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Drogen

Männer in Indien bewerfen Frauen zum Holi-Fest mit Ballons voll Sperma

Die Täter verspotten sie dabei häufig mit dem Spruch: "Sei nicht böse, es ist Holi." In Delhi protestieren Studentinnen gegen die Übergriffe und die Gleichgültigkeit der Polizei.
Links: Pixabay | Gemeinfrei; rechts: Foto Parthshri Aror

Die Bilder vom Hindu-Fest Holi sind bunt, Menschen baden in einem Meer aus Farben. An zwei Tagen im Frühling bewerfen Inderinnen und Inder einander mit Ballons voll Farbpulver oder Wasser, um Fruchtbarkeit, Liebe und den Triumph des Guten zu feiern. Aber Männer begehen unter dem Deckmantel der ausgelassenen Feier auch immer wieder Übergriffe gegen Frauen.

Dieses Jahr häufen sich Berichte über Männer, die mit Sperma gefüllte Ballons auf Studentinnen werfen. Eine 18-jährige Studentin des Lady Shri Ram College (LSR) an der University of Delhi schilderte auf Instagram, wie sie in der Nähe des Campus mit einem Ballon voll Sperma beworfen worden war.

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Auf Facebook beschrieb eine Studentin vom Jesus and Mary College (JMC) in Delhi, wie zwei Männer auf Fahrrädern sie am Tag vor Holi mit einem Sperma-Ballon beworfen hatten, als sie im Bus saß. Am 1. März, dem ersten Tag des Holi-Fests, marschierten 40 Studierende des JMC zum Hauptquartier der Polizei von Delhi, um angemessenen Schutz für Frauen zu verlangen.

Die Demonstrierenden vom Jesus and Mary College in Delhi | Foto: Parthshri Arora

Während des Holi-Fests begehen Männer häufig Übergriffe, die sie als "Feiern" tarnen. 2017 setzte die Polizei von Delhi 25.000 Polizisten und 1.000 Fahrzeuge ein, um gegen das Problem vorzugehen. In der 30 Kilometer entfernten Stadt Gurugram (circa 880.000 Einwohner) riefen derweil fast 400 Frauen bei der Polizei an, um Übergriffe zu melden.

Viele Inderinnen sagen, sie hätten es satt, Angriffe zu erleiden, bei denen die Täter sich hinter einem verbreiteten Holi-Spruch verstecken: "Bura na mano, holi hai!" – "Sei nicht böse, es ist Holi."

Doch die Demonstrierenden sind wütend. Viele von ihnen kritisieren die Polizei, weil diese es ignoriere, wenn Frauen gestalkt, belästigt und vergewaltigt werden.

Der Facebook-Post einer Studentin des Jesus and Mary College in Delhi | Screenshot via Facebook

Ravi Jatwani ist Vorsitzende der Studierendenvertretung am JMC. Sie sagt, die Polizei habe sich vergangenes Jahr geweigert, eine Anzeige aufzunehmen, nachdem ein Mann zwei mit Sperma gefüllte Ballons auf sie geworfen hatte. Die Beamten hätten die Tat als "ein Ärgernis" abgetan.

Maya John ist eine der JMC-Professorinnen, die sich mit der Bewegung solidarisieren. Neben der Gleichgültigkeit der Polizei kritisiert sie eine Kultur der Straffreiheit. "Ein kleiner Junge mag Ballons noch wahllos werfen, aber bald hat er sich abgeschaut, damit auf die Brüste und den Po von Frauen zu zielen." In Indien würden sich Jungs schnell daran gewöhnen, dass sie nicht bestraft werden.

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Foto: Vidushi Soni und D.C. Tanisha

Die Gründerin der feministischen Studierendengruppe Nazariya, Ruth Chawngthu, sagt gegenüber VICE, das Problem mit den Sperma-Ballons sei nicht neu. "Studentinnen des LSR sind seit drei Jahren diesem Problem ausgesetzt", erklärt sie. "Auch Mitglieder von Nazariya haben solche Vorfälle erlebt. Man hat sie mit Ballons beworfen, die mit Sperma oder Urin gefüllt waren."

Einige männliche Studenten machen derweil ihren eigenen "Protest" auf Facebook. Sie behaupten, Frauen hätten sie mit Ballons voller Menstruationsblut beworfen, und setzen die protestierenden Studentinnen mit Mitgliedern des Ku-Klux-Klan gleich.

Die Polizei von Delhi hat zumindest eine Maßnahme ergriffen, auch wenn deren Nutzen zweifelhaft ist: Ballons, die im nicht aufgeblasenen Zustand fünf Zentimeter oder mehr messen, dürfen nicht mehr verkauft werden. Außerdem verbot die Behörde das Werfen von Ballons voll Farbe, Wasser oder anderen Flüssigkeiten. Die Verfügung gilt nur für die Zeit um Holi.

Die Holi-Verfügung der Polizei von Delhi | Foto: Parthshri Arora

Das Frauenkollektiv Pinjra Tod von der University of Delhi hat eine eigene Protestaktion gegen die Übergriffe veranstaltet. Avantika Tiwari, ein Mitglied der Gruppe, sagt VICE, sie halte die Maßnahmen für so gut wie nutzlos. "Wie praktisch, dass die College-Leitung überhaupt nicht reagiert, aber gleichzeitig die Polizei für ihre Untätigkeit kritisiert."

Tiwari sagt, es sei eine der Pflichten der Universität, sexualisierte Gewalt zu verhindern und angemessen auf sie zu reagieren. Nur so sei für Frauen und Mädchen der Zugang zu Bildung gewährleistet.

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