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Fußball-WM 2018

Mexiko-Fans stimmen beim Sieg über Deutschland homofeindliche Gesänge an

Die Mannschaft hatte früher schon einen offenen Brief an ihre Fans geschrieben und darum gebeten, die Rufe einzustellen.
Foto: imago | Pacific Press Agency

Der internationale Fußball hat viele Probleme: Korruption und Doping laufen eher im Verborgenen. Rassismus und Schwulenhass kann man dagegen in vielen Stadien offen beobachten – auch bei der aktuellen WM in Russland. Schon ein paar Tage davor soll ein Taxifahrer in St. Petersburg einen Franzosen aus einer Schwulenbar abgeholt, ausgesetzt, ausgeraubt und anschließend auch noch verprügelt zu haben. Das ist kein Ausnahmefall: Mit einem Gesetz, das die Verbreitung von "Homosexuellen-Propaganda" bestraft, verfolgt die russische Regierung ganz offiziell Homosexuelle. Das Auswärtige Amt weist daher bei Reisen nach Russland vorsorglich auf die geringe Akzeptanz von Homosexualität in der Bevölkerung hin. Beim ersten deutschen Vorrundenspiel zeigten jedoch Fans einer anderen Nation, wie sie zu Homosexualität stehen.

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Am Sonntag stellten sich Anhänger der mexikanischen Nationalelf in die traurige Reihe schwulenfeindlicher Fußballfans. Die FIFA muss Berichten nachgehen, nach denen beim 1:0-Sieg über Deutschland aus dem mexikanischen Fanblock "puto"-Rufe zu hören waren. Die Beleidigung bedeutet so viel wie "Schwuchtel" oder "Stricher". Mexikanische Fans sollen sie besonders oft bei Abschlägen oder Freistößen des Gegners gerufen haben.


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Der mexikanische Fußballverband, die Federación Mexicana de Fútbol Asociación, hatte vor dem Start der WM an die Fans appelliert, den Ausruf endlich bleiben zu lassen. Die Rufe waren bei Spielen mit mexikanischer Beteiligung in den letzten Jahren immer wieder zu hören. Eine mexikanische Brauerei hatte zuletzt vorgeschlagen, das Wort "puto" mit "Putin" zu ersetzen. Geholfen hat das offensichtlich nicht, vermutlich auch, weil der Bierbrauer seine Idee nach öffentlichen Protesten schnell wieder verworfen hatte. Der New York Times-Kommentator Andrew Das notierte während des Spiels am Sonntag, was sich wohl viele dachten: "Vielleicht, ganz vielleicht, sollte die FIFA die Strafe erhöhen, denn das hört nicht einfach so auf."

Fans sorgen immer wieder für Ärger

Von der FIFA heißt es nun, man prüfe die Anschuldigungen und sammle Beweise, unter anderem von einem Antidiskriminierungsbeobachter, der beim Spiel dabei war. Dann werde über mögliche Konsequenzen entschieden. Weiter will der Weltfußballverband die Widerlichkeiten noch nicht kommentieren. Sollten sie in Zürich zu der Entscheidung kommen, dass sich die Berichte als wahr herausstellen, kann man nur hoffen, dass es diesmal nicht bei einer Geldstrafe bleibt. Ein wirksameres Erziehungsmittel wäre es womöglich, die Spiele der Mexikaner in leeren Stadien abzuhalten.

Es wäre nicht das erste Mal, dass die FIFA den mexikanischen Verband für homohassende Fans abstrafen muss. Schon bei der Brasilien-WM störten die Mexikaner das Spektakel mit ihren "puto"-Rufen. Damals hielt der Weltverband den Ruf aber noch nicht für schwulenfeindlich und verzichtete auf eine Strafe. Diese Sichtweise änderte sich offensichtlich: Allein zwischen 2016 und dem vergangenen Confederations Cup musste der mexikanische Verband achtmal eine Geldstrafe für die homofeindliche Gesänge seiner Fans bezahlen.

Beim Confederations Cup war das mexikanische Team für die "puto"-Rufe wieder verwarnt worden. Die Mannschaft hatte daraufhin einen offenen Brief an ihre Fans geschrieben und darum gebeten, die Rufe einzustellen. "Wir vertrauen euch, wir wissen, dass wir zusammen die Geschichte ändern können", hieß es dort. Das Vertrauen war wohl falsch platziert. Manche Fans hängen offensichtlich zu sehr an ihrer diskriminierenden Scheiße.

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