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Die Medien in Uganda feuern die Anti-LGBT-Gewalt an

Die Boulevardblätter des Landes veröffentlichen Listen mit den Namen bekannter oder vermuteter Homosexueller.

via Kasha Jacqueline auf Twitter.

Exposed! So lautet die Überschrift des Red Pepper, einer Boulevardzeitung in Uganda, deren Redakteure es für angebracht hielten, 200 Namen von angeblich homosexuellen Menschen zu veröffentlichen. In Zeiten, in denen die Stimmung gegen LGBTs in afrikanischen Ländern wie Nigeria und Uganda zunimmt, ist es genau dieses Gefühl, mit dem geoutete Schwule zurückbleiben—exposed.

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Leider ist es nicht das erste Mal, dass die Presse versucht hat, Menschen an den Pranger zu stellen, die mit der LGBT-Gemeinschaft verbunden sind, diese unterstützen oder Teil davon sind. Am 5. Februar druckte The Nigerian Observer die Namen von 57 Menschen ab, die Mitglieder der House of Rainbow Fellowship sein sollten, einer christlichen Organisation, die sich um LGBT-Gruppen in Nigeria kümmert.

Die Zeitung forderte die Freunde, Familien und Nachbarn der „Beschuldigten” dazu auf, diese bei der Polizei zu melden, damit sie für ihren Verstoß gegen das Anti-Homosexualitätsgesetz verhaftet werden können. Am 6. Februar wurde der Online-Artikel wieder gelöscht, aber der Schaden war ohne Frage schon angerichtet.

In der ersten Woche dieses Jahres wurde der Same Sex Marriage Prohibition Bill als Gesetz verabschiedet. Die Rechtsordnung, die vom nigerianischen Präsidenten Goodluck Jonathan auf den Weg gebracht worden war, verbietet nicht nur das Heiraten gleichgeschlechtlicher Paare, sondern richtet sich auch gegen jede Person, die für die Rechte von Schwulen eintritt. Jegliches Engagement für eine LGBT-Organisation kann mit zehn Jahren Gefängnis bestraft werden.

Seit das Gesetz in Kraft getreten ist, kam es zu einer Flut von gewaltsamen Übergriffen auf Homosexuelle durch die Polizei und selbsternannte zivile Ordnungshüter. Zwei Tage vor dem Valentinstag wurden 14 junge Männer in der nigerianischen Hauptstadt Abuja von einem Mob angegriffen. Wie The New York Times berichtete, wurden sie aus ihren Betten gezerrt und von einer mit Nagelbrettern und Peitschen bewaffneten Gruppe zusammengeschlagen.

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Ende Januar wurde eine Video veröffentlicht, das zeigt, wie zwei schwule Männer gezwungen werden, vor einer johlenden Menge Analverkehr zu haben, während die umherstehenden mit ihren Handys filmen.

Die Gefahr für LGBTs in Nigeria ist sehr real und es ist keine Hoffnung auf Besserung in Sicht—das sagt auch Jide Macaulay, der Projektleiter und Gründer von House of Rainbow. Macauly ist ein offen schwuler Pastor nigerianischer Abstammung, der sich seit Jahren für die Unterstützung von LGBTs in Nigeria einsetzt. House of Rainbow ist in erster Linie eine christliche Organisation, die ihre Aufgabe darin sieht, eine Brücke zwischen Sexualität und Spiritualität zu schlagen. Die House of Rainbow Church wurde 2006 in Nigeria gegründet, noch bevor die Spannungen über sexuelle Orientierung so sehr in den Vordergrund des politischen und gesellschaftlichen Diskurses des Landes gerückt waren.

via Kasha Jacqueline auf Twitter.

Als klar war, dass The Observer mögliche Mitglieder von House of Rainbow geortet hatte, griff Macaulay zum Telefon. Da er schon zweimal aus Angst um seine Sicherheit Nigeria verlassen musste—einmal 2008 und dann wieder 2011—musste er versuchen, die Krise von London aus in den Griff zu bekommen.

Schon seit Jahren hat Macaulay ein schwieriges Verhältnis zu den nigerianischen Medien. Lokale Zeitungen haben schon oft die Orte der House of Rainbow-Treffen bekannt gemacht, was die einzelnen Mitglieder in große Gefahr brachte und die Organisation anfällig für Drohungen machte.

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„Leider sind die nigerianischen Medien ignorant”, erklärt Macaulay.

Es kam schon vor, dass Journalisten verdeckt an den Treffen teilnahmen und die Sitzungen aufzeichneten. Macaulays private Adresse und seine Kontaktdaten wurden veröffentlicht und mit dem rasanten Anstieg von Drohungen vermehrten sich auch die Belästigungen und Angriffe.

„Ich konnte mich nur noch mit einem Soldaten an meiner Seite in der Öffentlichkeit bewegen”, sagt Macaulay. Im September 2008 kehrte er nach London zurück. Nur wenige Tage später war sein ehemaliges Haus in Nigeria komplett verwüstet.

Macaulay wurde in England geboren, wuchs aber einen Teil seiner Jugend in Nigeria auf. Er hat sowohl einen Abschluss in Recht als auch in Theologie und seit Kurzem auch ein Graduiertenzeugnis in Pastoraltheologie von der Anglia Ruskin University in Cambridge. Er fühlt sich von Gott berufen, Menschen an Orten wie Nigeria zu helfen. Orten in Afrika, an denen Homosexualität als Widerspruch zu den kulturellen und religiösen Werten gesehen wird.

Nach einigen qualvollen Tagen war Macaulay etwas erleichtert, berichten zu können, dass keiner der Namen, die The Observer veröffentlicht hatte, zu Mitgliedern der House of Rainbow gehörte. Zum Glück waren die Informationen, an die die Zeitung gekommen war, falsch—die Tatsache jedoch, dass solche Listen überhaupt veröffentlicht werden, bleibt äußerst besorgniserregend.

Einige Wochen später druckte Red Pepper Macaulays Namen in der Liste der 200 „Top Homosexuals”. „Es bleibt kein Zweifel daran, was die Zeitung mit der Veröffentlichung der Namen bewirken will”, sagt er. „Das wird Auswirkungen haben und zu weiteren gewalttätigen Übergriffen gegen diese Menschen führen. Das betrifft jetzt auch nicht mehr ausschließlich Menschen aus Uganda.”