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"Think Global, Clean Local"

Der Schwarze Block räumt in Hamburg auf – und wird von der Polizei gestoppt

Die Aktion "Fight Ordnung With Ordnung" widmete sich am Sonntag dem Müll von Hunderttausenden Schlagerfans.
Symbolbild. Foto: imago | xim.gs |

Nur eine Woche nach den G20-Ausschreitungen fiel am Samstag schon die nächste wilde Horde in Hamburg ein: sturzbesoffene Schlagerfans. Beim Schlagermove, dem "Karneval des Nordens", schob sich ein bunter Block aus 400.000 Menschen gekleidet in Schlaghosen, Perücken und Hawaiiketten durch St. Pauli – und hinterließ dabei zerbrochene Bierflaschen und vollgekotzte Plastikblüten.

Dieser Schneise der Verwüstung nahmen sich am Sonntagvormittag rund 30 Männer und Frauen des Schwarzen Blocks an, die unter der Aktion "Fight Ordnung With Ordnung" den Hamburger Stadtteil St. Pauli wieder sauber machen wollten. Bewaffnet mit Müllsäcken, Besen und Pappschildern, auf denen Slogans wie "Think Global, Clean Local" standen, zogen sie über die Reeperbahn und räumten auf. Auf einer Putzmittel-Sprühflascher stand "Pfeffersprayentferner".

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"Wir putzen, weil hier alles voller Kotze, Urin und zerbrochenen Flaschen ist", sagte ein Mann Mitte zwanzig mit türkis gefärbtem Haar und schwarzem Kapuzenpullover vor Ort gegenüber VICE. Die ironische Veranstaltung sei als "Gegenaktion" gedacht. Am vergangenen Sonntag räumten 10.000 Freiwillige die Überreste der Ausschreitungen im Schanzenviertel auf. "Bei der Gelegenheit wurden dann zum Beispiel auch Graffitis entfernt", beschwert sich der Teilnehmer der Putzkolonne.

Die Polizei schritt schon am Treffpunkt, dem U-Bahn-Hof St. Pauli, ein und stoppte die Veranstaltung, weil sich einzelne Teilnehmer vermummt hatten. Als sich die Saubermacher dann in Kleingruppen auf den Weg zur Reeperbahn machten und aufräumten (das wurde ihnen zunächst erlaubt), parkten bald zwölf Streifenwagen der Hamburger Polizei auf der Straße und zwei Mannschaftswagen standen an einer Kreuzung bereit.

Zwischen einem FC-St.-Pauli-Fanshop und einer Apotheke hielten dann zwanzig Polizisten eine Gruppe von zehn bis fünfzehn putzenden Menschen in Schwarz an. Die Polizei nahm die Personalien eines Mannes auf, der sich erneut vermummt hatte, konfiszierte ein Pappschild und forderte die restlichen Teilnehmer der Putzaktion dazu auf, sich zu zerstreuen und nicht mehr zu putzen. Daraufhin löste sich die Gruppe friedlich auf. "Die Versammlung war nicht angemeldet", sagt ein Pressesprecher der Polizei zu VICE, deswegen habe man die Gruppe auf der Reeperbahn gestoppt. Niemand habe sich als Leiter der Versammlung verantworten wollen, und nach einer Diskussion hätten die Teilnehmer dann die Lust verloren und seien fortgegangen, so der Sprecher.

Die ganze Aktion zeigt aber auch: Die Hamburger Polizei hat eine ziemliche Angst, dass sich die Ausschreitungen des G20-Wochenendes noch einmal wiederholen. Im Zweifelsfall rückt sie lieber mit einem Dutzend Streifenwagen an, falls sich in dem ein oder anderen Putzeimer doch ein Pflasterstein befindet. Für den Schwarzen Block war es am Ende dann wohl egal, dass die Aktion gesprengt wurde. So viel Spaß macht Putzen ihnen dann auch nicht.

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