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Feminismus

Warum man eine Feministin sein und trotzdem die Brüste zeigen kann

Wer Emma Watson als Heuchlerin bezeichnet, hat keine Ahnung vom Feminismus.
imago/ Pacific Press Agency

Feministin und Brüste zeigen, geht gar nicht! So lässt sich zusammenfassen, was Kritiker Emma Watson vorwerfen, nachdem sie oben ohne – beziehungsweise mit oben wenig – für ein Magazin posierte. Die Aussage zeigt aber nur, dass diese Menschen keine Ahnung vom Feminismus haben und noch weniger davon, wer Emma Watson ist.

Nur wenige Frauen sind so bekannt wie die Schauspielerin, die als Hermine in den Harry-Potter-Filmen Ruhm erlangte. Doch Watson steht nicht gerne im Mittelpunkt. Selfies mit Fans auf der Straße lehnt sie ab, niemand soll wissen, wer ihr Freund ist. Es gibt keine Skandale. Für einen Star ist es um sie in einer Zeit mit Facebook, Instagram und Snapchat merkwürdig ruhig.

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Die Schauspielerin hadert damit, dass es für sie so schwer ist, unerkannt zu bleiben. Sie ist im Rampenlicht erwachsen geworden und musste vor den Augen der Welt herausfinden, wer sie ist. Es gab eine Zeit, da war ihr das alles zu viel, sie wollte hinschmeißen und studierte Literatur.

Als sie erwachsen wurde, begann sie, sich für Frauen stark zu machen. Sie bezeichnet sich als Feministin, sprach über Frauenrechte und Selbstbefriedigung. 2014 ernannten sie die Vereinten Nationen zur Sonderbotschafterin für Frauen- und Mädchenrechte.

In ihrer Rede im UN-Gebäude sagte sie im selben Jahr: "Ich denke, dass es mein Recht ist, Entscheidungen über meinen eigenen Körper zu treffen. […] Ich denke, es ist mein Recht, dass ich gesellschaftlich den gleichen Respekt bekomme wie Männer."

Doch selbst drei Jahre später bekommt sie diesen Respekt nicht – genauso wenig wie das Recht, über ihren Körper zu entscheiden. Für eine Titelgeschichte des US-Magazins Vanity Fair lichtete eine Fotografin Watson in viktorianischen Gewändern ab, in Anlehnung an ihre Rolle in der Verfilmung von Die Schöne und das Biest. Ein Video von dem Shoot findet ihr hier.

Und ja, sie zeigt dabei auch Teile ihrer Brust.

Das ging einigen zu weit. Sich als Feministin so zu entblößen, so der Vorwurf, sei heuchlerisch.

Wer aber nicht nur das Bild anschaut, sondern auch die dazugehörige Geschichte über Watson liest, erfährt: Diese Frau will keine Aufmerksamkeit. Und wenn sie ihre Brüste zeigt, dann nur, weil sie es möchte.

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Genau darum geht es schließlich im Feminismus, selbst entscheiden zu können. Denn Feminismus bedeutet nicht Beschränkung, sondern Befreiung.

Außerdem hat sich Watson nicht komplett ausgezogen – noch nicht einmal ihre Brüste sind vollständig zu sehen. Das ist also keine Pornografie, hier wird nicht nackte Haut gezeigt, damit Menschen die Oberweite einer Berühmtheit begaffen können. Es ist Kunst.

Am besten reagiert Watson selbst in einem Interview mit der BBC auf die Kritik: "Es zeigt mir, wie viel Irrglauben und wie viele Missverständnisse es darüber gibt, was Feminismus ist. Es geht darum, Frauen eine Wahl zu geben. Feminismus ist kein Stock, mit dem man andere Frauen schlägt. Es geht um Freiheit, es geht um Befreiung, es geht um Gleichheit. Ich verstehe wirklich nicht, was meine Brüste damit zu tun haben."

Frauenrechte und das Bild von Frauen waren für Emma Watson auch in Die Schöne und das Biest wichtig. Eigentlich ist die Schöne eine Helferin ihres Erfindervaters, in der Neuverfilmung aber erfindet sie selbst. Sie trägt eine Art Werkzeuggürtel und die Ballettschuhe, die noch in den ersten Entwürfen des Filmes vorgesehen waren, gab es am Ende nicht mehr. Nach dem Dreh, so sagte sie Vanity Fair, "fühlte es sich so an, als sei ich auf der Leinwand zu einer Frau geworden".

Es gibt also sicher viele Menschen, denen man Heuchelei vorwerfen kann. Emma Watson gehört nicht dazu.

Wir sollten aufhören, darüber zu reden, was Frauen nicht sind, was Emma Watson nicht darf und stattdessen darüber reden, was sie dürfen, in der Politik, im Büro und mit dem eigenen Körper. Nämlich alles, was sie wollen.

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