Wir haben Kondome mit Geschmack verkostet

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Wir haben Kondome mit Geschmack verkostet

"Die Fruchtnuancen dieses Kondoms kommen auch beim wiederholten Saugen nicht zum Vorschein. Der gummiartige Grundton dominiert das Geschmacksbouquet und übertönt die Apfelnoten."

Fruchtkondome—der Geschmack der Jugend! Damals schien es, dass erste unbeholfene Blasversuche irgendwie besser werden, wenn sie nach tropischen Früchten schmecken. Erdbeer- und Vanillekondome gehörten zum Teenagergeschmacksrepertoire wie Smirnoff Ice und Center Shock. Und nach dem 17. Geburtstag gerieten sie genauso in Vergessenheit. Vielleicht völlig zu Unrecht? Wenn der Kioskverkäufer mangels Wechselkleingelds ein Center Shock zusteckt, ist das immer noch ziemlich super. Und Alkopops befördern einen geschmacklich—zumindest für die Dauer des Zuckerflashs—in die guten, alten Zeiten zurück, in denen "Limit" und "Kater" Fremdwörter für unsere Körper waren.

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Vielleicht rufen Geschmackskondome unseren jugendlichen Sexualelan wieder wach? Die Bereitschaft, bis fünf in der Großraumdisse auszuharren, um einen Busen anzufassen? Die stürmische Begeisterung für jedes Menschenwesen, das zu unserer sexuellen Orientierung passt und bereit ist, sich mit uns nackig zu machen? Aber weil wir aus der Bravo-Zielgruppe entwachsen sind und uns langsam auf das Alter zubewegen, in dem man seine Samstage mit Wein- und Schokoladenverkostungen verbringt, testen wir die Kondome nicht am Objekt auf irgendeinem Rücksitz.

Nein, wir Gourmets machen eine richtige Kondom-Degustation! Mit Blindtest und entspannter Hintergrundmusik. Wir werden zwischen den Testobjekten den Gaumen mit einem Schluck Wasser durchspülen und zur Aroma-Neutralisierung ein paar Kaffeebohnen schnüffeln (OK, den Kaffeesatz aus der Redaktionskaffeemaschine). Obwohl Kondome meistens bei Penis-Temperaturen serviert werden, wurden sie bei unserem Test zimmerwarm an phallischem Obst und Gemüse präsentiert, was das Geschmackbouquet vermutlich beeinträchtigt. Das bitten wir zu entschuldigen.

Blindtest: Die dominierende Note ist Kunststoff, nicht unähnlich dem Ablecken eines Plastiktisches. Im Nachgang breitet sich ein sehr leichter Minzgeschmack aus. So dezent, als hätte man über die Tischstelle geleckt, an der vor Monaten ein Kaugummi klebte.
Was war's wirklich: Grüne Minze (Fun Factory)
Beschreibung: Während das Kondom geschmacklich enttäuscht, punktet es beim Geruch. Gedanken an Mojito werden wach, oder eher an Kräutertee. Gibt man zu dem Kondom kochendes Wasser hinzu, schmeckt der Aufguss tatsächlich nach Pfefferminztee. Für die optimale Geschmacksentfaltung also am besten das Kondom vor der Benutzung aufkochen—oder direkt beim Sex in der Sauna verwenden.

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Alle Kondome wurden an glatten Penis-Äquivalenten getestet. Das mit dem Kaktus wäre eine ziemlich dumme Idee | Alle Fotos: Grey Hutton

Blindtest: Nachdrückliche, fruchtige Süße, die in ihrer Penetranz an Zuckerwatte erinnert.
Was war's wirklich: Marshmallow (ESP Enjoyable safe pleasure)
Beschreibung: Das Kondom verblüfft mit ausgeprägter floralaromatischer Lieblichkeit, könnte allerdings etwas Charakter und Würze vertragen. So bleibt der Geschmack wenig ausdifferenziert, am ehesten noch zu vergleichen mit dem Verzehr von Kinderlipgloss.

Blindtest: Banane, definitiv.
Was war's wirklich: Banane (Fun Factory)
Beschreibung: Dank der Geruchsintensität ordnet die Nase das Kondom auch aus drei Meter Entfernung treffsicher zu. Man würde sich etwas Raffinesse wünschen, denn das Aroma ist ungefähr so subtil wie Toilettenspray. Das Kondom schmeckt überzeugend nach Banane, beziehungsweise nach diesen Geleebananen. Oder nach Bananen-Mäusespeck. Ein derart verpacktes Sexualabenteuer kann man sich folglich vorstellen wie einen Blowjob an einem penisgroßen Stück Mäusespeck auf einem überparfümierten Klo.

Blindtest: Schwaches Geschmackserlebnis, am ehesten vergleichbar mit einem Kaugummi, das schon seit ein paar Tagen gekaut wird.
Was war's wirklich: Himbeere (Secura Condoms)
Beschreibung: Das Aroma ist eine Mischung aus Gummireifen und Kinderkaugummi. Die Farbe des Testobjekts ist blass und so auch die Reaktion der Geschmacksrezeptoren. Auch im Abgang entfaltet sich nicht die gewünschte beerige Note, sondern eine gewisse Mineralität. Selbst nachdem das Kondom auf der Banane in den Händen temperiert wurde, ist das Geschmackserlebnis derart nuanciert, dass der Geschmack fast abwesend ist.

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Blindtest: Das Dufterlebnis gleicht dem Besuch einer Shisha-Bar, der Geschmack erinnert an Brause-Vitamintabletten, die einem früher Oma aufgezwungen hat.
Was war's wirklich: Pfirsich/Orange (Secura Condoms)
Beschreibung: Endlich ein Kondom, das den Gourmetgaumen zufriedenstellt. Die Geschmacksnote würde ebenfalls gut als Gummibärchen funktionieren. Oder als Hustenbonbon. Leider fällt die Geschmacksintensität nach einer halben Minute rapide ab. Nach anderthalb Minuten schmeckt man nichts mehr—ein zu beklagendes Problem, das viele der Testobjekte gemeinsam haben. Die Kürze des Geschmackserlebnisses spricht wiederum für die These, dass das Produkt hauptsächlich an zur schnellen Ejakulation neigende Teenager gerichtet ist.

Blindtest: Das Aroma ruft Erinnerungen an Vanille-Duftbäumchen aus Proll-Autos wach. Der Geschmack ist wenig differenziert, dank der Geruchsintensität kommt es einem vor, als würde man dieses Duftbäumchen kauen.
Was war's wirklich: Schwarze Schokolade (Fun Factory)
Beschreibung: Die Kakao-Note entfaltet sich nicht zufriedenstellend. Selbst wenn man die Farbe des Kondoms, die wohl an Schokolade erinnern soll, mit einbezieht, weigert sich das Gehirn zu glauben, an einem Riegel zu lutschen. Das ist bestimmt eine sinnvolle Sicherheitsmaßnahme gegen allzu eifrige Schokoladenliebhaber mit Beißreflex. Leider führt es dazu, dass das Ganze so schmeckt, als würde man Vanillekonzentrat von einem Gummischlauch schlecken.

Blindtest: Neutraler Geschmack, Geruch erinnert an eine Mischung aus Fisch und Hubba-Bubba.
Was war's: Grüner Apfel (Secura Condoms)
Beschreibung: Die Fruchtnuancen dieses Kondoms kommen auch beim wiederholten Saugen nicht zum Vorschein. Der gummiartige Grundton dominiert das Geschmacksbouquet und übertönt nicht nur die Apfelnoten, sondern auch alle anderen. Das Duft-Ensemble aus Fisch und Hubba-Bubba ist wenig überzeugend. Einen Michelin-Stern hat es sicher nicht verdient.

Fazit: Die Zeiten, in denen man die Geschmacksqualitäten des Schwanzes mit Frucht übertönen musste, sind definitiv vorbei. Zumal der Geschmack der getesteten Objekte meistens an billiges Kaugummi erinnerte und genauso lange hielt. Sollte es zwecks Safer Sex erforderlich sein, den Penis zu verpacken, schmecken Kondome in Geschmacksrichtung Kondom immer noch am besten.