Ein Mann mit Glatze steht auf einem Parkplatz, die Sonne scheint ihm ins Gesicht
Fotos, sofern nicht anders angegeben: Béla Feldberg

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Sex

10 Fragen an einen Freier, die du dich niemals trauen würdest zu stellen

Hast du mal eine Partnerin mit einer Sexarbeiterin betrogen? Gehst du zu Sexarbeiterinnen, weil dich sonst keine Frau will? Hast du dich schon mal in eine Sexarbeiterin verliebt?

Werners erstes Mal bei einer Sexarbeiterin war zugleich sein erstes Mal Sex überhaupt. Damals war er 20 und mit ein paar Kollegen aus der Berufsschule im Frankfurter Rotlichtviertel unterwegs. Bereut habe er das nie, sagt der 53-jährige Hesse. Im Gegenteil: Seitdem gehe er mit ein paar Unterbrechungen fast jede Woche ins Bordell.

Werner sagt, es sei ihm wichtig, dass Sexarbeit nicht falsch dargestellt werde. In Bordellen gebe es keine Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden oder drogenabhängig sind. Auch Geschlechtskrankheiten im Rotlichtmilieu beschreibt der Frührentner als "Propaganda" der CDU, um Sexarbeit schlecht zu machen. Auch nach längerer Diskussion hat er auf diese Feststellung bestanden. Das Bundeskriminalamt ermittelte jedoch allein 2017 in 327 Fällen, in denen insgesamt 489 Frauen zur Prostitution gezwungen worden sein sollen. Im Mai dieses Jahres durchsuchte die Polizei bundesweit 60 Bordelle und nahm 100 Tatverdächtige fest – unter anderem wegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. Wie viele Frauen wirklich von Zwangsprostitution betroffen sind, lässt sich nur schätzen.

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Werner sagt, er habe in seinem Leben rund 120.000 Euro für Sex ausgegeben. Manche seiner Erlebnisse mit den Sexarbeiterinnen schreibt er im "Huren Test Forum" nieder. Und wir haben Fragen.

VICE: Gehst du zu Sexarbeiterinnen, weil dich sonst keine Frau will?
Werner: Es wird immer gesagt, man könne im Restaurant oder in der Kneipe Frauen kennenlernen. Ich glaube nicht daran. Daten funktioniert einfach nicht: Du hängst einen Haufen Zeit dran und am Ende kommt nichts dabei raus. Unterm Strich suche ich Sex. Ich habe keine Lust, Alkohol trinken zu gehen, um mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Und ich will nicht auf Dates gehen, ohne dass am Ende etwas dabei rauskommt. Zeit kriegst du heutzutage von niemandem mehr. Alle wollen im Gegenzug etwas dafür haben: eine Beziehung, einen Traummann oder eine Hochzeit.

Das ist ein Haufen Arbeit. Und wenn du die Möglichkeit hast, zu Sexarbeiterinnen zu gehen, machst du dir diese Arbeit eben nicht. Aber wenn ich wollte, könnte ich auch auf dem freien Markt eine Frau finden.


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Hast du mal eine Partnerin mit einer Sexarbeiterin betrogen?
Ich bin auch während meiner zehnjährigen Ehe ins Laufhaus gegangen. Aus Gewohnheit und weil es so einfach war, Sex zu bekommen. Am Anfang hatte ich ein schlechtes Gewissen. Aber nachdem ich es immer wieder tat, ging das weg. Wenn du beruflich eingespannt bist, bist du zu beschäftigt, um weiter darüber nachzudenken. Manchmal bin ich in der Mittagspause nach Frankfurt gefahren und hatte den Sex nachmittags schon vergessen. Meine Frau wusste davon nichts. Sie hat mich nicht gefragt. Warum sollte ich es ihr also sagen?

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Gehst du manchmal nur zum Reden ins Bordell?
Das ist in meinem Leben nur wenige Male passiert. Du kriegst für dein Geld im Bordell nur begrenzt Zeit. Kleine Unterhaltungen habe ich aber dauernd. Mit Südamerikanerinnen komme ich zum Beispiel leicht ins Gespräch, weil ich Spanisch kann. Es gab mal eine Ecuadorianerin, die mich sogar länger im Zimmer gelassen hat als vereinbart. Ich hatte das Bordell damals mit einem Bekannten besucht. Der musste auf mich warten, weil alles so lange gedauert hat. "Du warst ja eine ganze Stunde drin!", hat er gesagt. Leider ist die Frau vor zwei Jahren zurück nach Ecuador gezogen.

Hast du dich schon mal in eine Sexarbeiterin verliebt?
Als ich noch jünger war, kam das regelmäßig vor. Jetzt bin ich emotional etwas abgestumpft. Ich bin zwar manchmal total begeistert von einer Frau, aber nicht mehr so, dass ich richtig verliebt bin. Die Sexarbeiterinnen, in die ich damals verliebt war, waren meistens Thailänderinnen. In den 80er Jahren arbeiteten viele asiatische Frauen im Frankfurter Rotlicht. Damals hatten sie noch mehr Zeit für ihre Kunden. Wenn sie wollten, konnten sie sich noch eine Stunde neben mich aufs Bett legen. Ich war aber nie eifersüchtig, wenn eine Frau, in die ich verliebt war, mit anderen Kunden Sex hatte. Im Gegenteil: Ich finde es antörnend, wenn Frauen viel Sex haben.

Was war der niedrigste Preis, den du je für Sex gezahlt hast?
In Frankfurt ist der niedrigste Preis für eine Viertelstunde 20 Euro. Durchschnittlich bezahlt man aber 30 Euro. Es kam allerdings auch schon vor, dass ich nur noch 15 Euro übrig hatte und den Rest beim nächsten Mal bezahlen durfte. Da kannte ich die Frauen schon besser, normalerweise geht das nicht. Es gibt eine Rumänin, die auf mich steht. Bei der kann ich immer für 20 rein. Das ist ein Freundschaftspreis, den sie für mich macht. Ich frage aber nicht danach. Sie bietet es mir an. Ich weiß, dass mit ihrem Job gut verdient – sogar besser als ich.

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Hast du schon mal eine Frau für Sex bezahlt, die das nicht freiwillig gemacht hat?
Die Frauen in Bordellen arbeiten alle, weil sie das selbst so wollen. Da gibt es keine Ausnahmen und ich bin mir dessen sicher. Behauptungen, nach denen Frauen zur Prostitution gezwungen werden, sind blanke Lügen.

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Foto Bordell: imago | Westend61

Findest du Sexarbeit frauenfeindlich?
Es wird immer suggeriert, Sexarbeiterinnen seien hilflose Wesen. Die Frauen sagen ihren Kunden aber meistens klar und deutlich, was sie wollen und was nicht. Als Mann bist du nicht der Überlegene im Raum – und manchmal hast du gar nichts zu sagen. Wenn ein Sportficker eine Viertelstunde reinhämmert und die Frau Schmerzen hat, bricht sie ab.

Hast du je geprüft, ob sich eine Frau nach dem Prostituiertenschutzgesetz angemeldet hat?
Ich habe zwei oder drei Mal danach gefragt. Das war aber eher in einer allgemeinen Unterhaltung und weil ich mal sehen wollte, wie so ein Schein aussieht. Mir ist es nicht wichtig, dass eine Sexarbeiterin sich anmeldet. Die Frau hat meiner Meinung nach nichts davon. Ich bin auch Mitglied in einem Frankfurter Verein, der per Verfassungsklage gegen das Prostituiertenschutzgesetz vorgegangen ist.

Hast du schon Sexarbeiterinnen bezahlt, die offensichtlich drogensüchtig waren?
Ende der 80er Jahre habe ich das einmal gemacht. Die Frau hat zugegeben, dass sie kokainabhängig ist. Ich war damals Anfang 20 und habe sie trotzdem bezahlt. Es hätte ja nichts gebracht, wenn ich ihr gesagt hätte, sie solle mit den Drogen aufhören. Ich kann mich nicht in etwas einmischen, was eine Erwachsene selber bestimmen kann. Ich glaube, dass es in Bordellen gar keine drogenabhängigen Sexarbeiterinnen gibt. Die trinken höchstens mal ein Bier.

Wann hattest du zuletzt Sex, für den du nicht bezahlen musstest?
2012. Damals war ich noch verheiratet.

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