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In Griechenland sollen Migrantenarbeiter ihre Prozesskosten selbst zahlen

Erst wurde auf die bangladesischen Einwanderer geschossen und dann sollen sie auch noch die Kosten der darauffolgenden Gerichtsverhandlung übernehmen. Jetzt wehren sie sich.
Foto: Alexia Tsagari

Am 17. April 2013 forderten knapp 200 bangladesische Immigranten, die in den Erdbeerfeldern der griechischen Kleinstadt Manolada angestellt waren, bei ihren Arbeitgebern das noch ausstehende Gehalt von sechs Monaten Arbeit ein. Daraufhin eröffneten die das Feuer und verletzten 28 Menschen.

Die Kontroversen um den Fall von Manolada und um die darauffolgenden Gerichtsverfahren scheinen kein Ende zu nehmen. Den bangladesischen Migranten wurden weder jegliche Form von Zeugenschutz noch finanzielle Kompensation zugesprochen, jetzt wird auch noch von ihnen erwartet, dass sie die Kosten des Verfahrens tragen.

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Vor Kurzem wurden der Arbeitgeber und Erdbeerhändler Nikos Vaggelatos sowie Kostas Chaloulos, einer der angeklagten Schützen, freigesprochen. Zwei andere Aufsichtspersonen wurden jedoch verurteilt—einer wegen schwerer Körperverletzung, der andere wegen unterlassener Hilfeleistung.


Das Leben als illegaler Immigrant in Griechenland:


Während der Verhandlung verlangten die Anwälte der Migranten, dass der vorsitzenden Richterin der Fall entzogen wird. Sie meinten, dass sie sich im Laufe des Verfahrens immer wieder auf die Seite der Angeklagten gestellt hätte. Letztendlich wurde diese Forderung von einem Richterrat zurückgewiesen und weil der Vorwurf als unbegründet empfunden wurde, müssen jetzt die Migranten die angefallenen Kosten übernehmen.

Diese Kosten belaufen sich auf fast 360 Euro pro Person, was bei 35 Migranten eine Gesamtsumme von über 12.000 Euro bedeutet. Petrol Konstantinou, der Leiter der Organisation KEERFA (Gemeinsam gegen die rassistische und faschistische Bedrohung), sagte gegenüber VICE:

„Während der Verhandlung beantragte der Anwalt Moses Karampidis eine Freistellung des Vorstands. Er wollte sogar, dass die Richterin komplett ersetzt wird, weil er ihr Verhalten als komplett skandalös empfand."

„Diese auferlegten Kosten betrachten wir als rassistisch und wir verlangen, dass diese Entscheidung wieder zurückgenommen wird", fuhr er fort.

Arbeiter in einem Erdbeerfeld (Foto: Orange County Archives | Flickr | CC BY 2.0)

Die Immigranten haben bereits vor dem Finanzministerium Griechenlands demonstriert, wo sie auch vom Leiter des Büros vom stellvertretenden Finanzminister Kostas Papadigenopoulos willkommen geheißen wurden. Die Arbeiter reichten dabei ihr Gesuch zur Annullierung der Kostenübernahme ein. Arif Achman, der Vertreter der Immigranten, meinte gegenüber VICE: „Auf diese Menschen wurde geschossen und dazu haben sie nicht mal ihren immer noch ausstehenden Lohn erhalten. Und jetzt sollen sie auch noch die Kosten für das Verfahren übernehmen? Kostas Papadigenopoulos versicherte uns, dass uns das Ministerium bei der Annullierung der auferlegten Kosten zur Seite stehen würde. Dazu sagte er noch, dass die ganze Angelegenheit eine echte Schande sei."

Die meisten Arbeiter sind aus Manolada weggegangen. Einige leben jetzt wieder im Ausland, andere suchen in anderen Teilen Griechenlands nach Arbeit. Der Zwischenfall von Manolada verfolgt sie jedoch weiterhin:

„Wenn die Arbeitgeber sehen, dass man in Manolada angestellt war, dann wollen sie einen nicht mehr einstellen", erzählte Achman.

Liton, einer der Arbeiter von Manolada, lebt zur Zeit in Athen, wo er auf Jobsuche ist. Er hat nicht das nötige Geld, um die Gerichtskosten zu bezahlen.

„Weißt du eigentlich, wie lange ich schon arbeitslos bin? Es ist wirklich nicht einfach. Das Geld, das uns noch geschuldet wird, haben wir auch noch nicht gesehen. Ich finde keine Arbeit. Für kurze Zeit hatte ich mal einen Job, aber dann wurde ich gefeuert, weil mein Chef mich in den Nachrichten gesehen hatte."