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Sex

Eine Frau beantwortet Männerfragen zur Menstruation

Alles, was ihr anscheinend schon immer wissen wolltet.
Hannah Ewens
London, GB
Bild: Ruby Morrigan | Foto: Wikimedia Commons | Gemeinfrei

An meiner Schule sah Aufklärung über Menstruation so aus: Alle Mädchen wurden in einen getrennten Raum geführt, wo der Biologielehrer eine große Binde aus dem Schrank zog. Das Ding sah aus wie ein saugfähiges Surfbrett. Ich und meine beste Freundin schauten einander entsetzt an, während die Binde herumgereicht wurde, damit alle mal fühlen können. Dann füllte der Lehrer einen Eierbecher mit roter Farbe und schüttete ihn darauf aus. Sehr erhellend.

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Da wir Mädchen schon so bescheidene Bildung zum Thema erhielten, will ich mir gar nicht vorstellen, was Jungs damals über Perioden wussten. Aber da sich so viele Männer noch davor ekeln, lautet die Antwort vermutlich: sehr wenig, und davon ist wohl die Hälfte falsch. Und aus diesem Stoff ist Scham gemacht. Kürzlich hat die britische Charity-Organisation Plan International UK eine Studie veröffentlicht, bei der fast die Hälfte von 1.000 Mädchen zwischen 14 und 21 Jahren angab, sich für ihre Menstruation zu schämen. Die Organisation empfiehlt deshalb, dass beide Geschlechter in der Schule gemeinsam darüber aufgeklärt werden.

Unwissenheit über Menstruation führt offensichtlich zu Verwirrung und Misogynie – höchste Zeit, Klarheit zu schaffen. Ich habe Männer zwischen 18 und 40 gebeten, mir ihre Fragen zur Periode zu schicken und beantworte sie hier für euch alle. Gern geschehen.


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"Was ist der Unterschied zwischen Binden und Tampons, und warum benutzt überhaupt jemand Binden?"

Binden sind die saugfähigen Surfbretter, die wir uns als zusätzliche Schicht in die Unterwäsche kleben. Tampons sind kleine Zylinder aus saugfähigem Material, die wir mit oder ohne Applikator in die Vagina einführen. Sie erfüllen beide denselben Zweck und wer was benutzt, hängt hauptsächlich von persönlichen Vorlieben ab.

Binden sind nützlich, wenn du das Pech hast, eine besonders starke Blutung zu haben, oder für nachts – wenn du dir brav deine acht Stunden Schlaf holst, kann es ungünstig sein, den Tampon die ganze Zeit über zu tragen. Das kann – in extrem seltenen Fällen – das Risiko eines toxischen Schocksyndroms erhöhen. Manche benutzen auch Binden, weil sie das Einführen oder Tragen eines Tampons körperlich oder psychisch unangenehm finden. Auf der anderen Seite finden viele Frauen Binden scheiße unbequem – als hätte man eine Erwachsenenwindel an. Das Gute am Tampon ist, dass er weniger im Weg ist. Du gehst deinem Leben nach und vergisst, dass er da ist. Viele Frauen benutzen auch beides gleichzeitig. Und immer mehr nehmen eine Menstruationstasse: Das sind kleine, flexible Kunststoffbehälter, die nach jeder Nutzung einfach ausgespült werden.

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"Gefällt es dir, wenn der Tampon reingeht?"

Diese Frage entspringt den Gehirnen von Heterojungs, die dazu konditioniert sind, ihre Schwänze als magische Zauberstäbe zu sehen, und die fassungslos sind, wenn sie erfahren, dass Penetration allein kaum orgasmisch wirkt. Pass auf: Nimm deinen Daumen, oder meinetwegen deinen zweitdicksten Finger. Steck in dir ins Ohr. Drück ihn so weit rein, wie du kannst. Noch ein bisschen. Jetzt weißt du es. Nein, es ist kein lustvolles Erlebnis, einen trockenen Baumwolle-Stöpsel in unsere Vaginen zu schieben.

"Hast du während der Periode Sex?"

Yeah, Baby, wir lassen's krachen. Zumindest diejenigen unter uns, die Lust dazu haben. Es ist nur ein bisschen Blut. OK, wenn es gerade regelrechte Sturzbäche sind, lassen wir es vielleicht sogar sein, weil wir keine Lust haben, uns selbst und die ganzen Handtücher nachher zu waschen. Aber an Sex während der Tage ist nichts seltsam oder schlecht.

"Bist du während deiner Periode am geilsten?"

Das trifft definitiv nicht auf alle Frauen zu, aber es ist ein bekanntes Phänomen. Forscher haben Hormonwerte analysiert und gefolgert, dass wir mit größter Wahrscheinlichkeit etwa am 14. Tag des Zyklus am geilsten sind – also während des Eisprungs (Tag 14 ist in der Mitte eines durchschnittlichen Zyklus und damit vor der Menstruation, nicht währenddessen). So sorgt die Natur dafür, dass wir uns auch wirklich fortpflanzen, wenn die Fruchtbarkeit gerade mitmacht. Warum kommen wir also auch während der Tage oft in Wallung? Das Hormon Progesteron verringert die Libido, und während der Menstruation haben wir weniger Progesteron, also liegt es vielleicht daran. Andere Theorien: Es liegt an der erhöhten Gleitfähigkeit; wir sind einfach gut drauf, weil die PMS-Phase vorbei ist (später dazu mehr) oder, und das ist sehr wahrscheinlich, es hat vielleicht etwas mit dem Druck im Beckenboden zu tun.

Foto: Wikimedia Commons | Gemeinfrei

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"Hat das Blut im Sommer eine andere Farbe als im Winter? Rosé vs. Merlot?"

Unabhängig von der Jahreszeit kann Menstruationsblut von schwarz-braun bis tiefrosa jede Schattierung haben. Unser Blut ist ewig. Es ist der fruchtbare Nektar der Erde und passt sich nicht ans Wetter an.

"Werden Frauen, die ihre Tage haben, zickig?"

NEIN. Wenn du schon ein Sexist sein und die Emotionen aller Frauen auf ihre reproduktive Anatomie zurückführen willst, dann lass uns wenigstens klären, von welcher Phase des Zyklus wir sprechen.

Hier ein Mini-Guide zu PMS: Die Abkürzung steht für "prämenstruelles Syndrom" und das meint körperliche und emotionale Symptome, die mit dem Menstruationszyklus zu tun haben und vor der Blutung auftreten, nicht währenddessen. Und wenn Frauen überhaupt mit solchen Symptomen auf ihren Zyklus reagieren, dann hochindividuell. Frauen, die PMS-Symptome kriegen, bekommen diese irgendwann zwischen dem Eisprung (circa Tag 14) und dem Beginn der Blutung. Das kann wenige Stunden andauern, oder eben Wochen. Laut Forschung sollen bis zu 75 Prozent aller Frauen irgendwann im Laufe ihres Lebens Symptome feststellen. Eine seltene und schwere Form des PMS nennt sich PMDS und betrifft etwa zwei bis acht Prozent der Frauen.

Die Vorstellung, dass Frauen während der Periode psychisch völlig im Eimer sind, ist falsch und hängt mit männlichen Ängsten vor der Menstruation zusammen. Der Irrtum hält sich hartnäckig, weil man Frauen damit als von Natur aus unzurechnungsfähig darstellen kann. Vielleicht sind die körperlichen Symptome während der Blutung schlimm und verderben uns schon mal etwas die Laune, aber wenn du Bauchweh hast, motzt du deswegen ja auch nicht alles und jeden an, sondern hast deine Umgangsformen im Griff, oder? Na also.

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"Stimmt es, dass ihr während der Periode nicht schwanger werden könnt?"

Eine Empfängnis ist auch während der Periode nicht ausgeschlossen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist. Also solltest du immer verhüten, außer ihr wünscht euch ein Baby. Die Phase der größten Fruchtbarkeit geht etwa von Tag 11 bis Tag 21, und da ist die Periode nicht dabei.

"Stimmt es, dass sich der Zyklus von Frauen aufeinander einpendeln kann?"

Ich würde sagen, dass es das gibt, denn ich habe in zwei reinen Frauenhaushalten gewohnt, und beide Male ist es passiert. Aber die Wissenschaftler sind sich da nicht einig. Manche Studien bestätigen es, andere widerlegen es. Die neueste Forschung dazu legt nahe, dass es ein Mythos ist. Aber wir stellen uns gerne vor, dass unsere Uteri unfassbar mächtig sind und zu einem einzigen, weltbeherrschenden Uterus Prime verschmelzen können. 1999 gab es eine Studie, in der 80 Prozent der befragten Frauen angaben, daran zu glauben, und 70 Prozent sagten, ihnen gefalle diese Vorstellung sehr.

"Warst du schon mal in Versuchung, dein eigenes Menstruationsblut zu probieren?"

Warst du schon mal in Versuchung, eine Schnittwunde an deinem Finger zu lecken, um den metallischen Geschmack zu testen? Ja? Na, dann lecken sich vielleicht auch Leute, die menstruieren, mal für einen kleinen Geschmackstest den Finger, oder? Das haben bestimmt schon viele getan, und anderen würde es vielleicht im Traum nicht einfallen. Aus meiner Sicht gibt es nichts, das dagegen spricht.

"Riecht es?"

Alles hat einen Geruch. Menstruationsblut riecht einfach wie Blut. Altes Menstruationsblut riecht wie getrocknetes Blut.

"Dauert es immer eine Woche? Passiert es wirklich jeden Monat?"

Das mit der einwöchigen Dauer ist nur eine praktische Verallgemeinerung. Manche Frauen haben Glück und haben eine kurze Blutungsphase, die vielleicht nur ein oder zwei Tage dauert. Bei anderen sind es sieben Tage oder sogar noch mehr. Die Zyklusdauer von 28 Tagen ist auch nur ein Durchschnittswert. Bei manchen Frauen ist der Zyklus ein wenig kürzer, bei anderen ist er über 30 Tage lang. Es gibt auch Frauen, die aus unterschiedlichen hormonellen oder krankheitsbedingten Gründen nicht jeden Monat eine Blutung haben.

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"Könnt ihr eure Periode abstellen? Und wenn ja, wieso machen das nicht alle?"

Frauen können durchgehend Anti-Baby-Pillen nehmen, um ihre Periode loszuwerden. Das machen meist solche, die extrem wenig Lust darauf haben, oder für die es medizinisch ratsam ist, weil sie so schlimmes PMS haben. Ich habe eine Hormonersatztherapie, bei der mein gesamter Zyklus unterdrückt wird, damit ich keine Menstruation und damit kein PMDS (das besonders schlimme PMS) kriege. Es gibt auch ein Mittel namens Norethistheron, das man nehmen kann, um die Blutung kurzfristig aufzuschieben – zum Beispiel für einen teuren Strandurlaub oder weil Ryan Gosling in der Stadt ist. Sie kann auch wegen Stress, Essstörungen, starkem Untergewicht oder Krankheit ausbleiben. Aber insgesamt sind menschliche Körper nicht darauf ausgelegt, eine so grundlegende Sache einfach medikamentös auszuknipsen. Die Menstruation ist einfach eine Tatsache des Lebens, mit der die meisten von uns klarkommen müssen, bis sie altersbedingt aufhört. Das nennen wir dann "Wechseljahre", und dazu befragt ihr am besten eure Mama oder Oma.

"Spürst du, wenn deine Periode bevorsteht? Hast du 24 Stunden Vorwarnung oder so?"

Wenn jede Frau einen inneren Wecker hätte, der vor der Menstruation schrillt, hätten wir nicht fast alle eine Geschichte von peinlichen Blutflecken auf Kleidung und/oder Möbeln. Manche Frauen haben einen so regelmäßigen Zyklus, dass sie die Uhr danach stellen und sich dementsprechend bereithalten können. Als ich noch meine Blutung hatte, konnte ich immer sehr deutlich spüren, wie meine Gebärmutter anfängt, sich zu ver- und entkrampfen, um das Blut auszustoßen. Das Gefühl war irgendwie wunderbar schlimm und außerdem sehr hilfreich, denn so hatte ich etwa eine Stunde Zeit, um eine Toilette aufzusuchen. Manchmal warnen uns die ersten Krämpfe vor. Manchmal ist es einfach Intuition. Und manchmal kauerst du fluchend in der Hocke über einem Raststätten-Klo und rollst Klopapier zu improvisierten Binden zusammen, weil du es nicht hast kommen sehen.

"Was heißt 'spät dran'?"

Das bedeutet, dass wir laut unseren eigenen Berechnungen jetzt eigentlich unsere Tage kriegen sollten, aber sie noch nicht gekommen sind. Häufig sagen das 16-Jährige, deren Blutung sich um zwei Tage verspätet, und die deswegen mit Zwillingen rechnen.

"Hört das Blut schlagartig auf zu fließen?"

Das ist von Person zu Person verschieden. Bei manchen wird das Blut immer weniger und weniger, bis es nur noch leichte Verfärbungen gibt, bei anderen geht es abrupter. Aber es ist nicht wie ein Zapfhahn oder so. Hör auf, dir einen Zapfhahn vorzustellen.

"Bringt es einen besonderen Status mit sich, wenn man als Erste seine Tage kriegt? Bist du lame, wenn du die Allerletzte bist, die sie kriegt?"

An meiner Schule gab es ein ungeschriebenes Gesetz: Das Mädchen, das ihre Tage zuerst bekam, galt als Bad Girl™. Die Mädchen, die danach am schnellsten waren, galten als die Coolen. Ich schätze, es stand irgendwie für mehr Reife und eine größere Nähe zu Sex. Wir kriegen die Periode alle in einem unterschiedlichen Alter, je nach Genetik (es richtet sich also nach der Mutter, Großmutter und so weiter). Auch mit den Lebensumständen hat es viel zu tun (bei Übergewicht und Hormonen in der Nahrung kann es beispielsweise schneller gehen). Anscheinend richten sich sogar gewisse psychische und körperliche Risiken im späteren Leben danach, wann wir zum ersten Mal unsere Periode hatten.

Aber ich bin Gott sei Dank nicht mehr 13 und kann dir nicht mit Sicherheit sagen, ob der Perioden-Coolness-Status noch existiert.

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"Stimmt es, dass in der ganzen Zeit nur etwa ein Teelöffel Blut rauskommt?"

Ich glaube, da hast du dich verlesen. Das ist definitiv Bullshit. Ich sehe immer wieder Angaben wie "zwei bis drei Esslöffel", und für viele kommt das wahrscheinlich schon eher hin. Und manche haben vielleicht auch gerade mal ein Fleckchen in der Unterwäsche, aber das ist dann schon eher die Ausnahme und womöglich auch Grund für einen Gesundheits-Check. Andere Frauen verlieren pro Monat genug Blut, um eine leichte Anämie zu entwickeln, und manche nehmen sogar Eisenpräparate deswegen.

Und das war's. Glückwunsch, männlicher Leser: Jetzt weißt du mehr als mein Biolehrer mit der roten Farbe damals vor 12 Jahren.

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