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Hangover-News, 21. November 2016

Mario Barth als neuer Bundespräsident, Griebenschmalz-Catchen in Stuttgart-Degerloch, Glitzer-Attacke auf AfD-Unterstützer und krankenhausreife Prügel für einen AfD-Politiker.

Angela Merkel am Sonntag im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin | Foto: imago | CommonLens

Sie macht's wieder. Am gestrigen Sonntag hat Angela Merkel vor der Presse erklärt, dass sie noch einmal deutsche Kanzlerin werden möchte und bei der kommenden Bundestagswahl 2017 wieder antritt. Es mutet schon ein wenig seltsam an, dass selbst für uns die Nachricht beruhigend wirkt, dass eine CDU-Politikerin ihr Amt wieder ausüben möchte.

Die merkwürdige Sicherheit, die die seit elf Jahren regierende Bundeskanzlerin ausstrahlt, mag momentan aber auch an den fehlenden Alternativen aus ihrem eigenen sowie den anderen politischen Lagern liegen. Und zugegebenermaßen: In Anbetracht von Trump wirkt Merkels Kartoffelsuppen-Stil wie ein Süppchen an einem grauen Novembertag.

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In Deutschland gibt es zwar noch keinen Trump, in der Union geben sich einige aber alle Mühe, dass jenseits von Merkel nicht allzu viel Seriosität entsteht. So erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (deutschlandweit bekannt durch seinen "Er war ein wunderbarer Neger"-Kommentar) im MDR am Freitag zum Afghanistan-Einsatz deutscher Soldaten:

"Wir muten unseren eigenen Soldaten zu, dort im Einsatz zu sein (…). Dann denke ich, ist es auch zumutbar, dass Menschen, deren Asylantrag abgelehnt worden ist, auch in ihre Heimat zurückkehren."

Chapeau, Herr Herrmann, für diese brillante Spitze ihres diplomatischen Geschicks. Die User des zum Zitat gehörigen Reddit-Threads nutzen ihre eigene Art von Humor, um Herrn Herrmann dafür zu schelten.

Weiterhin: Mario Barth als neuer Bundespräsident, die AfD als Opfer mehrerer Attacken und Proteste gegen ein neues Vergewaltiger-Gesetz in der Türkei—willkommen bei den Hangover-News.

Van der Bellen und Hofer traten zum TV-Duell an

Das erste von drei geplanten TV-Duellen in der mittlerweile vierten Wahlkampfrunde der Bundespräsidentenwahl wurde am Sonntagabend auf Puls 4 ausgetragen. Glaubt man der Studio-Analyserunde, der unter anderem die Wiener FPÖ-Stadrätin Ursula Stenzel und der Kabarettist und Boxkampfrichter Werner Schneyder angehörten, dann konnte Norbert Hofer das Duell für sich entscheiden.

Tatsächlich verlief die erste Begegnung nach der Wahlkampfpause zwischen den beiden Kandidaten über weite Strecken ruhig, obwohl sich Van der Bellen unerwartet angriffslustig gab. Für Diskussionen auf Twitter sorgte die Aussage Van der Bellens, dass er auch kein Problem damit habe, dass der rechte Akademikerball in der Hofburg stattfinde und daran auch als Bundespräsident nichts ändern würde, selbst wenn er könnte.

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Ein paar nicht ganz nachvollziehbare Argumentationsstränge lieferte außerdem Norbert Hofer (unterstützt durch Ursula Stenzel), dem Van der Bellen mehrmals vorwarf, zum Frühstück, zu Mittag und zum Abendessen Kreide zu essen. So wurde etwa Van der Bellens Stimme für die KPÖ kontrovers diskutiert, dass Hofers Büroleiter Rene Schimanek in seiner Jugend mit verurteilten Neonazis marschierte, sei aber nur ein Jugendfehler gewesen.

Der wahre Star des Abends war aber weder Hofer noch Van der Bellen, sondern Ursula Stenzel. Dass gerade die ehemalige ÖVP- und heutige FPÖ-Politikerin Van der Bellen als politisches Chamäleon bezeichnete, beinhaltet eine gewisse Ironie. Auch, dass sich die Politikerin aus dem ersten Bezirk als Kämpferin gegen das Establishment inszenierte, konnte man ihr nur schwer abkaufen.

Mario Barth, "Unser Kandidat" für den nächsten Bundespräsidenten?

Dass Mario Barth nicht der hellste Stern am Firmament ist, hatte er vergangene Woche noch mit seiner Reportage vom Trump Tower bewiesen, als er die deutsche, europäische, nein, auch die weltweite Presse mit einem Paukenschlag in tausend kleine Stücke zerriss: Denn dort, wo laut "Lügenpresse" Proteste gegen den kommenden Präsidenten Trump hätten stattfinden sollen, sah Mario Barth gar nichts. Nur war er am Veterans Day vor Ort, an dem der gesamte Straßenzug abgesperrt und Proteste unmöglich waren.

Die neue Facebook-Seite "Unser Kandidat" zeigt Mario Barth jetzt als investigativen Journalisten in Syrien, über den Wolken und im Weltraum. Überall deckt er auf, was die öffentliche Presse verschweigt. Die Seite fordert nichts anderes, als Mario Barth zum neuen deutschen Bundespräsidenten zu machen. Ernst gemeint ist diese Seite natürlich nicht und auch gibt es logischerweise bislang keine bekannten Verbindungen zum echten Mario Barth. Jedoch muss man vorsichtig sein, denn auch dank solcher Fake-News wie denen vom echten Mario Barth hat es erst kürzlich ein milliardenschwerer, rechtspopulistischer Tycoon in ein sehr bekanntes, weiß gestrichenes Haus geschafft. Und Mario Barth hat bewiesen, dass er ein ähnliches Talent besitzt.

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Basler Notschlafstelle in unzumutbaren Zustand: Obdachlose schlafen trotz Kälte lieber draussen

Foto von Dierk Schaefer | flickr | CC BY 2.0

Trotz der Kälte in der Nacht schlafen Obdachlose in Basel lieber draussen als in der Notschlafstelle. Von den 75 Betten der Kleinbasler Notschlafstelle bleiben laut Schweiz am Sonntag rund 40 Prozent leer. Gegenüber der Zeitung sagte ein ehemaliger Bewohner, dass der Ort zu dreckig, zu laut und zu unsicher sei. Vor allem seien die sanitären Anlagen kritisch; Für mehr als sechzig Männer gebe es nur drei Toiletten. Entsprechend schlecht stehe es um die Hygiene. Eine weitere Obdachlose spricht von sehr hohem Gewaltpotential.

Die Basler Sozialhilfe ist sich den unzumutbaren Verhältnissen bewusst. Seit mehr als zwei Jahren suche sie deshalb eine neue Liegenschaft, doch bis jetzt ohne Erfolg. Gassenarbeiter Michel Steiner sieht jedoch auch mit einer neuen Liegenschaft die langfristigen Unterbringungsschwierigkeiten nicht gelöst. Von Jahr zu Jahr sind mehr Menschen aus der unteren Mittelschicht von der Obdachlosigkeit betroffen. Deswegen brauche es laut Steiner dringend günstigen Wohnraum.

Attacken gegen AfD-Mitglieder: Prügel, Wassereimer und Glitzer

Der [#AfD](https://twitter.com/hashtag/AfD?src=hash">#AfD… Markus Egg wurde in der @HumboldtUni mit Wasser überschüttet: https://t.co/uIBXdif5td pic.twitter.com/zzQgbj0Pms
— Berliner Zeitung (@berlinerzeitung) 19. November 2016

Dass an der Berliner Humboldt-Uni auch AfD-nahe Dozenten lehren, darauf wollte eine Gruppe von maskierten Aktivisten aufmerksam machen, als sie Prof. Markus Egg in einer seiner Vorlesungen mit einem Eimer Wasser und Glitzer übergossen. Egg hat nicht nur einen Lehrauftrag am Institut für Anglistik und Amerikanistik der HU, er ist auch Leiter des Landesfachausschusses Bildung der AfD Berlin und kandidierte bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2016 bereits für den Berliner Bezirk Pankow. Der Vorfall ereignete sich schon am 8. November dieses Jahres, wurde aber erst jetzt publik.

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An anderer Stelle der Republik wurde ein 20-jähriger Lokalpolitiker der AfD zusammengeschlagen. In Bad Karlshafen bei Kassel kam es nach einem politischen Wortstreit zu einem Handgemenge, das für den AfD-Politiker mit einer kleinen Platzwunde und Verdacht auf Gehirnerschütterung endete. Dieser stelle Strafanzeige gegen den vermeintlich betrunkenen Angreifer.

Proteste in der Türkei gegen neues Vergewaltiger-Gesetz

Foto: imago | ZUMA Press

Istanbul, Kadiköy—3.000 Menschen protestierten am Samstag lautstark gegen ein neues Gesetz, wonach die Verurteilung wegen sexueller Übergriffe gegen Minderjährige aufgehoben werden kann, wenn der Täter sein Opfer heiratet. Die Voraussetzung ist, dass die Tat ohne "Gewalt, Drohung oder jegliche andere Form von Zwang" erfolgt sein muss. Noch ist das Gesetz nur gebilligt, bis es amtlich eintritt, müssen die Abgeordneten der Vorlage in den kommenden Tagen noch ein weiteres Mal zustimmen.

Auch die Vereinten Nationen sehen den Gesetzesentwurf kritisch: "Diese schändlichen Formen der Gewalt gegen Kinder sind Verbrechen, die als solche und in jedem Fall bestraft werden sollten" erklärte Unicef-Sprecher Christophe Boulierac in Genf. Der türkische Justizminister Bekir Bozdag verteidigte das Gesetz: Es gehe dabei um den "Schutz von Kindern". Das Mindestalter, um zu heiraten, liegt in der Türkei bei 17 Jahren. In Ausnahmefällen und per richterlichem Beschluss können Mädchen auch schon mit 16 Jahren verheiratet werden.

Eine 28-Jährige wurde an einem Strick mit dem Auto durch Hameln geschleift

Foto: Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden

In Hameln ereignete sich am Sonntag eine grausame Tat. Einer 28-jährigen Frau wurde nach bisherigen Erkenntnissen ein Strick um den Hals gebunden, der an die Anhängerkupplung eines Autos geknotet wurde. Anschließend soll der Täter mehrere Straßen abgefahren und die Frau am Seil hinter sich hergeschleift haben. Schwerverletzt wurde sie anschließend am Straßenrand aufgefunden und nach einer Notoperation mit einem Helikopter in eine Spezialklinik geflogen. Für die junge Frau besteht immer noch Lebensgefahr. Noch am selben Tag meldete sich ein 38-jähriger Unbekannter und gestand die Tat. Genauere Informationen zum Hintergrund des Gewaltakts gibt es bislang allerdings noch nicht.