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Safer Use

Ecstasy: Das sind die Pillenwarnungen zum ersten Oktober-Wochenende

Europas Drogeninformationsstellen warnen aktuell vor neun Pillen.
Pillenfotos: Checkit! | DIB+ | DIZ | Drogenarbeit Z6 | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

Wer sich die Bruchteile einer Ecstasy-Pille einwirft, erwartet einen aufregenden Rausch. Konsumierende verspüren das Bedürfnis, anderen Menschen nahezukommen, Musik und Umgebung werden intensiver wahrgenommen. Doch der Konsum von Ecstasy kann sehr unangenehme Effekte auslösen: Der Kiefer spielt verrückt, man verliert die Orientierung, sieht nicht mehr klar und leidet an Übelkeit. Eine der häufigsten Nebenwirkungen ist Erbrechen.

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Wenn man MDMA konsumiert, werden Neurotransmitter freigesetzt, darunter auch das Hormon Serotonin. In gewissen Mengen macht das den Kopf glücklich und den Magen flau, erklärt Dino Lüthi von der klinischen Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsspital in Basel, Schweiz. Menschen, die sich dennoch entscheiden, Ecstasy zu nehmen, empfiehlt der Biomediziner daher, vor dem Konsum "leichte Mahlzeiten zu sich zu nehmen und auf fettreiches Essen zu verzichten".

Unerwünschte Nebenwirkungen können durch überdosierte oder verunreinigte Pillen auftreten. Leider können Konsumierende in Deutschland ihre Pillen noch immer nicht auf deren Zusammensetzung testen lassen. Deshalb tragen wir jede Woche die Pillenwarnungen unserer Nachbarländer und aus Großbritannien zusammen. Getestet wurden die Pillen von The Loop, Eurotox in Belgien, dem niederländischen Trimbos Institut, "Checkit!", von der Suchthilfe Wien, der Innsbrucker Drogenarbeit Z6, Energy Control auf Mallorca, dem Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich (DIZ) und der Drogeninfo Bern Plus (DIB+).

Die folgenden Pillenwarnungen wurden in den letzten sieben Tagen veröffentlicht. Alle Warnungen seit Mai dieses Jahres – einschließlich der neuen – haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. Jede Pille ist entweder hoch oder extrem hoch dosiert, oder sie enthält gar kein oder nicht nur MDMA. Wenn eine Pille nicht gelistet ist, heißt das nicht, dass sie rein und niedrig dosiert ist. Der Artikel enthält zudem eine Reihe sogenannter Safer-Use-Regeln, um unnötige Risiken und mögliche Schäden durch Ecstasy-Konsum zu reduzieren. Wir erklären dort auch, warum wir überhaupt Pillenwarnungen veröffentlichen.

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Die Seite pillen.sauberdrauf.com der bayerischen Drogenberatungsstelle mindzone und das Drug-Checking-Tool von saferparty.ch listen viele weitere und ältere Pillentests. Saferparty veröffentlichen im Laufe des Wochenendes regelmäßig zusätzlich neue Warnungen und Meldungen.

Die Pillenwarnungen der ersten Oktober-Woche 2018

Rosafarbener Stern *KEIN MDMA

Pillenfotos: Checkit! | DIB+ | DIZ | Drogenarbeit Z6 | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

Das DIZ in Zürich testete eine solche Pille Ende September und fand darin 2C-B und 2C-H statt MDMA. 2C-B wirkt bereits in geringen Mengen psychoaktiv. Zudem tritt die Wirkung später als bei MDMA ein. So kann es schnell zu einer Überdosierung kommen, wenn sich Konsumierende nicht des Inhalts bewusst sind, und damit zu einer psychischen Überforderung. Die Wirkung von 2C-H ist kaum erforscht, es besteht deshalb ein zusätzliches unbekanntes Gesundheitsrisiko.

Rote "Red Bull"

Anfang Oktober testete Drogenarbeit Z6 in Innsbruck eine rote "Red Bull" auf 182 Milligramm MDMA, das ist eine hohe Dosis. Im August fand "Checkit!" in Wien eine extrem hohe Dosis von 203 Milligramm MDMA in einer blauen Pille mit einem solchen Logo.

Orangefarbene, runde Pille ohne Logo oder Namen *KEIN MDMA

Eine runde, orangefarbene Pille testete das DIZ in Zürich Anfang Oktober. Die Pille ohne Logo oder Namen enthielt kein MDMA, sondern 2C-B.

Orangefarbene "SoundCloud"

Eine orangefarbene Pille mit dem Logo des Online-Musikdiensts wurde vom DIZ in Zürich Anfang Oktober auf 237 Milligramm MDMA getestet – das ist eine extrem hohe Dosis. Im Mai enthielt eine ähnlich aussehende grün-gelbe Pille in Wien eine extrem hohe Dosis von 272 Milligramm MDMA.

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Beigefarbener Panzer

Diese Pille ist besonders gefährlich: Anfang Oktober wurde in ihr vom DIZ eine extrem hohe Dosis von 246 Milligramm MDMA gefunden. Bereits Mitte September enthielt dort ein anderer beigefarbener Panzer 254 Milligramm MDMA.

Gelbe Pharao

Die Forscher und Forscherinnen von Trimbos warnen Anfang Oktober vor gelben Pharao-Pillen. Diese können verschieden stark dosiert sein, mit hohen bis extrem hohen Dosen von 89 bis 257 Milligramm MDMA. Bereits Mitte Juli wurde in Zürich eine neongelbe Pharao auf 242 Milligramm MDMA getestet – eine extrem hohe Dosis. Im August wurden in Wien und in Innsbruck graue Pharaos mit 162 Milligramm und 289 Milligramm MDMA analysiert – trotz der immer gleichlautenden Aufschrift auf der Rückseite: "Warning 240 MG". Dieser Angabe sollte man auf keinen Fall vertrauen.

Gelbe Vendetta

Anfang Oktober enthielt eine gelbe Vendetta in Zürich eine hohe Dosis von 142 Milligramm MDMA.

Unbekannte weiße Pille *KEIN MDMA

In einer solchen Pille fand das niederländische Trimbos Institut Anfang Juni kein MDMA, dafür 4-Fluoromethamphetamine. Der Stoff ist eine Variante von Amphetamin, wirkt aufputschend, ist aber kaum erforscht. Es besteht deshalb ein nicht abschätzbares Gesundheitsrisiko beim Einwurf dieser "Währung". Das Trimbos Institut nennt diese Pille "Bitcoin", bei dem Logo handelt es sich allerdings um ein Atom-Logo, wie man es von den Simpsons und The Big Bang Theory kennt.

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Graue Knopfauge

Eine graue Pille mit einem fast schon verblichenen Hundegesicht mit Krone und Knopfauge haben die Forscher und Forscherinnen des DIZ in Zürich Anfang Oktober getestet. Das Ergebnis: eine extrem hohe Dosis von 208 Milligramm MDMA. Bei unbekannten Pillen kann man sich beim Inhalt nicht am Logo oder Namen orientieren und es ist erst Recht Vorsicht geboten.

Wenn du schon einmal ambulant behandelt werden musstest, nachdem du Drogen genommen hast, (oder Freunde von dir) und du mit VICE über deine Erfahrung sprechen möchtest, erreichst du unseren Redakteur Thomas Vorreyer per E-Mail oder Twitter-DM.

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