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Campus, Sex und Ravioli

The Erasmus Project: Lokalkolorit einfangen im herben Belgien

Seit zwei Monaten lebe ich mittlerweile im Land des Bieres und genieße (für mich als Wienerin ein harter Kontrast) nun rustikalen Kleinstadtflair. Kleinstadtflair heißt im Klartext: Meinen Weg zur Uni kreuzen eine Ziege und ein Rebhuhn. Wie es dazu kam.

Ich überzuckere es ja selbst nur mit Mühe aber hier sitze ich nun: Seit zwei Monaten lebe ich mittlerweile im Land des Bieres und genieße (für mich als Wienerin ein harter Kontrast) nun rustikalen Kleinstadtflair. Kleinstadtflair heißt im Klartext: Meinen Weg zur Uni kreuzen eine Ziege und ein Rebhuhn. Und das kam so:

Entgegen der landläufigen (ich als Betroffene—die Betroffenheit ist mir mehr als schmerzlich bewusst—kann ja jetzt mitreden) Vorstellungen der „L'auberge espagnol" -Erasmusklassiker, die ein bürokratisches Horrorszenario zeichnen, läuft das Ganze recht unkompliziert über die Bühne. So meldete ich mich zunächst aus einer gewagten Mischung aus purem Scheiß (excuse my french) und Hang zum Eskapismus für drei mehr oder minder zufällige Städte (Von den Niederlanden bis Frankreich) aus, fühlte mich dabei sehr Rock'n'Roll, sprach „zum Mitnehmen, bitte" und bekam auch prompt einen Platz. Die Stadt trug den klingenden Namen „Louvain-la-Neuve", was sich irgendwie frivol anhörte, also sei's drum. Eine Internetrecherche später und den scheinbar total überflüssigen Appendix „la Neuve" auslassend, gratulierte ich mir selbst zu so viel Weltoffenheit und zog los, um sämtlichen Reise-Schnick-Schnack zu besorgen.

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Aber hier leben …?

Wenig später dann die Ernüchterung. Tatsächlich handelte es sich bei dieser scheinbar verruchten (oh, wie fürchterlich recht ich noch haben sollte) Stadt um NEU-Louvain. Nicht das charmante, studentische, radfahrende Louvain. Nein. Die aus einem skurrilen Universitätsstreit hervorgegangene winzige Planstadt. Nicht das pseudourbane „winzig". Das winzig-winzig. Aber what the hell: Die Koffer waren gepackt, den Liebesoverkill von Freunden und Verwandten (mitschwingender Argwohn über enthusiastische Freude inkludiert) abgeholt, es gab kein Zurück mehr. Zudem hatte ich mir kürzlich einen neuen Spleen zugelegt, um einer Alltagspersönlichkeit ein mysteriöses Profil zu verleihen und fuhr daher mit einer nihilistischen „Fuck this"-Philosophie in die Fremde. Soll heißen: Keine Kontakte, Keine Wohnung, kein Regenschirm. Anarchie, baby.

Aus einer exzentrisch-schmückenden Flugangst heraus und dem Bedürfnis, „The Cure" zu hören und mich wie in einem sehr langsamen, russischen Film der Zwanziger zu fühlen, erwählte ich zu allem Überfluss den Zug als Fortbewegungsmittel aus. Nur der erste in der Kette fataler Fehler, aber noch saß ich ja sehr cineastisch im Zug ins Ungewisse.

Allzubald dann die Realitätswatsche: Es kam, wie es kommen musste und ich stand aus Gründen, die ich selbst nicht mehr anführen kann, nach dreizehn Stunden zermürbender Fahrt mitten in der Nacht, mit gefühlten 30 Kilo Gepäck und verräterrisch klimperndem Kleingeld im Brüsseler Transvestitenviertel und ließ mir von einem behandschellten Typen, der definitiv kein Polizist war, den Weg zum nächsten Hotel erklären.

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Nächste Woche geht's weiter.

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