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Rohingya

Hunderte kleine Kinder wurden seit dem Ausbruch der Gewalt in Myanmar getötet

Ein neuer Bericht der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen versucht, das wahre Ausmaß der Kampagne gegen die muslimische Minderheit der Rohingya zu erfassen.
Foto: Imago | ZUMA Press

Dieser Artikel ist zuerst auf VICE News erschienen.

734. Das sei allein die Zahl der Kinder unter fünf Jahren, die im ersten Monat seit Beginn der brutalen Offensive gegen die muslimische Minderheit in Myanmars Provinz Rakhaing-Staat getötet wurden, heißt es in einem Bericht der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.

Zwischen dem 25. August und dem 24. September sollen demnach mindestens 6.700 Rohingya gewaltsam ums Leben gekommen sein.

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Die Zahlen sind noch vorsichtige Schätzungen. Sie basieren auf sechs großes Umfragen, die die Hilfsorganisation unter den vertriebenen Rohingya in Cox's Bazar, Bangladesch, durchgeführt hatte. Dort leben momentan über 600.000 Menschen, die vor den Sicherheitskräften ins nördliche Nachbarland geflohen sind. Ärzte ohne Grenzen sagt, dass die tatsächlichen Zahlen wahrscheinlich noch viel höher sind.


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Um sich ein Bild vom Ausmaß der aktuellen Krise zu machen, befragte die Hilfsorganisation jeden Haushalt zu getöteten Familienangehörigen. Hochgerechnet auf die ganze Rohingya-Bevölkerung ergibt sich ein erschreckendes Bild der Gewalt, der die verfolgte Minderheit ausgesetzt war.

Die Zahlen sind erschütternd. Der Großteil der gewaltsamen Tötungen – 69,4 Prozent – geschah durch Erschießen. Fast 9 Prozent wurden lebendig in ihren Häusern verbrannt, 5 Prozent zu Tode geprügelt, 2,6 Prozent starben durch sexuelle Gewalt und 1 Prozent durch Landminen.

Auch kleine Kinder wurden nicht verschont. Fast 60 Prozent der getöteten Kinder unter fünf Jahren wurden erschossen, 15 Prozent verbrannten in ihren Häusern und über 2 Prozent starben durch Landminen.

Diverse Berichte verschiedener internationaler Hilfsorganisationen – inklusive der Vereinten Nationen – kamen zu dem Ergebnis, dass Myanmars Sicherheitskräfte systematisch getötet, gefoltert, vergewaltigt und Brände gelegt haben, um die Rohingya permanent aus Rakhaing-Staat zu vertreiben. Der UN-Menschenrechtskommissar spricht von einem aufkeimenden Genozid.

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Fehlender Zugang zu den betroffenen Gebieten lässt den Vertretern nichts anderes übrig, als grobe Schätzungen über die wahren Ausmaße der Gewalt anzustellen. Ein führender UN-Vertreter geht davon aus, dass allein in den ersten zwei Wochen der Offensive mindestens 1.000 Rohingya getötet wurden – diese Zahl sei aber sehr wahrscheinlich noch viel höher.

Ein Bericht von Human Rights Watch vom letzten Monat dokumentiert, wie Myanmars Sicherheitskräfte systematisch Vergewaltigungen von Rohingya-Frauen und -Mädchen als Teil ihrer Strategie einsetzten.

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