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Kenne deinen Feind: Die fünf schlimmsten Klimasünder der Welt

Das sind die Chefs der Firmen mit der schlechtesten CO2-Bilanz.
Ein Kind zeigt beim Klimaprotest zwei Mittelfinger im Stil des Shell-Logos
Foto: Christopher Pugmire

Die Klimakrise inspiriert viele Menschen, über sich hinauszuwachsen. Deine Freunde, Tanten und selbst dein alter Mathelehrer riskieren Festnahmen, schwänzen die Schule, essen aus Mülltonnen und schwören, niemals Kinder zu kriegen. Und warum? Sie alle hoffen, damit die Menschheit davor zu bewahren, elendig an Dürren, Hitzewellen oder Umweltkatastrophen zu verenden.

Da gibt es aber auch Menschen, die genau das Gegenteil tun. Die Erdöl-, Gas- und Kohlegiganten intensivieren ihre Aktivitäten, obwohl sie genau wissen, welche Auswirkungen ihre Produkte auf die Umwelt haben.

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Eine Untersuchung des Carbon Disclosure Projects (CDP) von 2017 hat ergeben, dass lediglich 100 Unternehmen für 71 Prozent der weltweiten Emissionen von Treibhausgasen seit 1988 verantwortlich sind. Über die Hälfte des industriellen CO2-Ausstoßes seit Beginn der Industrialisierung lasse sich sogar auf 25 staatliche und private Konzerne zurückführen.


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Und wer hat Schuld daran? Auch wenn viele der heutigen CEOs vielleicht nicht persönlich für vergangene Verfehlungen verantwortlich sind, sind sie trotzdem die Lenker und Gesichter ihrer Konzerne. Wer, wenn nicht sie, soll Verantwortung übernehmen, damit sich etwas ändert? Wir stellen die fünf größten Klimasünder hier einmal vor.

Die Zahlen für diesen Artikel stammen aus dem CDP-Bericht von 2017 und sind die aktuellsten, die es momentan gibt. Die CDP-Autoren teilten uns mit, dass sie momentan an einem neuen Bericht arbeiten, an den Platzierungen hätte sich allerdings nichts geändert.

darren woods exxon

Darren Woods bei einem Treffen mit Chinas Ministerpräsident Li Keqiang 2018 | Foto: Liu Weibing / Xinhua / Alamy Live News

5: ExxonMobil Corp

Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß: 1,98 Prozent
CEO und Vorstandsvorsitzender: Darren Woods

ExxonMobil ist das einzige Unternehmen unter den fünf größten Klimasündern, das sich in Investorenhand befindet. Es ist der größte börsennotierte Erdölkonzern der Welt. Nach 24 Jahren im Unternehmen wurde Darren Woods Anfang 2017 zum CEO. Sein Vorgänger Rex Tillerson verließ seinen Posten, weil er von US-Präsident Trump zum Außenminister ernannt worden war.

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Woods unterstützt das Klimaabkommen von Paris und schrieb sogar persönlich einen Brief an Donald Trump, in dem er den US-Präsidenten dazu anhielt, weiter im Paris-Abkommen zu bleiben. Ein Bericht beschuldigte ExxonMobil dieses Jahr jedoch, mehr als 37 Millionen Euro für Lobbyarbeit gegen Klimapolitik ausgegeben zu haben.

Der Konzern muss sich außerdem in den USA vor Gericht verantworten. Der Generalbundesanwalt von New York wirft ExxonMobil vor, Investoren über die möglichen Geschäftsrisiken durch Klimawandel-Regulierungen in die Irre geführt zu haben. Der Klage waren drei Jahre Ermittlungen vorausgegangen. ExxonMobil bezeichnete die Vorwürfe als "haltlos". Im Oktober soll die Verhandlung beginnen.

Woods hat in der Zwischenzeit viel darüber gesprochen, wie wichtig Engagement und eine Klima-Diskussion seien. Einer Anhörung des EU-Parlaments zur Klimawandel-Leugnung im März blieb er allerdings fern. Trotzdem konnte sich das europäische Parlament nicht dazu durchringen, ExxonMobil-Lobbyisten ihre Zugangsberechtigungen zu entziehen.

Ein ExxonMobil-Sprecher sagte zu VICE: "Seit 2000 haben wir zehn Milliarden US-Dollar in Technologien zur Senkung der Emissionen investiert wie CO2-Abscheidung und Biobrennstoffe aus Algen."

masoud karbasian

Masoud Karbasian | Foto: ITAR-TASS News Agency / Alamy Stock Photo

4: National Iranian Oil Co

Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß: 2,28 Prozent
CEO: Masoud Karbasian

Das staatliche Unternehmen National Iranian Oil Co ist der zweitgrößte Erdölkonzern der Welt. Das Unternehmen kann über vier Millionen Barrel Rohöl und mehr als 750 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag produzieren.

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Masoud Karbasian wurde im November 2018 zum CEO des Unternehmens ernannt, gerade als die Trump-Regierung ihr Öl-Embargo gegen den Iran einführte. Davor war Karbasian Finanzminister, bis das iranische Parlament ihn im August 2018 von seinem Amt enthob. In den Augen der iranischen Regierung hatte er versagt, angemessen auf die Auswirkungen der neuen US-Sanktionen zu reagieren.

Auf der Website des Staatskonzerns werden Klimawandel, Umweltverantwortung und Emissionen nur spärlich erwähnt. Karbasian hat im Juni dieses Jahres allerdings gesagt, dass der Umweltschutz eine Verantwortung sei, die der Ethik, Kultur und den Ansichten seines Unternehmens zugrunde lägen. Er sprach über Pläne zur Beschränkung von Umweltschäden, Prävention lag dabei vor Verbesserungen. Iran hat das Paris-Abkommen unterzeichnet, aber nicht ratifiziert.

alexey miller

Alexei Miller | Foto: Pluto / Alamy Stock Photo

3: PAO Gazprom

Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß: 3,91 Prozent
CEO: Alexei Miller

Der vom Kreml kontrollierte Erdgaskonzern Gazprom ist das wertvollste Börsenunternehmen Russlands. Alexei Miller ist seit 2001 Vorstandsvorsitzender. Davor war er stellvertretender Energieminister in Russland.

Unter Millers Führung wurde Gazprom das erste Unternehmen, das in der Arktis Öl förderte. Im Dezember 2013 begann der Konzern mit der Erschließung des Priraslomnoje-Ölfelds. Aktuell befindet sich außerdem eine gigantische Pipeline im Bau. Nord Stream 2 soll Gas von Russland durch die Ostsee direkt nach Deutschland liefern. Kritiker, darunter der britische Premier Boris Johnson, US-Präsident Donald Trump und der Präsident des Europarats, Donald Tusk, haben das Projekt verurteilt. Johnson nannte es "spaltend", Trump behauptete, es mache "Deutschland zu einer Geisel Russlands" und Tusk bezeichnete es schlicht als "negativ".

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Miller wurde vergangenes Jahr in die US-Sanktionsliste aufgenommen – er selbst gab an, darauf stolz zu sein. Die Sanktionen richteten sich gegen mehrere Personen in Russland, denen unter anderem Einmischung in die US-Wahlen vorgeworfen wurde.

Gazprom war der erste Mineralöl- und Gaskonzern in Russland, der eine eigene Umweltagenda entworfen hat. Auf der Unternehmens-Website steht, dass man "angemessene Maßnahmen ergreift, um ständig seine Umweltbilanz zu verbessern". Dafür setze sich die Firma eigene Umweltziele und gebe Angestellten entsprechende Schulungen.

amin nasser

Amin H Nasser | Foto: ITAR-TASS News Agency / Alamy Stock Photo

2: Saudi Aramco

Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß: 4,50 Prozent
CEO: Amin H. Nasser

Der Staatskonzern Saudi Aramco ist das profitabelste Unternehmen der Welt und gleichzeitig der größte Verursacher von Treibhausgasen im Mineralöl- und Erdgasbereich. Das Unternehmen ist davon überzeugt, dass Öl und Gas weiterhin unverzichtbar sein werden, um den wachsenden weltweiten Energiebedarf zu decken. In Nassers Worten: "Es wird noch einige Zeit dauern, bis Alternativen adäquate und bezahlbare Energie liefern können."

Pläne für einen Börsengang des auf bis zu 2 Billionen US-Dollar geschätzten Unternehmens wurden nach Anschlägen auf Raffinerien und Ölfelder des Konzerns wieder verschoben. Kronprinz Mohammed bin Salman zufolge soll er 2021 über die Bühne gehen. Es dürfte der größte der Geschichte werden.

Nach 33 Jahren im Unternehmen wurde Nasser 2015 zum CEO von Saudi Aramco. Begonnen hatte er als Ingenieur im Bereich der Ölproduktion. Er hat einen Abschluss in Erdöl- und Erdgastechnik an der König-Fahd-Universität für Erdöl und Mineralien, 2002 absolvierte er auch einen Managerlehrgang an der Columbia University.

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Neben dem Versprechen des Unternehmens, seine Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren, wolle Nasser außerdem Technologien finanzieren, die "signifikante Umweltvorteile schaffen".

1: China (Kohle)

Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß: 14,32 Prozent
CEO: Der chinesische Staat

China ist weltweit der größte Produzent und Konsument von Kohle und hat über eine Milliarde Einwohner. Kein Wunder also, dass das Land auch die meisten Treibhausgase verursacht. Dem US-amerikanischen Health Effects Institiute zufolge ist die Luftverschmutzung in dem Land verantwortlich für 1,6 Millionen Tote jedes Jahr.

China hat 1998 das Kyoto-Protokoll unterschrieben, sich dabei allerdings nicht auf verbindliche Ziele festlegen lassen. Das Paris-Abkommen von 2016 hat das Land ebenfalls ratifiziert. Seine CO2-Ziele für 2020 erreichte China beeindruckenderweise schon 2017, also drei Jahre früher.

Nichtsdestotrotz ist Chinas Kohleproduktion in der ersten Hälfte dieses Jahres um 2,6 Prozent auf 1,76 Milliarden Tonnen gestiegen. Die Genehmigungen für neue Minenprojekte haben sich im gleichen Zeitraum verfünffacht. Satellitenbilder zeigen außerdem, dass weiter an Kohlekraftwerken gebaut wird, die eigentlich auf Eis gelegt worden waren. Anscheinend glaubt man, die Kohleproduktion und Verbrauch steigern und gleichzeitig die Emissionen senken zu können.

Diese Entwicklung soll die kommenden Jahre weitergehen und 2030 ihren Höhepunkt erreichen. Es könnte allerdings sein, dass China sein Ziel bis zu zehn Jahre früher erreicht.

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