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Sex

Was passiert zum Fest der Liebe in den Berliner Puffs?

Prostitution kennt keine Feiertage. Flatrate-Puffs, Sexkinos und der Straßenstrich bleiben auch an Weihnachten offen.
Foto: Imago/Olaf Wagner

Der Straßenstrich auf der Kurfürstenstraße (Imago/Olaf Wagner) Wir wollten wissen, was zum Fest der Liebe in den Berliner Puffs abgeht und starteten eine kleine nicht-repräsentative Umfrage unter den wenigen zu den Feiertagen geöffneten Etablissements und unter freischaffenden Damen.

Wer sich sein Weihnachten als Fest der körperlichen, bezahlbaren Liebe gestalten möchte, kann dies nämlich nicht im Edel-Bordell „Artemis" planen, da das Haus erst am Abend des zweiten Feiertages wieder öffnet.

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Auch auf Berlins Straßenstrich Nummer Eins an der Oranienburger Strasse in Berlin-Mitte freuen sich die Prostituierten auf ein „ruhiges Fest mit der Familie" , „endlich mal total viel Essen und mit dem kleinen Bruder Playstation spielen" oder auf einen Besuch in der Heimat (mehr als „nee, nicht direkt aus Berlin, aber klar, schon Deutschland") war nicht zu erfahren. Es gäbe aber, so eine anscheinend erfahrenere Dame, „auch immer wieder die ganz normale Geschichte: „da hat eine doch keinen Bock auf Family, oder es gibt Streit, ganz normal, klar kann es dann doch sein, dass die eine oder andere arbeiten geht." Und „irgendwie sind dann doch immer Mädels hier am Laufen, eigentlich egal welcher Feiertag grad ist, is' ja Berlin!" Am Heiligen Abend aber sei das „ziemlich unüblich, ich mein', irgendwann ist auch mal gut" bemerkte eine weißblondierte beim Werfen der sehr langen Extentions.

Im Caligula allerdings, einem Schöneberger Club, der sich selbst als „Berlins Flatrate-Bordell Nummer Eins" bezeichnet, sollte man „besser schon früh da sein" wenn man am Heiligen Abend eine—oder unbegrenzt viele—sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehmen möchte. Der Flatrate-Puff ist laut Eigenauskunft einer der „sehr begehrten" wenn es um Lust und Liebe an den Feiertagen geht. Nicht nur, weil er eine „Raucherlounge" ist und die Damen „oft wechseln" um den „Gästen viel Abwechslung bieten zu können". Laut Auskunft der Empfangsdame bildet sich am Abend des 24.12. oft schon vor der Öffnung um 18 Uhr, eine Warteschlange vor der Eingangstür (normalerweise öffnet der Laden schon um 11 Uhr vormittags). Der Preis für All-Inclusive beträgt zum Fest der Liebe dann auch 129 Euro (sonst 109), beinhaltet aber alkoholische und nicht-alkoholische Getränke (Ausnahme Champagner), Französisch und Verkehr mit Schutz, Französisch bei ihr und Massage.

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Da das Caligula das ganze Jahr lang wie ein Lametta-Bäumchen geschmückt ist und es überall und vor allem von den Decken herab nur so vor Goldfolien-Glitter wimmelt, wird zu Weihnachten nicht extra dekoriert. Die Zimmer sind ohnehin in weihnachtlich-romantischem rot gehalten, die „VIP-Lounge" besteht aus weißen Kunstledersitzgarnituren mit chinesischen Fächern an den Wänden. Die Damen jedoch „machen sich schick zurecht" und tragen dazu „schon manchmal diese süßen sexy Weihnachts-Outfits, mit Zipfelmützchen und rot-weißen Strapsen".

Im ebenfalls in Schöneberg gelegenem Club „King George", der als der erste Flatrate-Puff in Deutschland bekannt wurde, ist am Heiligen Abend geschlossen, am 25. und 26. Dezember aber von 16 – 4 Uhr geöffnet. Mit der Zahlung von einmalig 49 Euro hat man Zugang zur Open Bar, mit 50 Euro darf man geschützt vögeln und Geblasen werden, so oft man mag (Extras kosten extra und sind auf Verhandlungsbasis). Wie und was konkret weihnachtlich dekoriert wird, war kurz vor dem Dritten Advent noch unklar, es sei „aber was in Planung". „Ein Bäumchen haben wir aber auf jeden Fall schon stehen" hieß es kurz vor dem Fest.

Legt man Wert auf eine weihnachtliche Deko, so ist man im Salon Pankow jetzt schon gut aufgehoben. Die sympathische und stolze Ur-Berlinerin, die uns Rede und Antwort stand, berichtete von einem „hübschen Deko-Weihnachtsbäumchen" und auch davon, dass manche Mädchen sich schon „weihnachtlich zurechtmachen". Allerdings kann das an 365 Tagen 24/7 geöffnete Etablissement „auch ganz anders sein", da man eine hohe Wechselrate bei den „Mieterinnen" habe.

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„Schließlich wollen wir unseren Gästen auch was bieten, und nicht immer dasselbe—und die gleichen im Angebot!" lachte die Berlinerin am Telefon. Hat man sich entschlossen, Gast im Salon Pankow zu werden, so darf man zunächst—ohne Eintritt zu bezahlen—einen Soft-Drink, Kaffee oder auch einen Whiskey-Cola kostenlos trinken.

Im Empfangsbereich präsentieren sich dann die Mieterinnen, der Herr kann, aber muss keine Flasche Champagner (80 – 100 Euro) spendieren; er darf auch sogleich mit seiner Auserwählten „auf Zimmer" gehen—alles Weitere ist dann Verhandlungssache. Aus welchen Ländern die Damen kommen, wie viele Herren wann kommen, wann gehen, was wünschen, ist Diskretionssache, aber stolz ist man, rund um die Uhr immer an die 20 Damen im Haus zu haben. „Sie haben sich noch nicht abgesprochen, was sie anziehen werden" hieß es aus der Rezeption, aber auch, dass es „schon etwas Besonderes sein würde". Geschenke sind immer gern gesehen—„wer freut sich nicht über ein Geschenk zu Weihnachten, mal ne Schokolade oder so".

Wer nicht ganz so viel ausgeben mag, der findet am unteren Ende der Skala sicherlich auch sein Vergnügen, z.B. im gutbürgerlichen Charlottenburg, nahe der Technischen Universität.

Tina-Oase Sexkino hat jeden Tag im Jahr geöffnet und nimmt für sich in Anspruch, das „preiswerteste Sex-Kino in ganz Berlin" zu sein.

„Täglich ab 10 Uhr Uhr erwarten Sie bis zu acht sexy, nette und wechselnde Platzanweiserinnen. Der Eintritt kostet 6,- € und gilt für einen ganzen Tag. Kommen, gehen, wiederkommen :-)" heißt es auf der Homepage. Zu Weihnachten wie auch Ostern und Neujahr gilt:

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„Die günstigen Preise für die erotische Dienstleistungen erfahren Sie direkt bei Ihrer Platzanweiserin im Sexkino. Dabei lautet unser bewährtes Motto: 50% zahlen - 100% Leistung." Zu Weihnachten, so erfahren wir von der Empfangsdame, laufe das Geschäft nicht anders als sonst, es seien immer „genügend Platzanweiserinnen" für die Gäste anwesend.

Allerdings weniger deutschsprachige, „gerade zu den Feiertagen" seien es vor allem die „bulgarisch-rumänischsprachigen Mädchen", die dann die Kundschaft auf die Zimmer mitnehmen würden. Besondere Weihnachtsdeko spart man sich bei Tina: „Also wir haben ein Sexkino, und da laufen Filme, und Zimmer. Die werden sauber gehalten, aber jetzt nicht extra dekoriert." Sonderpreise für die Feiertage gibt es nicht, alle Preise erfährt man von den Mädchen, man weiß ja nie, was die Kunden wünschen, da sei es „schwer, irgendne Sorte Feiertagsrabatt so pauschal zu geben".

Auch der Ex-Callboy „Schwarzer Reiter", der seine Arbeitserlebnisse mit Männern und Frauen in Buchform erzählt, gab zu Weihnachten „keine Rabatte" und holte „immer wieder gern die Rute raus", vor allem an den Feiertagen. Seine Kunden setzten sich aus vielen einsamen Männern, oft geschiedenen, die gerade und besonders am 24. nach einer Form der Liebe suchten, zusammen. „Das war ein richtiges Halligalli" berichtet er, so dass er auch „zwischendurch immer mal wieder das Telefon ausmachen" musste.

Auf dem Straßenstrich, auf dem seit Christiane F.'s Zeiten Zeiten sehr junge, oft drogensüchtige und mittlerweile fast nur noch Mädchen aus Rumänien und Bulgarien den Autostrich stehen, wird es laut Auskunft einer der wenigen türkischstämmigen Berlinerinnen, die dort anschaffen, nur „ein bisschen ruhiger" als sonst zugehen.

„Es sind ja auch viele Kunden mit anderer Kultur", die ihre Dienste in Anspruch nähmen, so dass „jetzt Weihnachten nicht so wichtig" sei. Sie plant, wie jeden Tag, an dem sie sich „OK" fühlt, am 24. gegen nachmittags zu ihrem Anwerbeplatz auf der Kurfürstenstraße zu gehen, da ihr „Arbeitsplatz" ja eh das Auto des Freiers sei. Trinkgeld oder Geschenke gäbe es genau so wenig wie eventuelle sexy Nikolausbekleidung. Falls die Kunden „was extra wollten" müssten sie ohnehin ins „LSD", den großen, praktischerweise direkt am Strich gelegenen Sex-Shop, gehen und es kaufen, und da sei an „Geschenken" nicht viel drin, „ausser Mal, dass ein Kunde irgendein Sex-Spielzeug danach nicht mehr haben will".