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„Es ist dieser Tage ein Spießrutenlauf, wenn man als Jude erkannt wird“

Markus A. wurde letzte Woche in einem Einkaufszentrum zusammengeschlagen. Er sagt, der Täter habe ihn attackiert, weil er Jude ist. Der Täter bestreitet das.
Kette des Opfers. Foto mit freundlicher Genehmigung.

„Scheiß Jude" soll der Täter gerufen haben, bevor er Markus A. (Name von der Redaktion geändert) in einem Einkaufszentrum in St. Pölten verfolgt und angreift. A. trägt eine Kette mit Davidstern—als er das Gebäude betritt, habe er drei Männer gesehen, die er eindeutig als Muslime erkannt habe, erzählt er gegenüber VICE. Einer der Männer soll „diese Juden" gesagt haben. Markus A. geht weiter. Plötzlich sei da noch ein sehr großer vierter Mann gewesen, die Männer hätten ihn in den Supermarkt verfolgt.

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Der vierte Mann, der Täter, stellt sich vor A. und soll ihn beschimpft haben: „Ihr Juden, was wollt ihr da? Geht nach Hause!" A. geht einen Gang weiter, um vor dem Täter auszuweichen. Der Mann geht ihm nach und bringt A. mit einem Tritt in den Magen zu Boden. Das Verfolgen und der Tritt wurden von den Kameras des Supermarkts aufgezeichnet. Das hat zur schnellen Verhaftung des Täters geführt.

Der 21-Jährige gibt zwar zu, den Mann geschlagen zu haben, bestreitet aber, dass die Tat einen antisemitischen Hintergrund gehabt habe. Thomas Heinreichsberger, Pressesprecher der Polizei Niederösterreich, sagt, der Verfassungsschutz habe den Fall bald wegen der mutmaßlichen religiösen Hintergründe übernommen. Nun stehe Aussage gegen Aussage, den Rest wird ein Gericht klären.

„Es ist dieser Tage ein Spießrutenlauf, wenn man als Jude erkannt wird", sagt A. Er sei auch schon einmal von Rechtsradikalen angegriffen worden. Bei einem anderen Vorfall habe ein Mann ihm gegenüber „Jude, leck mir die Schuhsohlen" geschimpft. Seiner Frau habe man bei einem Einkauf vor die Füße gespuckt. „Die Menschen haben momentan sehr viel Hass im Kopf, das will ich auf keine Gruppe beschränken. Das sieht man ja zum Beispiel auch bei Pegida," sagt A. „Einen Tritt in den Magen zu bekommen, tut weh, egal von wem der Tritt kommt."

Die Zahl antisemitischer Vorfälle hat sich im letzten Jahr in Österreich verdoppelt. Erst Ende Jänner berichtete VICE von einem antisemitischen Vorfall auf der Kärntner Straße, der sich direkt nach den Demos gegen den Akademikerball ereignet haben soll.

Hanna ist auf Twitter: @hhumorlos