Eine Künstlerin macht Mash-ups aus österreichischer Politik und klassischen Gemälden

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Schon wieder Wahlen!!!

Eine Künstlerin macht Mash-ups aus österreichischer Politik und klassischen Gemälden

Und weil sie die Bedeutung dahinter lieber nicht erklären will, haben wir das gemacht. Oder es zumindest versucht.

Popkultur und Kunst waren immer schon gute Freunde. Und am besten verstehen sie sich dann, wenn sie radikal aufeinandergeklatscht werden – man denke dabei etwa an den philippinischen Designer Eisen Bernardo, der bekannte Magazin- und Album-Cover dermaßen skrupellos mit altehrwürdigen Gemälden collagiert, dass sogar das "Despacito"-Artwork ein ganz, ganz kleines bisschen wie Kunst anmutet.

Einer ähnlichen Herangehensweise bedient sich auch die Wiener Fotografin Olivia Felix, die statt Popstars einfach die gesamte hochkarätige Besetzung der aktuellen Staffel von "Schon wieder Wahlen!!!" hernimmt und ihre Gesichter auf Werke von Egon Schiele oder Frida Kahlo pickt. Die Ergebnisse sind – wenig überraschend – spektakulär.

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"Ich habe durch mein Studium viel mit Kunstgeschichte zu tun, daher kommt die Idee – da entsteht an einem Sonntagnachmittag dann sowas anstatt Netflix", sagt Olivia gegenüber VICE. Warum gerade Christian Kern zum Gesicht von Egon Schiele wird und wieso Kurz und Strache ein amerikanisches Bauernpärchen verkörpern, lässt sie dabei eiskalt offen: "Ich hab die Kombinationen natürlich schon sehr bewusst so gewählt – ich mag es aber lieber, wenn es jeder für sich selbst interpretiert." Also tun wir genau das: Wir interpretieren. Für uns selbst.

Egon Schiele, Selbstbildnis mit Lampionfrüchten + Christian Kern

Jetzt ist es aber nun mal so, dass ich nur bedingt Ahnung von Kunst habe und mich ob der wahrhaftigen Bedeutung berühmter Werke von Kahlo und Konsorten auf Wikipedia und andere zwielichtige Internetquellen verlassen muss. Über Egon Schiele lerne ich dort zum Beispiel, dass er sich wohl selbst am Allergeilsten fand und deshalb ein Selbstbildnis nach dem anderen schiss. Eines davon ist jenes mit Lampionfrüchten, hier verziert mit Bundeskanzler Christian Kern.

Die Website eines Museums behauptet, nichts auf dieser Malerei sei "dem Zufall überlassen", was mich einerseits darüber nachdenken lässt, wie zur Hölle auf einem Gemälde überhaupt irgendetwas "dem Zufall überlassen" sein kann. Es ist ja jetzt nicht so, als bestünde in der Situation erhöhtes Photobombing-Risiko. Andererseits: Wenn auf Gemälden wirklich etwas "dem Zufall überlassen" sein kann, wie auch immer das funktionieren soll, dann dürfte wohl das "Selbstbildnis mit Lampionfrüchten" das perfekte Beispiel dafür sein. Nahezu alles daran wirkt, naja, irgendwie zufällig.

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Aber was weiß ich schon – angeblich sieht man Schiele hier (noch) nicht an, dass er später eine ziemlich schwere Zeit durchmachen sollte, die ihn an sich selbst zweifeln lassen würde. Macht daraus, was ihr wollt. Auffällig ist auch, wie seine linke Schulter nach oben geneigt ist, während die rechte Schulter nach unten zu fallen scheint. Macht auch daraus, was ihr wollt. Ich bin schließlich nicht euer Lehrer.

Frida Kahlo, Selbstbildnis mit Dornenhalsband + Ulrike Lunacek

Auf dem Lunacek-losen Originalbild von Frida Kahlo ist einiges los: Auf der linken Schulter eine hier nicht zu sehende schwarze Katze, die Unglück und Tod bringt, auf der rechten Schulter ein süßes Äffchen, das angeblich das Symbol des Teufels ist. Und als wäre all das nicht schon Elend genug, ziert auch noch Jesus' Dornenkrone ihren Hals. Letztere stellt Frida Kahlo nicht nur als christliche Märtyrerin dar, sie symbolisiert auch die fortwährenden Schmerzen, die ihr die Scheidung von ihrem Ehemann bereitet.

Sagen wir so: Es sind nicht gerade glückliche Umstände, in die Ulrike Lunacek hier gephotoshoppt wurde. Todeskatze, Affe aus der Hölle, Märtyrertod – alles eher suboptimal. Die Sache mit dem Trennungsschmerz ergibt allerdings schon irgendwie Sinn. Parteiinterne Scheidungen gab es bei den Grünen in letzter Zeit en masse – womit wir auch schon bei Peter Pilz und seinem Schniedelwutz angelangt wären.

Michelangelo, Monumentalstatue David + Peter Pilz

Der biblische David, der den Riesen Goliath mithilfe einer Steinschleuder besiegen konnte, dargestellt als fünf Meter hohe Heldengestalt. Von Michelangelo herausgeschlagen aus einem Block Marmor, der von anderen Künstlern zuvor als unbrauchbar abgetan wurde. Nackt, um die totale Schutzlosigkeit im Kampf gegen Goliath zu unterstreichen.

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Freunde, ich glaube, das hier ist einfach: Peter Pilz ist David, Goliath sind die zu bezwingenden, etablierten Großparteien, die Nacktheit ist das eine einzige Wahlplakat der Liste Pilz, die Grünen sind der unbrauchbare Marmorblock und der Penis ist im Verhältnis zu einer Körpergröße von über fünf Metern vielleicht gar nicht mal so klein!

Grant Wood, American Gothic + Sebastian Kurz, Heinz-Christian Strache

Es existieren viele Interpretationen für Grant Woods American Gothic, einem der berühmtesten Gemälde der USA. Die einen sehen darin ein klassisches Ehepaar, die anderen einen bissigen Vater und seine unverheiratete Tochter. Manche glauben, darin eine Satire auf die Engstirnigkeit des mittleren Westens zu sehen, andere erkennen die Glorifizierung amerikanischer Tugend – und wieder andere denken einfach an Desperate Housewives.

Wie dem auch sei: Seht ihr, wie der Mann seinen Grantler-Blick direkt dem Betrachter zuwendet, wohingegen die Frau ihre eiserne Miene demonstrativ in die Ferne wirft, vorbei an ihrem Ehemann/Vater und auch vorbei am Betrachter?

Am Ende steht hier vielleicht auch einfach nur ein grantiger Bauer mit Heugabel, der seinen Missmut direkt kommuniziert, während die weitaus jüngere, mindestens genauso grantige Dame alle Beteiligten rotzfrech ignoriert, ebenso mürrisch wie entschlossen ins Nichts gafft und einen am Ende fragend darüber zurücklässt, in welchem Verhältnis die beiden jetzt eigentlich zueinander stehen.

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Leonardo da Vinci, Mona Lisa + Matthias Strolz

Warum lächelt sie? Lächelt sie überhaupt? Ist sie fröhlich oder traurig? Ist sie ein Er? Wer ist sie? Ist sie Jesus? Ist sie Maria Magdalena? Ist sie Leonardo da Vinci in Drag? Seine Mutter? Eine Geliebte? Ist sie überhaupt real? Woran denkt sie? Woher kommt sie? Wie alt ist sie? Warum verfolgen ihre Augen mich überall hin? Was hat Tom Hanks damit zu tun? Wurde sie geklont? Ist Mona Lisa bei den NEOS?

Michelangelo, Die Erschaffung Adams + Christian Kern & Alexander Van der Bellen

Alexander Van der Bellen als allmächtiger Herrscher mit Bart und Toga klingt schon mal schlüssig: In dieser Version von Michelangelos Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle "Die Erschaffung Adams" schöpft Sascha gleich mal einen Bundeskanzler – und einen nackerten obendrauf. Schlaff, beinahe müde hängt er da, streckt seinen leblosen Arm in Richtung VdB, dessen entschlossener Zeigefinger zu rufen scheint: "Host an Tschick?" Was zwischen ihnen bleibt, ist die berühmteste Lücke in der Geschichte der Menschheit.

An diesem Punkt scheint die Beziehung zwischen Gott und Adam ja noch in Ordnung. Später wird Adam bekanntermaßen in einen Apfel beißen (möglicherweise in einen sauren) und damit den Zorn Gottes auf sich ziehen – wie genau das für Kern und Van der Bellen zu übersetzen ist, ob die Erschaffung Adams die Bundeskanzler-Angelobung zeigen soll, muss am Ende jeder selber wissen. Denn schließlich ahmt das Leben die Kunst weit mehr nach, als das Leben die Kunst, oder so ähnlich.

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