgelegt bekam, den er unterzeichnete. Die hilfreichen Beamten sorgten dann dafür, dass er in eine Erstaufnahme-Einrichtung in einem Ort namens Dülmen gebracht wurde, wo man ihm Reisepass und Visum abnahm.

"Er hatte eine Maschinerie in Gang gesetzt, aus der er erst einmal gar nicht wieder rauskam", zitiert die NZZ Christoph Schlütermann, den Kreisvorstand beim Deutschen Roten Kreuz. Schlütermann verdankt der Chinese auch, dass der Irrtum nach gut einer Woche dann endlich bemerkt wurde.

Denn der Tourist selbst war offenbar zu zurückhaltend, um auf die Verwechslung aufmerksam zu machen, und nahm stattdessen sowohl die Verpflegung als auch das Taschengeld in dem Heim an. Erst als Schlütermann ihn ansprach, weil er sich äußerlich so von den anderen Flüchtlingen unterschied, konnte das Missverständnis aufgeklärt werden.

Mittels einer Übersetzungs-App auf dem Handy konnte Schlütermann mit dem Mann, der ausschließlich Mandarin sprach, kommunizieren. "Ich will in Italien spazieren gehen", soll der falsche Flüchtling unter anderem mitgeteilt haben—so verstand der DRK-Vorstand schließlich, dass er einen Touristen vor sich hatte. Mittlerweile hat der Chinese seine Papiere zurückbekommen und konnte seine Weiterreise mach Frankreich und Italien antreten. Wir würden einiges dafür geben, dabei zu sein, wenn er später zu Hause von seiner Deutschland-Reise erzählt.