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Die Verflechtungen von Burschenschaften und Neo-Nazis

In Österreich kreuzen sich die Wege von Burschenschaftern und Neo-Nazis immer wieder.

Aufnahme aus unserer Dokumentation über Burschenschaften in Österreich

Es gibt zahlreiche Verbindungen zwischen Burschenschaftern und dem militanten Neonazismus. Eine der bekanntesten österreichischen Burschenschaften, die Wiener Olympia, wurde wegen ihrer Verwicklung in den Rechts-Terrorismus in Südtirol ab 1961 sogar für einige Jahre behördlich aufgelöst. Die Mitgliederliste der Olympia reicht aktuell von Martin Graf, ehemals 3. Nationalratspräsident bis zu Alexander Markovics, dem Vorsitzenden der neofaschistischen Gruppe Identitäre.

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Als im Jahr 1961 Schüsse auf das Parlament abgegeben wurden, wurde laut „Stoppt die Rechten" am Tatort ein Karton mit der Aufschrift „Die deutschen Burschenschaften werden kämpfen" mit einem Stoffband in den Farben Schwarz-Rot-Gold (die Farben der „Olympia") gefunden. Verurteilt für diesen und zahlreiche andere Anschläge wurde dann unter anderem Gerd Honsik. Honsik, Mitglied der Burschenschaft Markomannia, ist bis heute in der Neonazi-Szene aktiv.

In den Neunzigern sah sich die Neonazi-Szene im Aufwind. Zahlreiche (amts)bekannte Neonazis waren (und sind) Mitglieder verschiedener Burschenschaften. Vor allem zu nennen wäre Gottfried Küssel, damals Führer der VAPO, der „Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition".

Der derzeit in Haft sitzende Küssel ist Mitglied der Wiener Burschenschaft Danubo-Markomannia und bis heute die zentrale Figur der NS-Szene. Auch andere Burschenschafter hatten damals Kontakte zur VAPO, etwa Heinz-Christian Strache. Der FPÖ-Obmann, Mitglied der Schüler-Burschenschaft Vandalia, nahm in dieser Zeit an einem der Wehrsportlager der VAPO teil.

Ebenfalls in diese Zeit fielen die Briefbomben-Attentate und die Morde von Oberwart. Zwischen 1993 und 1996 starben vier Menschen, etliche wurden verletzt. Redewendungen und Hinweise in den Bekennerschreiben deuteten auf eine Verwicklung burschenschaftlicher Kreise hin. Im Zuge der Ermittlungen wurde unter anderem die gesamte Abo-Kartei der Zeitschrift Aula beschlagnahmt. Die Aula ist das Zentralorgan der Freiheitlichen Akademikerverbände und gilt als Sprachrohr der Burschenschafter in der FPÖ.

Ein Burschenschafter, der bereits wegen Wiederbetätigung verurteilte Neonazi Franz Radl, wurde in Zusammenhang mit den Briefbomben auch vor Gericht gestellt, aber freigesprochen. Radl, lange Jahre Mitglied der Wiener Burschenschaft Teutonia, ist bis heute in der rechten Szene aktiv und trat gemeinsam mit Gottfried Küssel in der Öffentlichkeit auf.

Das Bild, wo Strache den „Kühnen-Gruß" („Drei Bier") zeigt, ist ebenfalls weithin bekannt. Weniger bekannt ist, dass Strache damals Franz Radl begrüßte. Strache war in diesen jungen Jahren mit der Tochter von Norbert Burger liiert. Burger war Mitglied der Burschenschaft Olympia, Südtirol-Terrorist und Vorsitzender der wegen Wiederbetätigung verbotenen NDP. Laut Profilwar Strache ständiger Gast bei den Burgers und traf dort auch Gottfried Küssel. Gottfried Küssel und Franz Radl sollen in dieser Zeit auch diskutiert haben, ob sie ihre Leute in die FPÖ und ihrer Vorfeldorganisationen schicken sollten.

Die NS-Burschenschafter-Connection rund um Küssel machte auch später von sich reden. Rund um die Prozesse gegen die Nazi-Page alpen-donau-info im Jahr 2012 gerieten wieder Burschenschafter ins Visier der Ermittler. Küssel wurde wegen Beteiligung an der Seite verurteilt, Franz Radl mehrmals im Prozess genannt.

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