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Karenz

Straches Papa-"Monat" ist eher ein verlängerter Weihnachtsurlaub

Wann werden Männer endlich nicht mehr dafür abgefeiert, sich ein paar Tage um ihre Kinder zu kümmern?
HC Strache und ein Vater mit seinem Kind auf den Schultern
Foto Strache: Imago | CHROMORANGE || Vater mit Kind: Imago | Westend61

HC Strache wird aller Voraussicht nach zwischen Weihnachten und Silvester zum dritten Mal Vater. "Ab 21. Dezember könnte es laut Ärzten jederzeit so weit sein", verkündet er strahlend im Krone-Interview. Der Vizekanzler wird sich einen Papa-"Monat" nehmen, sein Gehalt werde er in der Zeit an eine Tierschutzorganisation oder eine Vereinigung für bedürftige Kinder spenden. Er wäre damit das erste männliche Regierungsmitglied auf Bundesebene, das sich für sein Kind eine Auszeit nimmt.

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Es ist ja grundsätzlich schön, wenn ein Vater mit Karriere ein paar Tage mit seinem Kind verbringt. Straches Papa-"Monat" findet allerdings über Weihnachten statt, für durchschnittliche Angestellte ist das näher an einem verlängerten Urlaub als an einer echten Karenz. Er kündigt an: "Ich werde wickeln, baden und mich beim Spazierengehen natürlich auch gerne mit anderen Eltern über Bäuerchen etc. unterhalten." Es klingt, als wolle er dafür gelobt werden. Um zu begreifen, wie grotesk das ist, muss man sich nur eine Frage stellen: Wann hat eigentlich einmal eine Frau dafür öffentlich um Anerkennung dafür gebeten, dass sie ihrem Neugeborenen die Windel wechselt?


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Politiker und Politikerinnen auf Bundesebene haben keinen Anspruch auf Karenz, da sie kein Dienstverhältnis haben, sondern eine Funktion. Weil er also gar nicht in Karenz gehen kann, entscheidet er sich quasi für einen inoffiziellen Papa-"Monat". Das passt auf den ersten Blick so gar nicht zur antifeministischen Politik der FPÖ und kann schon zu einem Munkeln führen: Wird Strache jetzt progressiv? Gibt es im Haushalt Philippa und HC tatsächlich die gleichberechtigte Rollenverteilung, die sie uns im Krone-Interview verkaufen wollen? Zum Weltfrauentag erklärte Strache schließlich in der Wiener Zeitung, dass er die Gleichberechtigung der Geschlechter für eine der "wichtigsten Errungenschaften der Menschheitsgeschichte" halte.

Ein Monat, mit oder ohne "Papa-" davor, besteht in den meisten Fällen aus 30 oder 31 Tagen. Das ist für viele vielleicht keine neue Information, für Strache offenbar schon. Laut der Kleinen Zeitung sollte er nämlich am 10. bzw. 11. Jänner wieder zurück in die Politik kehren, da sich die Koalition dann auf Klausur zurückzieht. Investigativen Rechnungen von VICE zufolge bleibt Strache, falls er nicht in dieser Sekunde Vater wird, dann nur etwa zweieinhalb Wochen zu Hause. Wenn das Baby einen Geburt-Senkrechtstart hinlegt und gleich am 21. Dezember kommt, vielleicht sogar ganze drei Wochen. Selbst wenn er nach der Klausur wieder zurück in den Papa-"Monat" geht, hat er seine "Karenz" immer wieder verlassen. Er sichert schon im Vorhinein zu, trotzdem einzelne Termine wahrzunehmen. Straches "Papa-Zeit" funktioniert also sowieso nur, weil es eine Mutter gibt, die rund um die Uhr auf das Baby aufpasst.

Seine Frau Philippa bekommt dafür natürlich keine Credits. Es gibt wirklich keinen Grund, Männern wegen so einer kurzen Zeitspanne auf die Schulter zu klopfen, aber sehr viel Grund, jedem, der das schon als progressive Aufteilung wertet, mit einem Augenrollen zu begegnen. In diesem Sinne: Schöne Weihnachtsferien, HC.

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