rechte Gewalt

Mallorca: Deutsche Neonazis sollen Schwarzen Türsteher ins Krankenhaus geprügelt haben

Die Spur führt in die rechte Hooliganszene von Lok Leipzig. Mittlerweile ermittelt die Mordkommission.
megapark mallorca
Der Angriff fand in der Diskothek Megapark auf Mallorca statt || Foto: imago images | foto2press

Am Samstagabend sollen zwei mutmaßliche deutsche Neonazis auf Mallorca einen senegalesischen Türsteher krankenhausreif geprügelt haben. Die beiden 20- und 21-jährigen Deutschen sollen den Türsteher am Eingang der Großraumdisco Megapark unvermittelt angegriffen und niedergestreckt haben. Das berichtet die deutschsprachige Mallorca Zeitung unter Berufung auf ihr spanischsprachiges Pendant Diario de Mallorca: Der Mann sei vorübergehend ohnmächtig geworden, habe später seine Beine nicht bewegen können und aus einem Ohr geblutet. Sicherheitsleute hätten die Schläger kurz darauf festgesetzt, die örtliche Polizei nahm die beiden Deutschen fest.

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Erste Hinweise darauf, dass es sich bei der Gewalttat um eine gezielte rassistische Attacke handelt, sollen sich auf den Handys der Festgenommenen finden: Bilder von Hakenkreuzen und dem Ku-Klux-Klan. Zeugen des Vorfalls sollen laut der spanischen Zeitung Ultima Hora mit "Nazis raus!"-Rufen reagiert haben. Zudem berichteten mehrere Medien, dass es sich bei den Schlägern um "radikale Fußballfans" handeln soll.


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Mittlerweile ermittelt die Mordkommission, die Anklage wird vermutlich auf versuchten Totschlag lauten. Für eine geplante Tat spricht, dass die mutmaßlichen Täter bei ihrem Angriff Mundschutze, wie sie im Kampfsport üblich sind, getragen haben sollen.

Einem mittlerweile geänderten Bericht der Mallorca Zeitung nach, sollen auch "szenekundige Beamte" der Leipziger Polizei als Unterstützung nach Mallorca gereist sein. Die Polizei Leipzig selbst macht auf Nachfrage keine Angaben zu einer möglichen Unterstützung. Man äußere sich nicht zu Fällen, in denen die Ermittlungen bei einer anderen Behörde liegen, teilte ein Sprecher VICE gegenüber mit.

Tatsächlich waren am Tattag zahlreiche Anhänger der Ultra- und Hooliganszene des Viertligisten Lokomotive Leipzig auf Mallorca unterwegs. Ein auf den Samstag datiertes Gruppenfoto, das einschlägige Hooliganportale veröffentlichten, zeigt rund 70 Lok-Anhänger, darunter vorbestrafte Gewalttäter und Kampfsportler. Eine unzensierte Version des Gruppenfotos – also das mutmaßliche Original – wurde auf dem Instagram-Account eines Trainers des Leipziger Imperium Fight Team gepostet. VICE liegt ein Screenshot vor.

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Das Imperium Fight Team gilt als Paradebeispiel für die Verflechtung von organisierter Fußballfanszene, extremer Rechte und Kampfsport. Gegen mehrere Kämpfer des Teams wurde Anklage erhoben, weil sie im Januar 2016 an dem größten organisierten Neonazi-Angriff der letzten Jahrzehnte beteiligt gewesen sein sollen. Damals hatten rund 250 bewaffnete und vermummte Personen den linksgeprägten Leipziger Stadtteil Connewitz angegriffen, mehrere Menschen verletzt und sechsstelligen Sachschaden verursacht.

Das Kampfsport-Team ist eng verbunden mit der Hooliganszene um Lok Leipzig, die als extrem rechts gilt und immer wieder durch gewalttätige Ausschreitungen und gezielte Übergriffe auf politische Gegner und ausländisch aussehende Menschen auffällt.

Cheftrainer Benjamin Brinsa, Kampfname: "The Hooligan", verlor wegen seiner mutmaßlichen Neonazi-Verbindungen 2013 sogar einen Vertrag mit dem Branchenriesen UFC, bevor er auch nur einmal gekämpft hatte.

Für die beiden mutmaßlichen Angreifer wird der Mallorca-Aufenthalt nun etwas länger ausfallen. Die beiden Leipziger befinden sich derzeit in Untersuchungshaft, die Möglichkeit auf Kaution freizukommen, soll durch einen Richter abgelehnt worden sein. Unter dem Gruppenfoto der Lok-Anhänger sammeln sich bereits die ersten Kommentare: "Zwei von euch bleiben jetzt ein paar Jahre länger auf der Insel."

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