FYI.

This story is over 5 years old.

Schon wieder Wahlen!!!

Die Freiheitlichen versuchen, Stimmung gegen den neuen Mister Kärnten zu machen, weil er im Iran geboren wurde

Und niemanden interessiert’s.
Screenshot via Facebook

Falls ihr zu den Menschen gehört, die eingeölten Oberkörpern und millimetergenau abgemessenen Undercuts nur selten Aufmerksamkeit widmen, haben wir ein extrem wichtiges News-Update für euch: Am vergangenen Wochenende wurde der neue Mister Kärnten gekürt. So weit, so egal.

Im Gegensatz zum Rest der Welt (und sogar zum Rest von Kärnten) gab es aber am rechten Ende des Spektrums doch jemanden, der sich nicht dazu durchringen konnte, dem Sieger dieses Wettbewerbes etwas anderes als Gleichgültigkeit entgegen zu bringen: Die Freiheitliche Jugend in Kärnten und deren Vorstandsmitglied Natascha Kumertz.

Anzeige

Diese veröffentlichte nämlich kurzerhand eine äußerst wichtige Pressemitteilung mit dem Titel "Iraner wurde von der Jury zum Mister Kärnten 2017 gekürt", die sich um die Herkunft des neuen Misters dreht. Der Gewinner Parsa wurde nämlich vor 20 Jahren im Iran geboren, was vermutlich sowas wie ein Skandal sein sollte. Seit seinem zehnten Lebensjahr lebt er in Kärnten. Und weil bei der Mister-Kärnten-Wahl jeder mitmachen darf, der die österreichische Staatsbürgerschaft hat, hat Parsa eben genau das gemacht. Und gewonnen. Wie gesagt, skandalös.

Wie, ihr versteht das Problem nicht? Hier dazu der Wortlaut aus der Aussendung der FJ, um euch auf die Sprünge zu helfen:

"Mir ist bewusst, dass dieses Ergebnis höchstwahrscheinlich wieder einmal die Solidarität Kärntens mit den Migranten ausdrücken soll. Jedoch sieht man am Ergebnis der Onlineabstimmung deutlich, dass sich das Publikum einen anderen Kandidaten als Mister Kärnten 2017 gewünscht hätte. Die Jury war da anscheinend anderer Meinung."

Die Online-Abstimmung sei nämlich zugunsten eines anderen Kandidaten ausgegangen – ein Statement dazu, wie viel dieses Voting tatsächlich zum Endergebnis beiträgt, ist derzeit noch ausständig. Außerdem könne es nicht sein, so Kumertz weiter, "dass man jetzt sogar schon Veranstaltungen wie die Mister- und Miss-Wahlen der politischen Korrektheit opfere".

"Wie viel Bedeutung hat die Meinung der Bevölkerung eigentlich noch?", fragt die empörte Kumertz abschließend und verleiht damit dem Ganzen die notwendige Prise Dramatik, um zumindest ansatzweise die Presseaussendung zu rechtfertigen.

Die folgenden Fragen wurden zu unserem Bedauern leider außen vor gelassen: Wenn sogar schon Mister- und Miss-Wahlen der politischen Korrektheit geopfert werden, was kommt als nächstes? Eine politisch korrekte Babymesse, ganz ohne Neger-Kinderwagen und Tschuschen-Schnuller? Müssen wir befürchten, dass die Gewinner von Mister- und Miss-Wahlen bald direkt in den Nationalrat einziehen und das Niveau der dortigen Sitzungen gefährlich anheben? Wie viel verzweifelter kann man eigentlich noch versuchen, eine simple Model-Wahl so hinzudrehen, als ginge es dabei um die Zukunft der abendländischen Demokratie? Und wer (abgesehen von den Gewinnern selbst, ihren Großmüttern und vielleicht noch den eigenen Freundinnen) interessiert sich dafür, wer Mister Kärnten ist?

Die Kritik der Freiheitlichen Jugend wirkt jedenfalls so weit hergeholt, dass nicht einmal die eigenen Facebook-Fans in das Gesudere einstimmen wollen: Lediglich ein halbherziges "nur noch lächerlich" können sie einem müden Follower entlocken. Und dem können wir eigentlich nur beipflichten. Laut orf.at ist Parsa in den Augen des Veranstalters übrigens der "verdiente Sieger".

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Twitter.