Teenager erzählen, welche Ängste sie vor dem Erwachsenwerden haben

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Erwachsenwerden

Teenager erzählen, welche Ängste sie vor dem Erwachsenwerden haben

Von klein auf hören wir, dass nach der Jugend "der Ernst des Lebens" beginnt. Kein Wunder, dass sich Teenager in die Hosen machen.

Hier lest ihr, was Eltern über das Erwachsenwerden zu sagen haben.

Erwachsenwerden ist voller Widersprüche, die auch ich als Jugendlicher immer wieder unter einen Hut zu bekommen versuche. Auf der einen Seite Erfahrungen sammeln, auf der anderen Seite sich aber auch was sagen lassen. Auf der einen Seite positiv in die Zukunft blicken, auf der anderen Seite aber auch immer wieder gesagt bekommen, wie gut man es nicht in der Jugend hat. Auf der einen Seite das Leben genießen, auf der anderen Seite Pubertät.

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Dabei sind die Schule und der Freundeskreis – wer hätte das gedacht – nicht die einzigen Dinge, mit denen sich Teenager beschäftigen. Wir müssen langsam die richtige Arbeit oder Ausbildung finden, eine Wohnung suchen, die Miete zahlen, unser Geld organisieren, uns Gedanken über Familiengründung machen und, ganz allgemein, volle Verantwortung für unser eigenes Leben übernehmen.

Wenn man bedenkt, dass wir gleichzeitig von klein auf gesagt bekommen, wie unbeschwert unser Leben eigentlich ist und wie gut wir es nicht im Vergleich zu später haben, dürfte es niemanden wundern, wenn wir diesen drohenden Verpflichtungen gegenüber ein ganz kleines Bisschen ängstlich sind. Vor ein paar Jahren schrieb die damals 17-jährige Naina auf Twitter: "Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtanalyse schreiben. In 4 Sprachen." Mit ihrem Tweet stieß sie nicht nur eine (erneute) Debatte über das Bildungssystem an – sie beschrieb zufällig auch das Gefühl vieler jungen Menschen bis heute ziemlich perfekt.

Auch in meinem Umfeld aus Gymnasiastinnen und Gymnasiasten wissen die wenigsten, wie diese Dinge eigentlich funktionieren. Woher auch. Deshalb habe ich mich ein bisschen umgehört und ein paar Leute zwischen 14 und 18 nach ihren größten Befürchtungen gefragt. Und erfahren, dass Körpergröße genauso dazu zählt wie ignorante Lehrpersonen oder Selbstständigkeit.

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Nadile, 18

Das Einzahlen von Rechnungen macht mir total Angst. Ich glaube, mein Postkasten wäre voller Mahnungen, weil ich solche Fristen einfach immer verschlafe. Derzeit bekomme ich es nicht einmal auf die Reihe, den Postkasten regelmäßig zu kontrollieren. Wie ich das mit Kindern, Arbeit, Miete, Wäsche und allen anderen alltäglichen Dingen schaffen soll, kann ich mir derzeit noch gar nicht vorstellen.

Außerdem habe ich Angst, dass es diesen Punkt im Leben, ab dem alles gut wird, einfach nicht gibt. Viele denken, dass das Leben perfekt wird, nachdem sie das Studium abgeschlossen und einen Job gefunden haben. Aber ich hab da meine Zweifel, dass es mit diesen Dingen zusammenhängt. Ich will nicht auf einen Punkt im Leben hinarbeiten, den es vielleicht gar nicht gibt.

Noah, 16

Ich habe nicht direkt Angst vor dem Erwachsenwerden. Es gibt nur gewisse Dinge, wo ich mir noch nicht sicher bin, wie ich das hinbekommen werde. Ich weiß zum Beispiel, dass ich einen herausfordernden Job will, aber ich kenne mich nicht wirklich aus, wie das Arbeitsmarkt-System funktioniert, weil uns das in der Schule niemand erklärt und wir nicht wirklich darauf vorbereitet werden. Daher muss ich versuchen, anders an solche Infos zu kommen, was schon überfordernd sein kann.

Antonia, 15

Meine größte Angst vor dem Erwachsenwerden ist, dass ich möglicherweise später keine Zeit mehr haben werde, um mich auf meine Familie zu fokussieren, oder einfach mal abzuschalten. Ich hoffe, dass ich später nicht die ganze Zeit in einem Büro absitze und von früh bis spät nur arbeite, sondern noch die Zeit dazu habe, etwas mit meinen Freunden und meiner zukünftigen Familie zu unternehmen.

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Theo, 18

Angst habe ich nicht so wirklich. Mich stresst die Vorstellung, vielleicht mal selbstständig zu sein. Da kenne ich mich leider noch nicht so gut aus, ehrlich gesagt. Viele Personen aus meinem Umfeld haben Angst, keinen Job zu finden, aber das verstehe ich nicht wirklich. Immerhin werden dauernd neue Jobs geschaffen und wahrscheinlich wird es später Berufe geben, über die wir jetzt noch gar nichts wissen.

Ein Problem sehe ich aber schon. Lehrpersonen wollen nicht wirklich von Schülerinnen und Schülern lernen. Es gibt aber Themenbereiche, in denen wir einfach besser dabei sind. Wenn gewisse Ausbildungen nicht erneuert werden, haben die Lehrpersonen einen großen Rückstand. Vor allem, wenn es um Digitalisierung geht. Ignoranz wirkt sich da ziemlich schlecht auf alle aus.

Stefanie, 15 & Letitia, 14

Letitia, 14

Ich habe Angst, dass ich mit der „sozialen“ Erwachsenenwelt nicht klarkomme. Ich stelle mir das schon herausfordernd vor, wenn man sich um sein Umfeld komplett selbst zu kümmern und ständig aus der eigenen Komfortzone raus muss. Es macht mir irgendwie Sorgen, dass ich vielleicht nie so selbstständig werde wie richtige Erwachsene es sind. Gleichzeitig will ich aber auch keine typische Mitläuferin sein, nur weil ich mich nicht traue, Risiken einzugehen und Sachen zu probieren.

Stefanie, 15

Ich will ganz sicher Kinder haben. Aber ich weiß nicht genau, wie das mit der Erziehung funktioniert und was richtig ist. Vor allem bin ich mir nicht sicher, was bürokratisch alles auf mich zukommen wird. Und eine Angst habe ich noch: dass ich immer so klein bleibe, wie ich jetzt bin. Ich bin jetzt 159 Zentimeter groß. Und das stört mich. Ich will einfach nicht mit 20 immer noch gefragt werden, ob ich schon 16 bin. Und Witze über die Körpergröße nerven nach einer Weile auch ziemlich.

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Michael*, 15

Ich mache mir nicht wirklich viele negative Gedanken. Es gibt nur ein paar Dinge, die ich kritisch sehe. Zum Beispiel finde ich es ein wenig schade, dass wir in der Schule nichts über Steuern und Ähnliches lernen. Aber trotzdem denke ich, dass ich das ganz gut hinbekommen werde. Das Einzige, was wirklich negativ sein könnte, sind Pensionen. Also, dass die heutigen und kommenden Generationen alles tragen müssen. Ansonsten bin ich sehr positiv eingestellt.

Elias, 15

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es wirklich eine Angst ist, aber ich mache mir über mein Geld Sorgen. Ich bin mir einfach nicht sicher, wie ich es einteilen soll, um alles richtig zu finanzieren und genug übrig zu haben. Derzeit ist es kein Problem, weil ich mir um Miete und Essen keine Gedanken machen muss, aber mir ist klar, dass sowas später sehr wohl dazu kommt. Diese Sache mit der Einteilung muss ich noch irgendwie lernen.

*Name von der Redaktion geändert.

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