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Copwatch

Polizisten sollen linke Sprayer misshandelt haben

Den Beamten aus Leipzig wird unter anderem vorgeworfen, Geldscheine und ein Feuerzeug in den Mund eines Teenagers gestopft und dabei "Friss! Friss! Friss!" gerufen zu haben.
Credit: imago | ZUMA Press (Symbolbild aus Bayern)

Mit 15 Jahren hat man als männlicher Teenager womöglich noch keine ausgeprägte Intimbehaarung, dafür aber mit großer Sicherheit Wut im Bauch und eine erste eigene Spraydose. Da kann man schon mal auf die zweifelhafte Idee kommen, die Hauswände der Stadt vollzuschmieren. Als vier Teenager Ende April in Leipzig-Connewitz genau das tun wollten, schritt die Bereitschaftspolizei ein – und misshandelte die Jugendlichen womöglich.

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Das berichtet zumindest der autonome Verein Rote Hilfe. Demnach sollen die Polizisten die vier sprühenden Jugendlichen, alle unter 16 Jahren, mit Pfefferspray angegriffen und in Gewahrsam genommen haben. Unklar bleibt, was genau sie gesprüht hatten. Rote Hilfe berichtet, die Jugendlichen wollten mit Graffitis gegen den Neonazi-Aufmarsch am 1. Mai in Chemnitz mobilisieren. Laut Leipziger Volkszeitung soll es sich jedoch um die Schriftzüge "ACAB" und "Kill Cops" handeln, weshalb das Dezernat 5 (Staatsschutz) der Kripo gegen die Jugendlichen ermittelt.

Im Anschluss an die Festnahme sollen die Polizisten die Teenager dem Verein zufolge in Bauch, Rippen und auf den Kopf geschlagen haben. Auf der Wache in der Wiedebach-Passage sollen sie die Jugendlichen dann gefesselt und mehrfach misshandelt haben. Einem von ihnen sollen die Beamten Geldscheine und ein Feuerzeug in den Mund gestopft und dabei "Friss! Friss! Friss!" gerufen haben. Erst nach zwei Stunden durften die Jugendlichen die Wache verlassen.


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Als sie sich beschweren, Einspruch einlegen und die Dienstnummern der Beamten in Erfahrungen bringen wollten, haben diese sie dem linken Portal zufolge beleidigt und eingeschüchtert. Außerdem sollen die Polizisten bei Anwohnern Flugblätter in Briefkästen verteilt haben, die dazu aufrufen, Graffitis als Sachbeschädigungen anzuzeigen. Auf den Flyern sollen die Klarnamen der Jugendlichen stehen.

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Polizei bestätigt Ermittlungen gegen Beamte

Den Verein Rote Hilfe stuft der Verfassungsschutz als linksextremistisch ein, deshalb gibt es durchaus Zweifel an den Vorwürfen. Wie die Leipziger Volkszeitung aber berichtet, sagte Polizeisprecher Andreas Loepki, dass gegen mehrere Polizeibeamte der Wache wegen des Vorfalls strafrechtlich ermittelt werde.

Demnach habe die Anwältin von einem der Jugendlichen die Polizei kontaktiert und "straftrechtlich relevante Aspekte zur Sprache gebracht". Ebenfalls läuft laut Loepki ein dienstrechtliches Verfahren, das dazu führen könnte, dass einige Polizisten beurlaubt würden. Konkrete Auskünfte zu den Vorwürfen seien jedoch nicht möglich. VICE konnte die Pressestelle der Polizei Leipzig bis zur Veröffentlichung nicht für eine Stellungnahme erreichen.

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