Diese Fotografin porträtiert Fremde in Unterhosen, um zu sehen, wer sie wirklich sind
Alle Fotos: Hien Hoang

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Diese Fotografin porträtiert Fremde in Unterhosen, um zu sehen, wer sie wirklich sind

In "Under the Pants" geht es nicht um Voyeurismus – sondern um den wahren Menschen in der Hose.

Die "eine" Unterhose gibt es nicht. Fast jede mehr oder weniger gut sortierte Unterwäsche-Schublade beherbergt ein paar verwaschene Perioden-Höschen, ein kinky Exemplar für sex-versprechende Tinder-Dates und ein bequemes für ereignislose Tage mit sich selbst und der neuesten Staffel Dear White People. Dennoch, sagt die Fotografin Hien Hoang, "verrät Unterwäsche viel darüber, wie eine Person über sich selbst denkt". Für Hien unterstreichen wir damit unsere jeweilige Identität. Für ihre Fotoserie Under The Pants hat die 27-Jährige ihr fremde Menschen in ganz Deutschland in deren Schlüpfern, Buchsen und Fetisch-BHs porträtiert.

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"Ich wollte wissen, wie man eine Person kennenlernt, wenn man nur einen bestimmten Aspekt von ihnen sieht", erzählt Hien im Gespräch mit VICE. Doch während die Wiesbadenerin Menschen dazu gebracht hat, ihre Kleidung abzulegen, kam offenbar nicht nur nackte Haut zum Vorschein: Ein Finanz-Manager zog für sie die weißen Boxershorts an, in denen er Dominas zu Hause empfängt, und eine Designerin zeigte ihr, welche Unterhosen sie an verflossene Beziehungen erinnern.


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"Die Leute haben sich mir nicht nur körperlich geöffnet, sondern auch emotional", sagt Hien. Diese Geschichten könnten Außenstehende, die nur einen nackten Menschen in seiner Unterhose sehen, eben nicht immer erkennen. Deshalb haben wir Hien gebeten, den exklusiven Auszug zu kommentieren, den wir aus ihrer Serie zeigen dürfen.

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Die feministische Porno-Produzentin Katy hat Hien in deren WG-Zimmer in Berlin besucht. "Katy hat mir erzählt, dass die meisten Höschen ihr nicht passen oder zu kurz sind", sagt Hien. "Wenn man Katy kennenlernt, wirkt sie sehr tough und unabhängig. In ihrer Unterwäsche zeigte sie auch eine andere Seite ihres Charakters"

Als Hien Lydia kennenlernte, trug diese lange Haare und Klamotten aus der Frauenabteilung. "Beim Shooting hat sie mir erzählt, dass ihre Haare wegen der Epilepsie-Medikamente, die sie nehmen muss, ausgefallen seien."

"Lydia sagt, sie fühle sich ohne Haare nicht schön genug für Frauenklamotten." Beim Shooting habe sie deshalb Boxershorts getragen. Lydia identifiziert sich als Frau, ihre Unterwäsche sei eng mit ihrer Geschlechtsidentität verbunden

"Ly hat die Suche nach einer guten Beziehung damit verglichen, einen Überfluss an Unterhosen im Schrank zu haben und trotzdem nicht die Richtige zu finden." Das Bild sei Lys eigene Idee gewesen

"Ly sagt, sie sei in ihren Beziehungen immer unglücklich gewesen. Immer versuche sie es mit jemand Neuem, aber dann stellt sich heraus, dass es nicht passt."

Stephan arbeitet im Finanzbereich, Hien hat ihn im Internet kennengelernt: "Auf der Arbeit trägt er Anzug und Krawatte, privat lädt er oft Dominas zu sich ein und kocht für sie. Dabei trägt er Boxershorts in höherer Qualität"

"Stephan ist sehr sensibel und ich glaube, er ist unzufrieden mit seinem Körper." Es sei für ihn Teil seines Schmerzes, sich nackt zu zeigen. Dass rohe Essen auf dem Teller stehe für Stephans rohen Körper

Für die Performance-Künstlerin Jenny seien die Unterhosen genau wie die Masken Teil ihrer Inszenierung von Geschlecht und Identität. Was sie trage, hänge davon ab, was Jenny preisgeben wolle

"Mark und Natascha experimentieren viel, weil Natascha eine Sehkrankheit hat und langsam erblindet." Die Physiotherapeutin und der LKW-Fahrer hätten die Fotografin gebeten, sie auch beim Sex aufzunehmen

"Mark und Natascha unterstützen sich gegenseitig dabei, sich in ihren Körpern wohlzufühlen. Ihre Unterhosen sind teilweise aus Leder oder Latex."

"Im Gespräch mit Jessi ist mir aufgefallen, wie wichtig der Ketten-BH für ihr Selbstbewusstein ist." Ein Freund habe ihn für die Restaurant-Managerin maßgefertigt. "Manchmal trägt sie ihn sogar zur Arbeit, weil sie sich so gut damit fühlt."