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Was rund um den Kongress der "Verteidiger Europas" passiert

Wir berichte live rund um die "Leistungsschau" der rechten Bewegung aus Österreich und Deutschland in den Linzer Redoutensälen sowie von den Protesten und Demos gegen den Kongress.

Für den 28. und 29. Oktober organisierten die selbsternannten "Verteidiger Europas" einen gemeinsamen "Kongress" in den Linzer Redoutensälen. Vermietet wurden diese Prunksäle vom Land Oberösterreich. Trotz nationaler und internationaler Proteste von Politikern, Künstlern und KZ-Überlebenden, unter anderem aufgrund der Teilnahme von rechtsextremen Organisationen am Treffen, wollte Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) den Mietvertrag mit der deutschnationalen Burschenschaft Arminia Czernowitz nicht aufkündigen.

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Die Arminia Czernowitz ist eine schlagende Burschenschaft mit Verbindungen zur Identitären Bewegung, dem Magazin Info-DIREKT und anderen Teilnehmern des rechten Kongresses. Gleich mehrere FPÖ-Funktionäre und Politiker sind Mitglieder der Burschenschaft. Darunter zum Beispiel der Linzer Vizebürgermeister und Stadtpartei-Obmann Detlef Wimmer, Bundesrat Michael Raml sowie Stadtrat Markus Hein.

Geht es nach den Veranstaltern, sollte der Kongress eine "Leistungsschau der identitären und konservativen Arbeit im publizistischen, kulturschaffenden sowie politischen Bereich" werden. Dementsprechend vielseitig waren die Teilnehmer, die wir bereits an anderer Stelle vorgestellt haben.

Screenshot von der offiziellen Website des "Europäischen Forums Linz"

Während am Samstag eine ganztägige Messe stattfand, bei der die einzelnen Aussteller ihre publizistischen Werke präsentierten, völkischen Merch verkauften und sich über die deutsch-österreichische Identitätskultur austauschen konnten, gab es bereits am Freitagabend als Einstimmung einen Vortragsabend, für den auch der FPÖ-Generalsektretär Herbert Kickl als Redner angekündigt war. Weitere Redner des Kongresses waren unter anderem der Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer, der Ex-Mann von Barbara Karlich und derzeitige Chefredakteur von alles roger?, Roland Hofbauer, und der Rechtsaktivist und Chefredakteur der Blauen Narzisse Felix Menzel.

Schon im Vorfeld hat die Veranstaltung für Aufregung gesorgt. Neben den zahlreichen Protestschreiben an Landeshauptmann Pühringer und dem darin ausgedrückten Ärger über den Veranstaltungsort, sorgte auch das explizite Ausladen der "System- und Lügenpresse" für Aufsehen. Die einzigen zugelassenen Medienpartner des Kongresses waren mit Info-DIREKT und unzensuriert.at zwei Medien, die klar dem rechten Spektrum zu zuordnen sind und alles andere als kritische Berichterstattung betreiben. Immer wieder in die Kritik kam auch ServusTV, dessen Talk-Format im Hangar 7 vor zwei Wochen Martin Sellner in eine Diskussionsrunde über muslimische Jugendliche einlud, diese Woche dann Marcus Franz zum Thema Gendern.

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Samstag twitterte der Account der selbsternannten "Verteidiger Europas" dann, dass ServusTV zu den Medienpartnern der Veranstaltung gehöre. ServusTV bestritt das, woraufhin von Seiten des Kongresses klargestellt wurde: "Klarstellung 'Medienpartnerschaft' 2: Die Lügenpresse bleibt bei uns draußen. Einzelne seriöse Medien haben eine Ausnahmegenehmigung." ServusTV solle sich intern besser absprechen, wenn es von einer Medienpartnerschaft nichts wisse.

Zwei Gegnern der Veranstaltung gelang es am Vormittag laut Polizei, in die Redoutensäle vorzudringen und mehrere Stinkbomben zu werfen. Beide wurden von der Polizei festgenommen. Um 14:00 startete die offizielle Gegendemonstration am Bahnhofsvorplatz mit über 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Kurz vor dem Start sorgte der bekannte Welser Rechtsaktivist Ludwig Reinthaler für kurze Aufregung, als er einzelne Demonstranten fotografieren wollte.

Die Busse der Demoteilnehmer aus Wien wurden bereits bei der Anreise von vermummten Polizisten durchsucht:

Screenshot via Autonome Antifa Twitter.

Unterdessen hatte Bischof Laun seine Teilnahme am Kongress abgesagt: "Ich bedaure die Polarisierungen rund um den Kongress und sage meine Teilnahme daran ab." Er komme dem ausdrücklichen Ersuchen des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner nach, erklärte er gegenüber Kathpress.

Prominente Unterstützung bekamen die Kongressteilnehmer dennoch. Etwa von Sascha Roßmüller. Roßmüller war Bundesvizevorsitzender der NPD und sitzt heute im bayrischen Landesvorstand der NPD. Er kam im selben Bus mit Alexander Markovics, einem Aktivisten der Identitären Bewegung Österreich.

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Roßmüller (hinten) und Markovics bei der Ankunft in Linz. Foto: VICE Media

Rund um die Redoutensäle hat die Polizei eine Sperrzone errichtet, die nur für Polizei und Kongressteilnehmer zugänglich ist . Journalisten sind nicht erlaubt. Die Sperre wird noch bis spätestens Mitternacht bestehen bleiben. Die Gegendemonstration verlief friedlich.

Folgt Paul auf Twitter: @gewitterland

Dieser Artikel wird upgedatet.


Titelfoto: Screenshot der offiziellen Website des "Europäischen Forums Linz"