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Tauschhandel

Warum du auch mit der Hose eines Obdachlosen nicht in einen Münchner Club kommst

Das hat tatsächlich jemand versucht. Und dann wurde es noch absurder.
Collage: VICE || Fotos: pixabay

Es ist die zentrale Frage unserer Zeit: Wie komme ich in einen Club rein? Das Thema füllt ganze Bücher, sogar die Welt weiß inzwischen, wie man ins Berghain kommt und selbstverständlich haben auch wir einen Guide darüber verfasst, wie du dich in einer Warteschlange verhalten solltest. Dabei ist es ehrlich gesagt gar nicht so schwer, in einen Club reinzukommen. Pöble nicht besoffen herum, sei nett zu dem Türsteher und vor allem – und das kann man nicht oft genug betonen – kaufe niemals einem Obdachlosen die Klamotten ab, um in einen Club reinzukommen. Vor allem dann nicht, wenn der Club in München ist.

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Trotzdem hat ein 21-Jähriger aus Neubiberg im Südosten Münchens offenbar genau das versucht. Über diesen bizarren Vorfall berichtete zuerst die Süddeutsche Zeitung. In der Nacht von Montag auf Dienstag soll der Mann mit ein paar Freunden in München feiern gegangen sein, sich ordentlich einen angetrunken und gegen ein Uhr nachts versucht haben, zum Tanzen in die Milchbar zu gelangen. Daraus wurde aber nichts. Der Türsteher ließ ihn abblitzen, teils wegen seiner üblen Fahne, teils wegen der Tatsache, dass er eine Jogginghose trug. Es gibt durchaus Orte, an denen man sich ungestört in Jogginghose zulaufen lassen kann (zu Hause, Supermarktparkplatz, Berlin), ein Münchner Club gehört aber sicher nicht dazu.


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Wo aber treibt man nach Mitternacht eine neue Hose auf? Die Antwort ist so einfach wie absurd: Man kauft sie einem Obdachlosen ab. Genau das soll der 21-jährige Partygänger dann auch getan haben. Laut SZ hat er 30 Euro und seine Jogginghose gegen eine ungewaschene Jeans getauscht und sich erneut vor der Milchbar angestellt. Für den Obdachlosen war das vermutlich der Deal der Nacht. "Freudigst hat der sich aus dem Staub gemacht", sagt ein Sprecher der Münchner Polizei gegenüber VICE. So freudig, dass er sich die Jogginghose noch nicht einmal angezogen, sondern sie nur über die Schulter geworfen hat und in seiner weißen Unterhose abgezogen ist.

Der Grund, aus dem die Polizei in diesen unsinnigen Vorfall überhaupt involviert war, ist tatsächlich noch dämlicher, als der Hosentausch selbst. Nachdem der Obdachlose verschwunden war, musste der 21-Jährige nämlich feststellen, dass sein Handy ebenfalls fehlte. Vermutlich steckte das noch in der verkauften Jogginghose. Zumindest dachte er das wohl und rief die Polizei, um nach Hose und Handy zu fahnden. Tatsächlich hatte aber einer seiner Kumpel das Telefon, einer, der es im Gegensatz zu ihm schon in die Milchbar geschafft hatte.

Es gibt Zitate, die so ausgelutscht sind, dass man sie kaum noch benutzen kann. Umso schöner, wenn sie doch einmal voll zutreffen. Nie war es wahrer, was Karl Lagerfeld im April 2012 bei Markus Lanz sagte: "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren."

In die Milchbar ist der Münchner laut Polizei übrigens auch nach dem ganzen Stress nicht reingekommen. Wer hätte das gedacht?

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