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Wir haben also zu wenig Zeit zum Genießen, oder nehmen uns diese zumindest nicht ausreichend. Das kann daher kommen, dass wir zu faul sind, für unseren eigenen Genuss etwas zu tun—und wir deshalb Dinge abgeben. Die Theorie trifft vor allem bei sogenannten Lustempfindungen zu. Es geht dabei also nicht darum lästige Arbeiten loszuwerden, sondern eher um Dinge, die wir eigentlich gerne tun.Warum wir uns die eigene Chance auf Genuss verbauen— auch darauf hat Pfaller eine Antwort: „An jeder Lust gibt es etwas Ungutes: Alkohol macht Kopfweh, Feiern kostet Schlaf, Sport kostet Anstrengung und Zeit et cetera. Dieses Ungute können wir meist nur dann überwinden, wenn wir von unserer Umgebung dazu animiert werden—etwa in Form einer Aufforderung wie "Sei kein Spielverderber, stoß mit uns an!""Wir brauchen also eine Umgebung die uns animiert, aber auch wir selbst sollten uns motivieren. Im Grunde ist es doch so—zumindest war es es bei mir so—, dass man sein ganzes Teenager-Alter lang immer dafür kämpft, unabhängig zu sein. Endlich das machen zu können, worauf man Lust hat. Endlich so zu leben, wie man will. Die Musik und das Fernsehprogramm im Wohnzimmer selbst zu bestimmen und endlich ein halbwegs autonomer Mensch zu sein.Ist man dann alt genug und hätte endlich die Möglichkeit autonome Entscheidungen zu treffen, lassen wir uns erst recht delegieren. Nicht von Regina George oder Mama, sondern vom Internet. Dazu stellt Pfaller aber auch klar: „In jedem Geschmack steckt Fremdgeschmack—anders gibt es gar keinen eigenen. Lustfähig werden wir wohl erst dann, wenn wir von der allzu strengen Forderung nach dem Eigenen ablassen."Klar, unser Geschmack wird immer von anderen beeinflusst werden, das war schon immer so und wird auch immer so bleiben, aber um Lust zu empfinden und den eigenen Geschmack zu definieren, muss man dafür auch etwas tun und sei es sich Musik selbst zu suchen, dem Typen auf Tinder zu schreiben oder ein Buch bewusst auszusuchen.Eva, (k)ein Mean Girl, auf Twitter„Dass Fernsehkomödien an unserer Stelle lachen, der Chor in der griechischen Tragödie an Stelle des Publikums wehklagt oder die Turnschuhe an unserer Stelle sportlich sind, ist keine neue Kulturerscheinung. Sie kommt uns lediglich paradoxer vor, als sie es für frühere Epochen war. Mildere Formen von solcher symbolisch ausgelagerter Lust rühren meist daher, dass wir selbst nicht genug Zeit für sie haben."