Die Superhelden von Ouagadougou

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Die Superhelden von Ouagadougou

In Burkina Faso tragen Batman und Co. keine hautengen und ultramaskulinen Kostüme.

Alle Fotos: bereitgestellt vom Autor

Diese in Burkina Faso geschossene Fotoreihe ist die Fortsetzung eines Kunstprojekts, das in Indonesien seinen Anfang fand. Die Idee hinter der ganzen Sache war es, die Popkultur mithilfe von einheimischem Handwerk neu zu interpretieren. Auf Bali und Java hatte ich die einmalige Gelegenheit, mit Bildhauern zusammenzuarbeiten, die Graffiti-Kunst in traditionelle Häuser einarbeiteten. Aber auch einige Maler des Hyperrealismus halfen mir dabei, meine Fotos auf eine neue Art und Weise darzustellen.

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Mich beschäftigte vor allem das Urheberproblem dieser Arbeiten: Kann man immer noch als „Schöpfer" eines Werks angesehen werden, wenn dieses Werk zum Teil auch von anderen Künstlern erschaffen wurde? Ich entschied mich dazu, meinen Namen nicht zu verwenden, und schrieb deshalb „Untitled, Anonymous" unter alle Kunstwerke.

Als ich 2012 in Burkina Faso ankam, wollte ich genau diese Frage noch weiter behandeln, indem ich wieder Tradition und Moderne aufeinandertreffen ließ: Ich vermischte afrikanische Klischees mit bekannten Symbolen der technologischen Konsumgesellschaft, wodurch Situationen entstanden, die die Bilder der Medien anzweifeln.

Mein Plan war es, mich nicht zu sehr in meiner Umgebung festzufahren, sondern mit Referenzen zu spielen, die Grenzen überschreiten. Diese Fotoreihe der Superhelden ist einer einfachen Skizze entsprungen: ein Spider-Man- Boubou, den ich in meinen Notizblock gezeichnet hatte. Zusammen mit meinem Kollegen Bruno Revert habe ich diese Idee dann weiterentwickelt und wir entschieden uns dazu, auch noch andere Figuren der westlichen Kultur mit einzubeziehen. So sind wir zu unseren drei Outfits gekommen.

Als Model engagierte ich Kaboré (Spider-Man), der zu Face-O-Sceno gehört—das ist eine kleine Theaterkulissen-Manufaktur, mit der ich schon für mehrere Projekte zusammengearbeitet habe. Dann war da noch Gedor (Iron Man), der gerade sein Kunststudium abgeschlossen hatte und auf der Suche nach einem Praktikum war. Er hat mich bei vielen Foto-Shootings begleitet. Mathias (Batman) komplettierte das Trio und war eigentlich nur der Fahrer, der unser Team zu den jeweiligen Locations bringen sollte. Er war total glücklich darüber, einfach nur den Chauffeur spielen und das ganze Treiben lachend von der Seite aus beobachten zu dürfen, und als ich ihn dann schließlich fragte, ob er auch vor die Kamera treten wolle, riss er sofort das Batman-Kostüm an sich.

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Um diesen gewissen Glanz zu erreichen, den ich im Sinn hatte, wurden die Kostüme komplett aus afrikanischem Damast gefertigt. Dieser Stoff ist dort sehr beliebt und wird im Allgemeinen vor allem für Ornate verwendet, weshalb man ihm auch viel Respekt entgegenbringt. Um die volle Glanzkraft zu entfalten, mussten wir die Outfits mit Pflanzensaft überziehen.

Ich habe mich aus verschiedenen Gründe für das Thema der Superhelden entschieden. Zum einen wegen der Ästhetik, denn die kräftigen Farben der Kostüme findet man so auch bei den traditionellen Gewändern. Zum anderen hat es aber auch etwas richtig Witziges an sich, wenn die hautengen Outfits der ultramaskulinen Superhelden gegen die locker geschnittenen Boubous eingetauscht werden.

Zusätzlich stand uns noch ein Ronald-McDonald-Kostüm zur Verfügung, das Bruno Revert für ein anderes meiner Projekte erschaffen hatte. Wir waren wirklich überrascht davon, wie vielen Burkinern der Clown nichts sagte. Ich frage mich, wann sich dieser Umstand wohl ändern wird.

TDTF ist ein von Alexandre Eudier und Matthew Noiret gegründeter Verlag. Ihre ersten beiden Bücher Vermillion Coast und Super sind ab jetzt erhältlich.