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Sex

'Naked Attraction'-Teilnehmer erzählen, ob sie es bereuen, bei der Nackt-Datingshow mitgemacht zu haben

"Meine Mama hat zum ersten Mal seit 30 Jahren meinen Penis gesehen und war sehr begeistert von meinem Hintern – ich habe aber auch einen richtig geilen Arsch."
Foto: RTL | Tower Productions

Es gibt sicher einfachere Wege, den Partner fürs Leben zu finden, als sich nackt hinter eine Milchglasscheibe zu stellen und das Ganze von RTL2 filmen zu lassen. Andererseits, so kann man argumentieren, wurden bei der Nackt-Kuppelshow Naked Attraction zumindest die Möglichkeiten und Grenzen des Körperlichen schnell geklärt. Vielleicht eine Chance, sich anschließend ungezwungen jenseits von Pimmellängen und Schamlippenformen ganz entspannt kennenzulernen.

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Zweifellos ist Genitalwedeln vor 1,45 Millionen Zuschauern nicht die komplexeste Art, Aufmerksamkeit zu generieren – Dating hin oder her. Einige der Kandidaten und Kandidatinnen sehen die Show als Chance, durch kleine Nackt-Skandale im Gespräch zu bleiben – und Geld gab es dafür auch noch. Über die Gage, die RTL2 ihnen gezahlt hat, dürfen sie nicht reden, sagen sie, das habe der Sender vertraglich verboten. Grund genug, sie ein paar andere grundlegende Dinge zu fragen: Wie fühlt es sich eigentlich an, nackt bei RTL2 im Glaskasten zu stehen? Welche Chancen ergeben sich aus so einem gescripteten Flitzer-Auftritt wirklich? Und hat das Ganze überhaupt irgendwas mit Liebe zu tun?

Eveline, 28, Unternehmerin: "Die Zuschauer sollten sehen, dass es nicht nur 'Titten oder Penis' gibt, sondern auch 'Titten und Penis'"

Foto: Björn Stümper

VICE: Wie kommt man darauf, an einer Nackt-Datingshow teilzunehmen?
Eveline: Die Produktionsfirma ist auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich bei der Show mitmachen will – für Geld. Ich habe erst Nein gesagt, weil mir das Format zu trashig war. Zwei Wochen später hat die Produktion aber zugestimmt, wegen mir eine bisexuelle Runde zu organisieren, bei der Männer und Frauen gemischt antreten.

Und, wie war's so?
Bis auf die Tatsache, dass der Kasten, in dem ich stand, eiskalt war, hatte ich mit dem Nacktsein kein Problem. Für mich ist das nichts Weltbewegendes. Ich habe teilgenommen, um den Zuschauern einen Denkanstoß zu geben: Sie sollten sehen, dass es nicht nur "Titten oder Penis" gibt, sondern auch "Titten und Penis". Das ist schließlich nicht für jeden alltäglich. Außerdem bin ich dort auch als Unternehmerin aufgetreten, weil ich die Person Eveline Vevery bekannter machen möchte.

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Fast eineinhalb Millionen Menschen haben dich nackt im Fernsehen gesehen. Hast du jetzt mehr Erfolg beim Daten?
Es ist nicht anders als vorher. Natürlich melden sich täglich noch viele und schreiben, dass sie mich in der Show gesehen haben. Die Männer kommen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen. Etwa 70 Prozent der Anfragen kommen von Muslimen, die mich unbedingt kennenlernen wollen. Durch meinen Job sind viele Männer aber sehr vorsichtig. Wenn ich Dates habe, trägt die eine Hälfte besonders dick auf und erfindet irgendwas, um mir das Wasser zu reichen, die andere Hälfte finde ich uninteressant. Aktuell habe ich aber eh keine Zeit für Dates. Wenn sich etwas ergibt, lasse ich es auf mich zukommen.

Würdest du nochmal an der Show teilnehmen?
Ja. Ich glaube aber, dass die Produktionsfirma bei der ersten Staffel ein paar Startschwierigkeiten hatte, die man verbessern könnte – das Zeitmanagement des Drehs und die Versorgung der Kandidaten zum Beispiel. Einige bekamen geringe Gagen und mussten sich vier Tage lang selbst verpflegen. Außerdem hat sich das Team nicht an Absprachen aus E-Mails gehalten: Fünf Minuten vor Drehstart haben sie mir gesagt, dass sie statt meinem Künstlernamen meinen gesetzlichen Namen Miriam verwenden würden. Sie wollten nicht, dass die Zuschauer mich sofort im Internet finden. Ich habe allerdings bei der Show mitgemacht, um Eveline Vevery bekannt zu machen – nicht Miri.

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Isaak, 36, Gastronom und Pornodarsteller: "Wenn du jemanden nackt kennenlernst, kannst du dich besser auf den Charakter konzentrieren."

Foto: Ela Unart

VICE: Als Pornodarsteller ist es für dich sicher nichts Besonderes, nackt im Fernsehen zu sein. Warum hast du bei der Show mitgemacht?
Isaak: Mit den Pornos ist es etwas anders als mit der RTL2-Show: Wer Filme von mir sehen will, besucht entsprechende Websites oder kauft eine DVD. Naked Attraction haben ganz andere Leute gesehen, weil die Sendung abends im Free-TV lief. Ich habe mitgemacht, weil ich eine neue Dating-Erfahrung machen und als Pornodarsteller bekannter werden wollte. Die Produktionsfirma hatte ja viele Kandidaten und Kandidatinnen eingeladen, die schon mal Pornos gedreht haben. Wir hatten auch außerhalb der Drehs viel Spaß.

Was genau meinst du mit Spaß?
Ich sag mal so: Wir haben den ganzen Tag zusammen verbracht, was getrunken, gefrühstückt – und natürlich auch Clips für unsere Websites gedreht.

Findest du das Konzept der Show nicht oberflächlich?
Du bist, wie ich auf deinem Profilbild gesehen habe, ja auch eine attraktive Frau. Wie machst du das denn in der Disco oder im Café, wenn dir jemand gefällt, fragst du nach dem Charakter?

Nein, aber ich bin dabei in den seltensten Fällen nackt.
In einer Nackt-Datingshow weißt du einfach sofort, was Sache ist: Gefällt dir der Körper, die Brüste? Frauen tragen ja oft Push-up-BHs oder Corsagen, ich sehe es als Vorteil, jemanden direkt nackt zu sehen – dann kann man sich besser auf den Charakter konzentrieren. Eigentlich ist das gar nicht oberflächlich. Leider hat sich meine Pickerin Nancy am Ende für den anderen Typen entschieden.

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Markus, 37, Model, Schauspieler und Bushido-Double: "Ich wollte im Gespräch bleiben."

Foto: Privat

VICE: Wie fühlt es sich an, seinen Penis für RTL2 in die Kamera zu halten?
Markus: Ich muss nicht jedem meinen Penis zeigen, aber in dem Fall war das Hauptziel, aufzufallen und im Gespräch zu bleiben. Und dann dachte ich: Vielleicht finde ich ja wirklich meine große Liebe. In meinem Beruf und allgemein ist es ja nicht so leicht, eine Partnerin zu finden. Leider war in der Produktion vieles gefaket: Die Produktion hat vor allem Leute aus dem Pornobereich angefragt. Ich weiß das, weil ich die meisten der anderen Teilnehmer schon aus anderen Fernsehformaten kenne und sie es mir erzählt haben. Die Weiber labern viel. So kam das dann raus.

Was sagt deine Familie denn dazu?
Meine Mama hat zum ersten Mal seit 30 Jahren meinen Penis gesehen und war sehr begeistert von meinem Hintern – ich habe aber auch einen richtig geilen Arsch.

Hilft dir die Show dabei, Frauen kennenzulernen?
Da brauche ich keine Hilfe: Man schaut mir einfach in die Augen und hört mir beim Reden zu. Ich habe nie Probleme, Frauen kennenzulernen. Im Gegenteil: Ich bin ein Kavalier der alten Schule – ich weiß, wie Dating geht.

Warum musst du dann bei einer Datingshow deine große Liebe suchen?
Ich war neugierig und wollte mir das Format anschauen. Außerdem sieht der Job in meiner Vita gut aus – und die Gage war auch nicht schlecht. Die Show hat meinen Bekanntheitsgrad steigen lassen, für mich war es insgesamt cool.

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Katarzyna, 41, arbeitet im Einzelhandel: "Ich würde es nicht nochmal machen."

Foto: Michael Eitenbenz

VICE: Was war für dich der Grund, an einer Nackt-Datingshow teilzunehmen?
Katarzyna: Ich wollte meine eigenen Grenzen austesten: Ich bin gerne nackt, gehe in die Sauna und zum FKK-Strand, aber im Fernsehen ist das schon etwas anderes. Ich dachte außerdem, dass ich vielleicht wirklich jemanden kennenlerne. Daraufhin habe ich mich beworben. Ich bin in meiner Folge aber gleich als erste Kandidatin rausgeflogen. Zum Glück! Schon, als ich die Stimme meines Pickers gehört habe, fand ich den Kerl nicht gut. Als ich ihn danach gesehen habe, bestätigte sich mein Eindruck – er entsprach überhaupt nicht meinen Vorstellungen von einem Mann.

Deutschland kennt dich jetzt nackt. Wie findest du das?
Als eine der Einzigen nackt rumzulaufen, während der Rest des Teams angezogen ist und alle Kameras auf dich zeigen, ist schon komisch. Am Anfang dachte ich: "Was hast du dir nur dabei gedacht?" Es war mir unangenehm, bis zum Schluss hatte ich ein Gefühl der Beklemmung. Das wurde im Laufe des Drehs zwar besser, weil die Atmosphäre locker war und sich alle so toll um uns gekümmert haben. Als ich es am Ende hinter mich gebracht hatte, war ich trotzdem richtig stolz auf mich. Als einmalige Erfahrung war es OK, aber nochmal würde ich nicht bei Naked Attraction mitmachen.

Du hast zwei Söhne, 10 und 13 Jahre alt. Was sagen die denn dazu?
Meine Kinder wissen bis heute nicht, dass ich bei der Show mitgemacht habe. Ich habe ihnen nichts davon erzählt – weder davor noch danach. Die Sendung haben sie nicht gesehen, weil sie um die Uhrzeit schlafen, und von ihren Schulfreunden haben sie bist jetzt auch nichts mitbekommen. Mein Ältester ist zwar auf YouTube unterwegs, aber ich denke nicht, dass er irgendwann über die Sendung stolpert – und wenn doch, würde ich es ihm eben erklären. Ich lasse auch Aktfotos von mir schießen, das wäre für meine beiden Söhne nichts Neues.

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