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Klimawandel

Ein Schweizer Gletscher hat zwei neue "Ötzis" ausgespuckt

Die mumifizierten Leichen sind die vor 75 Jahren verschollenen Eltern einer heute 79-Jährigen.
Alle Fotos zur Verfügung gestellt von Glacier 3000

Die Entdeckung des Ötzis vor 26 Jahren war eine Sensation – die ganze Welt war fasziniert von der Eismumie, die von einem Gletscher an der italienisch-österreichischen Grenze freigegeben wurde. Letzte Woche gab jetzt auch ein Schweizer Gletscher zwei mumifizierte Leichen frei. Einem Pistenfahrzeugfahrer des Gletscherskigebiets mit dem unfreiwillig ironischen Namen "Glacier 3000" (Wegen dem Klimawandel könnte der Gletscher bereits in dreissig Jahren komplett verschwunden sein) fiel auf dem Eis ein schwarzer Fleck auf, den er zuerst für Geröll hielt. "Dann ging er näher, weil das Ganze doch etwas anders aussah als einfach nur Geröll. Da fand er die Überreste eines Pärchens, die grösstenteils noch im Eis eingefroren waren", sagte Bernhard Tschannen, Direktor von Glacier 3000, zum Blick.

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Der Fundort wird von der Polizei überprüft | Foto zur Verfügung gestellt von Glacier 3000

Die Kleidung des Paars und die Gegenstände, die sie bei sich hatten (darunter auch eine Weinflasche aus dem Kanton Wallis), führten zu Vermutungen, dass das Paar aus einer seit 1926 verschwundenen Seilschaft stammte. Wahrscheinlich ist jedenfalls, dass sie auf einer Wanderung in eine Gletscherspalte gestürzt sind. Der Kanton Wallis führt seit 1925 eine Liste mit vermissten Personen, derzeit sind es 280 – mehrheitlich aus dem Hochgebirge. Viele Vermisste, die auf Gletschern verunfallen, werden erst nach Jahrzehnten durch das klimabedingte Abschmelzen der Gletscher freigegeben.

Am Dienstag meldete sich dann eine 79-jährige Frau bei der Westschweizer Zeitung Le Matin, die vermutete, dass die gefundenen Leichen ihre Eltern sein könnten. Nun bestätigte eine DNA-Analyse ihre Vermutung: Es sind die verunglückten Eltern der damals vierjährigen Marceline Udry-Dumoulin. Marcelin und Francine Dumoulin verunglückten 1942 als sie über die Berge in den Kanton Bern wandern wollten, um dort auf einer Alp zu arbeiten. Die Tochter will ihre Eltern jetzt angemessen beerdigen: "Ich werde an der Beerdigung kein Schwarz tragen. Ich denke, Weiss ist angebrachter. Das symbolisiert die Hoffnung, die ich nie aufgab", sagte sie zu Le Matin. Nach dem Tod der Eltern wurden die Geschwister getrennt und in verschiedenen Familien platziert. Marceline durfte bei ihrer Tante aufwachsen.

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