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Rassismus

Nach KiKa-Doku über ihre Liebesgeschichte: Deutsch-syrisches Pärchen braucht jetzt Polizeischutz

Schon am Samstag hieß es, dass der männliche Protagonist auch Drohungen aus der islamistischen Szene erhalten habe.
Screenshot: KiKa

Das ist schnell eskaliert: Knapp eine Woche, nachdem die hysterische Debatte um eine Dokumentation des Kinderkanals ausgebrochen ist, stehen die beiden jungen Protagonisten, eine Deutsche und ein Syrer, unter Polizeischutz. Der ist nötig, weil die beiden auf rechten Internetseiten bedroht worden waren, berichtet hessenschau.de. Schon am Samstag hatte die Bild berichtet, dass der männliche Protagonist auch Drohungen aus der islamistischen Szene erhalten habe.

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Auslöser der Kontroverse war eine Reportage über die Beziehung zwischen Diaa, einem syrischen Flüchtling, und Malvina, einem deutschen Mädchen, die im November im KiKa ausgestrahlt worden war. Darin ging es unter anderem um die kulturell bedingten Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Jugendlichen, die zum Zeitpunkt des Drehs 16 (sie) und 19 (er) Jahre alt waren. Zum Beispiel würde Diaa seiner Freundin gerne verbieten, andere Männer zu umarmen. Sie will sich das aber nicht verbieten lassen.

Knapp anderthalb Monate nach der Ausstrahlung entdeckte ein rechter Blogger die Sendung, verlor gründlich die Fassung und schrieb einen Blogeintrag, in dem er den Film als "KiKA-Propaganda, gegen die Joseph Goebbels wie ein Waisenknabe wirkt" bezeichnete. Weil KiKa auch noch Diaas Alter aus Versehen um drei Jahre zu jung angegeben hatte, wittert die Bild ebenfalls einen Skandal und berichtet über die bundesweite "Aufregung um Flüchtlings-Doku im Kinderkanal". Die AfD ließ sich natürlich nicht zweimal bitten und erklärte die Doku sofort zur "Indoktrination Minderjähriger". Später wurde dann auch noch bekannt, dass Diaa einmal einen Post des salafistischen Predigers Pierre Vogel gelikt und in einem Facebook-Kommentar geschrieben hatte, er wolle "bewirken, dass alle Deutschen zum Islam konvertieren" – das Zweite soll aber ein Scherz gewesen sein, erklärte der HR danach. Eine gute Einordnung des ganzen Wahnsinns, den die Beziehung der beiden Jugendlichen ausgelöst hat, findet sich bei Übermedien.

Das vorläufige Ergebnis der massiven Empörung derer, die sich um die Freiheit des deutschen Mädchens sorgten: Die beiden müssen jetzt von Streifenwagen der Fuldaer Polizei bewacht werden.

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